DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | 10115 Berlin
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DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | 10115 Berlin
Manchmal frage ich mich selbst, wie viele Leute im Berliner Berufsalltag wirklich eine Ahnung haben, was sich hinter dem Begriff Fluglotse – hierzulande auch gerne mal Flugsicherungsingenieur genannt – verbirgt. Das Bild, das viele vor Augen haben: Ein dunkler Raum, große Bildschirme, jemand mit Headset, der in einer Sprache zwischen Englisch, Zahlen und klaren Anweisungen jongliert. Stimmt. Und stimmt auch wieder nicht. Denn in Berlin, wo die Luftfreiheit der Stadt und die Enge des Himmels ein seltsam urbanes Paar ergeben, ist Flugsicherung mehr als Koordination – es ist Konzentration, Verantwortung. Und, gewissermaßen, ein Alltagsabenteuer, das zwischen Präzision und Bauchgefühl pendelt.
Wer glaubt, dass jeder Tag am Berliner Kontrollturm wie der andere verläuft, der kennt die Stadt nicht. Berlin ist kein Frankfurt, wo der Himmel dauerüberfüllt ist; keine Weltstadt mit 24-Stunden-Taktung und Gigantenverkehr. Aber Berlin hat etwas Eigenes: den neuen Hauptstadtflughafen, die Nähe zu internationalen Grenzen, den Spagat zwischen diplomatischem Geplänkel (Stichwort Regierungsflüge) und Billigflieger-Chaos, das sich schon mal mit Handgepäck in die Luft erhebt, als hinge ihr Urlaub vom Funkverkehr ab. Wer hier flugsichert, muss improvisieren können. Mal trifft der russische Charter auf die polnische Cessna, mal rast ein medizinischer Rettungsflug durch die Kontrollzone, als gäbe es kein Morgen mehr. Routine? Gibt’s – aber erst, wenn man sie selbst definiert.
Fachliche Eignung ist selbstverständlich, wobei die Kriterien – Reaktionsvermögen, räumliches Denken, Stressresistenz – oft härter sind, als sich mancher am Küchentisch ausmalt. Technisches Grundverständnis? Pflicht. Englisch und Deutsch auf professionellem Niveau? Unverhandelbar. Die Ironie dabei: All das prüfen tatsächlich langwierige Assessments, aber was kaum jemand offen sagt – diese Prüfungen bringen eine Wahrheit ans Licht, die über Papierzeugnisse hinausgeht. Nervenstärke und Teamgeist sind kein Extra, sondern Grundausstattung. Wer das unterschätzt, landet schneller im Aus als gedacht. Ich glaube nicht, dass der Beruf für Choleriker gemacht ist, aber für Sprinter im Kopf – ja, das schon.
Jetzt zum Thema, das in jeder Mittagspause brodelt: das Geld. Einstiegsgehälter liegen im Berliner Raum etwa bei 2.800 € bis 3.400 €, oft genug ein Grund, warum Berufseinsteiger:innen trotz gut bezahlter Alternativen nicht schreiend davonlaufen. Mit wachsender Verantwortung kann das Gehalt auf deutlich über 4.000 € hinausgehen – ein Trostpflaster für das Durchhalten in Nachtschichten, an Wochenenden, Feiertagen. Doch ehrlich: Der Job saugt Energie. Viele halten ein paar Jahre durch, dann lockt die Weiterbildung oder der Wechsel in den Bereich Ausbildung, manchmal überwiegt das Privatleben. Und Berlin – mit seiner eigenen Mischung aus Weltoffenheit und Arbeitskultur, mit ein bisschen mehr Freiraum als die süddeutschen Hochburgen – sorgt immerhin dafür, dass auch Quereinsteiger:innen eine echte Chance bekommen, sofern sie mitwachsen wollen. Niemand wird dauerhaft auf Rosen gebettet, aber auch nicht ins kalte Wasser geworfen.
Ganz ehrlich: Die Digitalisierung ist im Tower angekommen – manchmal gründlich, manchmal halbherzig. KI-gestützte Prognosen, neue Radarsysteme, digitale Flugplandaten – das alles schwappt langsam über uns herein, macht die Arbeit anspruchsvoller. Wer sich davon abschrecken lässt, ist fehl am Platz; wer neugierig bleibt, kann sich tatsächlich fast in Echtzeit weiterentwickeln. Trotzdem, und das ist der eigentliche Reiz: Die Technik nimmt dir nie die Verantwortung ab. Auch das freundlich blinkende Datenpanel kann Fehler produzieren – dann braucht es keine App, sondern einen kühlen Kopf und schnelles Urteilsvermögen. Und genau darin liegt für mich der Kern des Berufs: Es gibt uns die digitale Zukunft, aber den Respekt vor menschlicher Entscheidung nimmt sie uns nicht.
Was bleibt – außer Kuriositäten wie abgestürzten Drohnen über Pankow oder skurril eingefügten Politflügen, an denen Berlin nie arm ist? Für Berufseinsteiger:innen und erfahrene Fachkräfte, die auf Veränderung aus sind, bietet der Arbeitsmarkt – trotz gesamtdeutscher Schwankungen – stabile Perspektiven. Flugsicherung in Berlin verlangt Charakter, kostet Nerven, gibt aber auch eine Portion Stolz zurück, die man nicht überall kaufen kann. Manchmal frage ich mich, ob ich zu pathetisch werde. Aber wenn ich nachts auf den funkelnden Sektor blicke, denke ich: Das ist kein Allerweltshandwerk. Das ist ein Beruf für Menschen, die Verantwortung annehmen wollen, ohne zu vergessen, dass auch sie Fehler machen dürfen. Und das ist, zumindest aus meiner Sicht, ziemlich berlinerisch.
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