Rheinland Air Service GmbH | 41061 Mönchengladbach
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Manchmal frage ich mich ja, ob ich beim Betreten einer Instandhaltungshalle am Düsseldorfer Flughafen nicht doch heimlich an einer kleinen Science-Fiction-Produktion teilnehme. Kabelstränge, die aussehen wie Adern eines überlebensgroßen Uhrwerks, Gepiepse von Prüfständen, das so gar nicht nach Gemütlichkeit klingen will – und überall Spezialisten, die diesen technoiden Organismus scheinbar mit links am Laufen halten. Zugegeben: Als Neueinsteiger in den Beruf des Fluggerätelektronikers fühlt man sich am Anfang eher wie ein Chirurg im Trainingslager. Da gibt es Fehler, die verzeiht das System nicht – und den Luxus des Irrtums sucht man hier vergeblich. Willkommen in einer Welt, in der „zu 99 % richtig“ einfach nicht reicht.
Fluggerätelektroniker nennt man Leute wie uns, die im Cockpit, in der Kabine und am Flugzeugrumpf dafür sorgen, dass Sensoren, Kommunikationssysteme, Stromversorgung und Navigationsmodule zuverlässig ihren Dienst tun. Und das, wohlgemerkt, nicht nur an der Eleganz eines fabrikneuen Airbus, sondern oft inmitten von Kabelsalat älterer Modelle, in die schon zahllose Generationen vor mir ihre Verbesserungen und Flüche „eingebaut“ haben. Die technischen Ansprüche sind, gelinde gesagt, fordernd. Es geht um hochmoderne Avionik, aber auch um robuste Basics wie die Verkabelung von Beleuchtung oder Klimasteuerungen. Klar, die Verantwortung sitzt einem im Nacken – schließlich hängt am Ende ein Fliegerleben (und nicht nur das eigene) davon ab, ob man sauber arbeitet.
Der Standort Düsseldorf ist dabei kein beliebiges Pflaster. Einerseits boomt der Luftverkehr am Rhein – Stichwort zentrale Lage, internationale Fluganbindungen, Luftfrachtdrehkreuz. Mehr Flieger, mehr Technik, mehr Wartung. Klingt nach sicheren Jobs und rosigen Verdienstchancen? Bis zu einem gewissen Grad stimmt das auch. Gerade für Berufseinsteiger beginnt die Gehaltsspanne meist zwischen 2.800 € und 3.200 €, je nach Betrieb und Tarif. Mit ein, zwei Jahren Erfahrung kann das schnell Richtung 3.600 € oder mehr gehen. Auf der anderen Seite erleben viele von uns, was es heißt, wenn externe Dienstleister und kurzfristige Ausschreibungen plötzlich Stimmung und Arbeitsplatzsicherheit beeinflussen – Wechselwillige wissen, wovon ich rede. Kurz: Viel Bewegung, viele Chancen, aber keine Garantien.
Wenn ich an meinen ersten Nachtschicht-Einsatz in der Hangarlandschaft zurückdenke – irgendwo zwischen Müdigkeit und Adrenalin –, fällt mir ein Punkt auf, der in Hochglanzbroschüren selten vorkommt: Diese Arbeit verlangt oft unregelmäßige Zeiten, Flexibilität und eine Eigenmotivation, die weder Kaffee noch Schichtzulage wirklich ersetzen können. Aber die Faszination ist eben auch da. Ein erfolgreich repariertes Instrumentenpanel, das nach einer halben Ewigkeit Fehlersuche endlich grün aufleuchtet, fühlt sich beinahe wie ein persönlicher Ritterschlag an. Und das, obwohl es am nächsten Tag sowieso wieder andere Überraschungen geben wird. Mein Eindruck: Es gibt hier keine Routine, nur Erfahrung, die täglich neu auf die Probe gestellt wird. Das hält wach, manchmal auch nachts.
Nicht zu vergessen – die Technik rast, die Anforderungen am Markt ebenso. Kollegen, die glauben, nach abgeschlossener Ausbildung sei digitale Weiterbildung nur so ein IT-Trend, werden früher oder später von der Realität eingeholt. Hersteller-Schulungen, neue Prüfverfahren, E-Learning, auch mal ein Seminar im Ausland: Wer sich mit Radar- und Satellitentechnik, Bus-Systemen oder sogar E-Flugzeugen beschäftigt, merkt schnell, wie eng das Berufsfeld sich mit Elektrotechnik, Informatik und sogar KI-Anwendungen verzahnt. Die Betriebe in Düsseldorf spielen dabei, so mein Eindruck, durchaus vorne mit – nicht immer, aber überraschend oft. Und ja, gezielte Weiterbildungen zu erwerben, ist mehr als eine Floskel – es ist eher eine Überlebensstrategie.
Die Sicht von außen? „Ihr arbeitet doch nur am Boden, oder?“ Von wegen. Ich würde sagen: Wir halten das Unsichtbare am Laufen. In dieser Branche sind Bodenständigkeit und Hochspannung keine Gegensätze. Für junge Leute und Quereinsteiger bietet Düsseldorf einen Spielplatz – mit Risiko, aber auch mit echter Substanz. Kein Beruf für Bequeme, aber auch keiner für Blender. Und wenn einer fragt, ob der Job Sinn macht? Meine Antwort: Wer je einen Flieger mit hundert Problemen zum ersten Mal wieder abheben gesehen hat, kennt die Antwort. Vielleicht kein Spaziergang. Aber verdammt nah an der Faszination, die viele suchen – aber nur wenige wirklich finden.
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