Lufthansa Technik AG | 20095 Hamburg
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Airbus | 20095 Hamburg
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Manchmal frage ich mich, wie es wohl ist, in einem Beruf zu arbeiten, der irgendwo zwischen Hightech-Tüftelei und klassischem Handwerk angesiedelt ist. Wer als Fluggerätelektroniker in Kiel sein erstes Werkzeug in die Hand nimmt – oder nach Jahren in anderen Branchen neu einsteigen will –, spürt spätestens beim ersten Kabel, das durch eine enge Bordwand gefädelt werden muss, was damit gemeint ist. Von außen wirkt die Sache oft klar: Elektrik, Luftfahrt, ein bisschen Digitales, fertig. Aber ehrlich – die Wirklichkeit ist selten so schnörkellos.
Eins gleich vorweg: Der Job ist nichts für Grobmotoriker – und auch nicht für Leute, die nur nach Schema F arbeiten wollen. Der Alltag spielt sich weniger im Rampenlicht der Start- und Landebahn ab, sondern oft in den Eingeweiden eines Rumpfes oder hoch oben auf dem Flugfeld der Kieler Werften und Luftfahrtbetriebe. Stromversorgung prüfen, Avionik instand halten, Sensoren kalibrieren – alles Aufgaben, die Konzentration und ein gesundes Maß Geduld erfordern. Kiel selbst ist dank seiner Nähe zu Werften, Forschung und Marine eben keine Flugzeugstadt wie Hamburg, aber unterschätzen darf man das regionale Cluster nicht. Gerade Komponentenfertigung und Systemintegration laufen längst nicht mehr nur im Schatten der ganz großen Konzerne ab. Man kommt als Berufseinsteiger schnell an echten Kernaufgaben vorbei – vorausgesetzt, man weiß, wo die Kabel langlaufen.
Sicher, Kiel ist kein München der Luftfahrt – aber das birgt Vorteile gerade für Einsteiger und Umsteiger. Die Strukturen sind überschaubar. Häufig kennt man sich, nicht nur vom Namen. Kleine bis mittlere Betriebe prägen das Bild: Systemdienstleister, Zulieferer, Werftbetriebe der Bundeswehr, die hie und da doch „mal eben“ ein fliegendes System modernisieren. Und dann ist da die Sache mit der Umnutzung: Unbemannte Systeme, Drohnen, fliegende Datenplattformen – vieles davon bekommt gerade erst richtig Auftrieb. Was viele unterschätzen: Kiel ist Forschungsstandort. Die Verbindung zwischen sicherheitstechnischer Entwicklung und Luftfahrtelektronik sorgt dafür, dass Elektroniker nicht im reinen Reparaturmodus festhängen, sondern auch das Neue mitgestalten (ob das immer ein Vorteil ist, sei mal dahingestellt).
Wie sieht’s finanziell aus? Da mache ich mir nichts vor: Die Gehälter lassen sich selten mit den ganz großen Luftfahrtstandorten vergleichen. Zum Start sind 2.800 € bis 3.200 € im Kieler Raum drin, mit wachsender Erfahrung und Zusatzqualifikationen kann es auf 3.300 € bis 3.700 € gehen – bei Spezialanwendungen oder militärischem Bezug sind nach oben offen Türchen vorhanden, aber eben keine Selbstläufer. Bleibt man im zivilen Bereich, muss man sich von Illusionen verabschieden, regelmäßig das große Los zu ziehen. Was man aber gewinnt: einen Job, der mehr gibt als den Kontostand am Monatsletzten. Ich sag’s mal so: Wer darauf steht, komplexe Fehler zu entwirren oder unter widrigen Umständen einen Flieger wieder zum Laufen zu bringen, wird hier nicht enttäuscht.
Weiterbildung war für mich lange ein notwendiges Übel – bis ich gemerkt habe, dass in Kieler Betrieben Weiterbildung oft weniger Fließband-Fortbildung als handfeste Spezialisierung bedeutet. Workshops direkt am Gerät, Systemschulungen, Marine-Avionik, Elektrotechnik auf dem neuesten Stand: Das Lernen hört nicht wirklich auf, man jongliert eben nur mit immer feineren Werkzeugen. Viele denken, das sei in kleinen Betrieben unattraktiv – stimmt nur bedingt. Der Kontakt zur Hochschule oder zu überbetrieblichen Trainingszentren ist in Kiel erstaunlich robust (ja, manchmal fast ein wenig norddeutsch-spröde). Aber man bleibt dran, verpasst den technologischen Sprung nicht und kann, wenn’s darauf ankommt, über den Tellerrand schauen – in Richtung Hybridantriebe, Drohnentechnik oder datengetriebene Wartung.
Berufseinsteiger, Wechsler, Suchende: Das Bild, das Fluggerätelektronik in Kiel bietet, ist weder glitzernd noch trist. Es ist bodenständig und manchmal überraschend facettenreich – wie die Stadt selbst. Zwischen Nordostwind, Werkbank und digitalem Diagnosetool gibt es für Tüftler, Kombinierer und solche, die immer noch mal nach der nächsten Schraube fragen, mehr zu entdecken, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Was bleibt? Zweifel, Offenheit – und vielleicht die Lust, doch noch mal ein Kabel neu zu verleihen. Oder?
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