Bundeswehr | 31675 Bückeburg
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In Bielefeld werden keine Düsenjets gebaut, so ehrlich muss man sein. Trotzdem ist die Stadt – mit ihren mittelständischen Unternehmen, Zulieferern und ein paar durchaus ambitionierten Betrieben für Luftfahrttechnik – ein bemerkenswertes Biotop für eine Branche, die man hier zunächst gar nicht vermuten würde: Fluggerätelektronik. Wer sich fragt, ob er hier als Berufseinsteiger oder wechselwillige Fachkraft einen soliden Fuß in die Tür kriegt, sollte genauer hinschauen. Nach all den Gesprächen mit Kollegen, Rücksprachen mit Technikern und dem ein oder anderen Blick hinter die Kulissen sage ich: Es lohnt sich, aber nicht ohne Vorbehalte.
Fluggerätelektroniker zu sein – das klingt nach blinkenden LED-Panels, sauber getakteten Prozessen, kurzen nervösen Blicken auf Schaltpläne und einem gewissen Stolz, wenn nach zähem Löten der Bordcomputer wieder aufflackert. Die Wahrheit? Es ist nur halb so spektakulär wie im Werbefilm und doppelt so anspruchsvoll wie viele glauben. Im Kern dreht sich der Alltag um die Installation, Wartung und Prüfung elektrischer und elektronischer Systeme in Flugzeugen, Hubschraubern oder Komponenten, die irgendwann mal ein Fluggerät zieren sollen. Mit „Basteln am offenen Herz“ des Fliegers ist es aber nicht getan: Ohne systematisches Arbeiten, Präzision und diese spröde Liebe zum Detail kommt hier niemand weiter. „Mal eben improvisieren“? Ein No-Go. Eigentlich logisch, wenn man bedenkt, dass ein einziger Kabelbruch am Boden harmlos, in der Luft aber der Anfang eines Desasters sein kann.
Natürlich liegt Bielefeld nicht am Puls der internationalen Luftfahrt. Trotzdem existiert eine kleine, aber feine Szene: Zulieferer für Avionik-Komponenten, spezialisierte Betriebe für Fluggerät-Instandhaltung und Hersteller von Prüfständen für die Branche. Wer hier den Beruf wählt, sollte wissen: Die Arbeit spielt sich selten in großen, lauten Werkshallen ab. Vieles passiert in akkurat geführten, technikorientierten Kleinunternehmen oder in der Praxisnähe zu Hochschul-Instituten, die mit ihrem Know-how und - oft unterschätzt – engem Draht zur Industrie eine solide Basis bilden. Das ergibt trotzdem etwas wie einen Stamm aus Routine und Innovation: Einerseits die strikten Vorgaben der EASA oder LBA, andererseits der bodenständige Mut, eigene Lösungen zu entwickeln – oft mit viel Improvisationsgeschick, das aber Prüfprotokolle bis ins Komma überstehen muss.
Trockene Zahlen, ich weiß. Doch kein Weg führt um sie herum: In Bielefeld kann das Einstiegsgehalt für Fluggerätelektroniker etwa zwischen 2.800 € und 3.000 € liegen. Mit wachsender Erfahrung sind 3.200 € bis 3.700 € nicht aus der Luft gegriffen – vor allem, wenn man in Richtung Spezialisierung wie Avionik oder Prüfstandbau schielt. Ist das im Vergleich zu Berlin oder Hamburg ein Quantensprung? Nicht ganz. Aber – so scheint es mir aus zahllosen Gesprächen – trifft man hier auf weniger Konkurrenz, dafür auf eine Handvoll loyaler Arbeitgeber, die Talent erkennen und weiterbilden, ganz ohne den atmenden Nacken von Großverdienern. Der Bedarf bleibt stabil, auch weil die Betriebe auf jede Hand und jedes Auge angewiesen sind. Oder, um es bildlich zu sagen: Hier wird nicht jeder Tag ein Flug, aber es hebt sich eben trotzdem positiv vom Mittelfeld der technischen Berufe ab.
Was viele unterschätzen: Stillstand ist im technischen Bereich Gift, und bei Fluggerätelektronik geradezu tödlich. Wer sich nur auf der Ausbildung ausruht, bleibt schnell der, der Ersatzteile verwaltet, statt sie zu verstehen. Weiterbildung in Bielefeld? Ja – nicht immer im grellen Rampenlicht, aber solide. Regional bieten sich Kooperationen mit Fachhochschulen, Hersteller-Schulungen, Angebote der Industrie- und Handelskammern oder inhouse-Trainings, die teilweise an sehr spezielle Systeme angepasst sind. Wer hier Initiative zeigt und sich fortbildet, landet früher oder später dort, wo Entscheidungen getroffen werden – sei es in der Entwicklung, im Qualitätsmanagement oder, tja, doch mal bei der Prüfung in 1.500 Meter Höhe.
Ob Fluggerätelektronik in Bielefeld der perfekte Karriereflug für jeden ist? Die Antwort kann ich niemandem abnehmen. Aber eins steht für mich fest: Wer Spaß an Technik hat, Ausdauer für den Bürokratiemarathon (Stichwort: Doku-Pflicht!) und keine Angst davor, auch mal fünf Minuten länger am Detail zu feilen, findet hier einen Job mit Zukunft, der nicht in grauem Alltag versumpft. Und den Luxus, abends mit dem schiefen Lächeln nach Hause zu gehen: „Und was hast du heute gemacht?“ – „Nichts Großes. Nur ein bisschen dafür gesorgt, dass morgen irgendwo jemand sicher landet.“ Klingt vielleicht pathetisch – ist aber gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt.
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