DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | 30159 Hannover
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Staubige Klischees halten sich hartnäckig über Berufe, die irgendwie mit Technik, Verantwortung und Nervenstärke zu tun haben – Fluglotse gehört definitiv in diese Kategorie. Wer aber meint, Fluglotsen in Braunschweig würden nur als unsichtbare Marionettenspieler kleine Flugzeuge von A nach B manövrieren, verkennt die tiefere Mechanik dieses Jobs. Es ist nicht einfach ein Zahnrädchen im System – eher ein Werkbankplatz für Kontrollierte, ein Schachfeld für Problemlöser und, ja, gelegentlich auch das Epizentrum organisierter Hektik. Als jemand, der Einblicke aus verschiedenen Perspektiven gesammelt hat, kann ich sagen: Die Ausbildung bläst einen auf den Hosenboden. Im Beruf selbst erwartet einen… das echte Leben: Routine trifft Überraschung, Technik auf Tücke – willkommen in Braunschweig.
Ich will hier niemanden mit „Digitalisierung am Himmel“ langweilen, aber Braunschweig ist aus gutem Grund ein besonderer Standort. Mit dem Forschungsflughafen, der Nähe zu DLR und einschlägigen Luftfahrtinstituten wird hier schon mal mehr getestet als anderswo – Flugdrohnen, neue Simulationsverfahren oder automatische Landeanflüge sind im Alltag dichte Begleiter. Klar, Routineflüge gibt es auch, aber die hiesige Mischung aus Verkehrsleitstelle, Forschung und ziviler Luftfahrt bringt so einige Ausnahmesitutionen mit sich – und einen Berg an Sondergenehmigungen. Für Berufseinsteiger heißt das: Wer geistige Beweglichkeit mitbringt und sich nicht vor kleinen Softwareeskapaden in der Steuerzentrale fürchtet, ist hier goldrichtig.
Manchmal frage ich mich, ob „Multitasking“ nicht eins der missbrauchtesten Schlagwörter der Neuzeit ist. Was am Schreibtisch hektisch wirkt, ist in der Flugsicherung harte Notwendigkeit. Ein Ohr am Funk, ein Auge am Radar, das andere am Kollegen – und immer der Gedanke, dass es eben echte Menschen sind, die da draußen den Anweisungen folgen. Braunschweig ist kein Frankfurt, keine internationale Mega-Hub-Hölle, aber unterschätzen sollte man die Konzentrationslast trotzdem nicht: Der Luftverkehr hier ist bunt, die Maschinen sind nicht standardisiert, es gibt viel Forschungsflugbetrieb, dazu Polizei-, Ambulanz- und VIP-Flüge. Wer einen Hang zum Planen, Improvisieren und – hier kommt's – kritischem Reflektieren hat, für den kann das ein beflügelnder Alltag sein.
Butter bei die Fische: Der Beruf lockt nicht nur Technikfreaks – auch das Gehalt ist ein Argument. Im Großraum Braunschweig starten Einsteiger je nach Vorbildung und Verantwortungsbereich mit etwa 2.800 € und können – je nach Erfahrungsstufe und Spezialisierung – auf 3.600 € oder mehr klettern. Nachtschichten, Bereitschaftsdienste und ein gewisser Grundpegel an Belastbarkeit gehören allerdings dazu. Manch einer unterschätzt das: Schichtdienste, Wochenendarbeit, Feiertage, Stressresistenz – das sind keine Fußnoten, sondern die Kultur dieses Jobs. Und doch: Die Gemeinschaft ist selten so stabil wie in diesen Teams, und die geistige Beanspruchung gibt’s immerhin steuerfrei, wenn man so will.
Vielleicht, das ist mein Eindruck, ist Braunschweig ein unterschätztes Pflaster. Während anderswo Airport-Romantik mit Lichterketten verkauft wird, ist hier der Einfluss von Forschung und Praxis beinahe spürbar – und das meine ich ganz bodenständig. Wer sich auf diese hybride Umgebung einlässt, begegnet täglich Prototypen, testet Grenzen aus (im Kopf, nicht am Himmel) und hat gleichzeitig die Chance, in stabile Strukturen einzuwachsen. Wer schon Erfahrung in verwandten Berufen hat – Techniker, Operatoren, Piloten oder Spezialisten im Luftfahrtumfeld – entdeckt häufig, dass die Lernkurve zwar steil, der Lohn aber nicht rein finanzieller Natur ist. Was viele unterschätzen: Die Mischung aus Spezialistentum und Teamgeist, Traditionsbewusstsein und digitaler Agilität ist hier breiter als im bundesdeutschen Schnitt – der Braunschweiger Luftfahrthimmel, so unspektakulär er manchmal wirkt, ist ein Labor für zukunftssichere Arbeitskonzepte.
Bleibt die Frage: Für wen ist das etwas? Für alle, die keine Angst vor Fehlerkultur, Gedrängel im Kopf und kurzen, aber intensiven Adrenalinschüben haben. Braunschweig bietet keine klassische Hochglanz-Kulisse – dafür einen fordernden, realen Luftverkehrs-Alltag, wie er sich in Deutschland selten findet. Immer ein bisschen zwischen Gewöhnung und Wagnis, zwischen Bodenhaftung und geistigem Übermut. Nichts für Zauderer, vielleicht. Aber ehrlich gesagt: Genau das macht die Sache so reizvoll.
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