Junkers Aircraft GmbH | Oberndorf am Neckar
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Junkers Aircraft GmbH | Oberndorf am Neckar
„Gut, das ist jetzt nicht Düsseldorf – aber Freiburg?“, schießt es mir manchmal durch den Kopf. Wer an Luftfahrttechnik denkt, meint oft die großen Drehkreuze. Doch zwischen Weinreben, Schwarzwaldpisten und der studentisch-verspielten Altstadt blüht, unscheinbar aber zäh, ein kleiner Fachbereich: Fluggerätelektronik. Der Sound von Propellern, die Geschichten von Rettungshubschraubern und das dezente Summen von Unimog-Sonderaufbauten gehören hier zum Alltag – und darunter sitzen wir, die Elektroniker für Luftfahrtgeräte. Manchmal fragt man sich: Wie wurde dieser Beruf zur Schaltzentrale für Technikfans mit handwerklicher Begabung, die keine Lust auf reine Schreibtischarbeit, aber auch keine Scheu vor digitalem Gefrickel haben?
Der Beruf ist (trotz aller Hightech-Klischees) erstaunlich bodenständig. Wer Fluggerätelektroniker wird, landet in der Regel nach einer spezialisierten Ausbildung im Bereich Elektronik, meist mit Zusatzqualifikationen für die spezifischen Luftfahrtgesetze. Statt Turbojet-Mythen stehen hier Prüfprotokolle, Signalwege und Verschaltungspläne im Vordergrund – und die ernste Verantwortung, dass Fehlersuche an Fluggeräten keine Testspielerei ist. Fehler sind hier nicht wie in der Handywerkstatt: Sie kosten Geld, Zeit und manchmal mehr als nur Nerven. Was viele unterschätzen: Der Beruf ist weniger Abenteuer, mehr Disziplin – auch wenn so mancher Chef von der letzten spannenden Systemstörung schwärmt, als hätte er ein fehlendes Cockpit-Relais im freien Fall gelötet.
Der Markt in Freiburg? Überschaubar, aber keineswegs tot. Wer hier Fuß fasst, arbeitet zumeist in Spezialbetrieben für Wartung und Umrüstung – etwa am kleinen Flugplatz, in mittelständischen Unternehmen im Umland oder bei renommierten Zulieferern im Bereich Avionik. Das klingt vielleicht unspektakulär, aber viele dieser Werkstätten profitieren seit Jahren vom wachsenden Segment der zivilen Sonderluftfahrt: Rettungsdienste, Forschungsflüge, Agrar- und Messflugzeuge. Stuttgart und Basel sind zwar nah, doch gerade Freiburg bietet Nischen, in denen handwerklich-pragmatisches Know-how gefragt bleibt. Mit anderen Worten: Weniger Jet-Glamour, mehr Schraubstock und Oszilloskop auf festem Betonboden.
Dass das Ganze kein finanzielles Kamikaze ist, zeigt schon ein Blick auf die Gehälter. Das Einstiegsgehalt liegt – bei solider Qualifikation – häufig zwischen 2.800 € und 3.100 €. Wer Verantwortung und Erfahrung aufbaut oder mit Zusatzkursen (z. B. für EASA Part 66) punktet, kann durchaus 3.400 € bis 3.900 € erreichen – dabei schwankt das Niveau je nach Arbeitgeber und Tarifbindung. Klar, mit fünf Jahren Berufserfahrung und etwas Glück im richtigen Betrieb lässt sich im Südwesten Deutschlands ein solides Technikleben finanzieren. Aber Millionäre werden hier, Hand aufs Herz, nur die wenigsten. Wer handfest arbeitet, der kalkuliert – große Sprünge gibt es selten, was nicht unbedingt von Nachteil sein muss.
Was sich verändert hat, sind die Erwartungen an uns. Früher galt: Wer löten, prüfen und Pläne lesen konnte, genügte. Heute? Die Digitalisierung schleicht sich durch sämtliche Bordnetzsysteme, Data Links werden Standard, und die Software schiebt sich in den Vordergrund. Wer nicht Lust auf ständiges Dazulernen hat, bleibt irgendwann auf der Strecke. Workshops zu neueren Avioniksystemen kommen fast schon im Monatsrhythmus – kein Scherz. Man könnte meinen, die Luftfahrt rollt technologisch langsamer, aber gerade in kleinen Spezialbetrieben ist hohe Wandelgeschwindigkeit Alltag. Hier wird nicht nur geliefert, sondern eben auch improvisiert und neu gedacht, meist mit weniger Personal als in den Werftpalästen der großen Flughäfen – was eine besondere Arbeitsdynamik erzeugt: Mal Feuerlöscher, mal Datenpirat, mal die Ruhe im Sturm. Das alles, während draußen das Wetter urplötzlich von Bilderbuch auf Weltuntergang schaltet.
Bleibt noch ein Punkt, der im Alltag zwischen Widerständen und Platinen schnell untergeht: das Miteinander. In Freiburg, das fällt mir auf, ist der Draht zwischen Teams oft flacher, der Umgang persönlicher. Man bleibt nicht anonym, und für Einsteiger oder Quereinsteiger kann das erleichternd, manchmal aber auch fordernd sein. Wer sich hinter Azubis, Altmeistern und Ingenieuren ducken will, wird rasch vermisst – und manchmal (unangenehm, aber selten unfair) zur Rede gestellt. Gut so, irgendwie: Man wächst im Blick der Anderen, nicht allein im eigenen Bastelkeller. Ein Beruf, der technische Präzision, praktische Kreativität und menschliche Standfestigkeit fordert – typisch Freiburg. Und ein bisschen Abenteuer, versteckt in der nächsten Fehlermeldung, gibt’s gratis dazu. Wer's nicht glaubt, möge einen Tag mitlaufen…
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