DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | 99084 Erfurt
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DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | 04435 Schkeuditz
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Würde man Erfurt auf der Landkarte der deutschen Luftfahrt betrachten, könnte man sich fragen: Wirklich, dort gibt es Fluglotsen? Doch, die gibt es. Und der Job ist weder ein Nischenphänomen noch ein verstaubter Beamtenberuf aus den Achtzigern – sondern ein hochkomplexes Geflecht aus Verantwortung, Technik, Konzentration und, ja, manchmal auch Zweifeln. Die Rolle des Fluglotsen in Erfurt – das ist viel mehr als monotones Kommandogeben aus einem gläsernen Turm. Doch fangen wir von vorne an.
Anders als an den ganz großen Drehkreuzen brummt es in Erfurt am Flughafen nicht im Minutentakt, aber man macht sich was vor, wenn man die Arbeit deshalb für leichter hält. Die Aufgaben sind klar umrissen: sichere und reibungslose Abwicklung des Flugverkehrs – Punkt. Klingt schlicht, füllt aber Tag und Kopf. Denn auch acht Maschinen am Tag können fordern, wenn das Wetter kippt, ein Rettungsflug reinwill und ein Helikopter ausnahmsweise nicht funkt wie er soll. Was viele erstaunt: Die Technik ist hier – Staunen beim ersten Antritt garantiert – durchaus auf Augenhöhe mit deutlich größeren Standorten. Das bedeutet: Radar, Sprechfunk, Tower-Automatisierung. Die Digitalisierung stoppt nicht an der Thüringer Landesgrenze. Manchmal frage ich mich, wie viel von diesem Hightech-Blinken und Piepen eigentlich bloß zur Beruhigung eingebaut ist – am Ende zählt doch immer ein klarer Kopf.
Wer sich ernsthaft überlegt, ob er als Berufseinsteiger oder Umsteiger in Erfurt Fluglotse werden will, trifft ziemlich schnell auf eine alte Weisheit: Man muss nicht Superman sein. Man sollte sich aber zu organisieren wissen – und mit Druck umgehen können, der keine Arbeitszeit kennt. Auch Nachtschichten, Engpässe, plötzliche Umdisponierungen gehören dazu, das ist keine Reklamefloskel. Die Anforderungen an Präzision und Aufmerksamkeit – die sind unnachgiebig. Aber: Die Kommunikation hat sich verändert. Zwischen Digitalfunk, neuen Automatisierungsmodulen und internationaler Protokollhygiene läuft vieles transparenter, aber auch technischer ab. Manchmal zu Inzidenzen – „Kannst du mich hören?“ ist ein Satz, der öfter fällt, als man denkt. Man gewöhnt sich. Irgendwann wird’s sogar Routine, seine eigene Stimme zehnmal am Tag durch Metall und Glas zu schicken.
Das Thema Geld will keiner ansprechen, jeder denkt dran. In Erfurt bewegen sich die Einstiegsgehälter für Fluglotsen aktuell im Bereich von 2.800 € bis 3.200 €. Mit steigender Verantwortung, Sonderschichten oder Zusatzqualifikationen geht es in Richtung 3.500 € bis 4.000 €. Nicht das Hamburger Niveau, aber auch kein Grund, die Nase zu rümpfen. Was unterschätzt wird: Neben dem Grundgehalt gibt es Schichtzulagen und oft Möglichkeiten für Fortbildung, die wiederum in die Vergütungsstruktur einfließen. Ich habe den Eindruck, dass das Thema Geld hier bodenständiger behandelt wird als etwa in Frankfurt – vielleicht, weil Erfurt auch von den Lebenshaltungskosten her noch nicht in schwindelerregenden Sphären schwebt.
Vieles hat sich in der Luftfahrt in den letzten Jahren verändert – außer vielleicht das Wetter. Die Erfurter Luftfahrt wächst langsam, aber es gibt Bewegung: Die Bedeutung von Regionalflughäfen, technische Vernetzung, neue Anforderungen durch Drohnen und Luftrettung sorgen für spannende Veränderungen im Anforderungsprofil. Wer hier einsteigt, wird mitkriegen: Die Zeiten der sturen Abwicklungslisten sind vorbei. Flexibilität zählt. Wer weiterdenkt, kann spekulieren, dass sich auch Lufttaxen irgendwann mal auf Erfurt einstellen werden – vielleicht noch Zukunftsmusik, aber in der Branche schon leises Thema.
Fluglotse in Erfurt zu sein, ist kein Karriereweg für Blender oder Technikromantiker. Es braucht Standvermögen – und manchmal den Mut, Fehler einzugestehen, bevor sie gefährlich werden. Das Schöne daran: Man wächst in diesen Beruf hinein, mit all seinen Ecken, Kanten und kleinen Momenten, in denen der Himmel über Thüringen plötzlich mehr als nur Kulisse ist. Ist das immer leicht? Nein. Aber, um ehrlich zu sein: Ein bisschen stolz sollte man sein, wenn man abends den Tower verlässt und weiß, dass alle sicher unten sind.
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