Rheinland Air Service GmbH | 41061 Mönchengladbach
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Im Schatten des Aachener Doms, irgendwo zwischen Hightech und Handwerk, lebt die noch immer erstaunlich wenig beachtete Zunft der Fluggerätelektroniker – Fachleute, die mit Lötkolben und Multimeter in der Hand, aber auch mit einem gewissen Berg an Verantwortungsgefühl, dafür sorgen, dass am Himmel über Nordrhein-Westfalen alles funktioniert. Klingt nach Abenteuer? Vielleicht beim ersten Hineinschnuppern, schließlich geht es nicht um Ikea-Lampen, sondern um Kabelstränge in Flugzeugen, die sich nicht einfach mal so nachjustieren lassen, wenn in 10.000 Metern gerade das Licht flackert.
Wer den Berufswunsch hat, im Cockpit zu sitzen, landet selten in dieser Werkstatt. Wer aber Spaß an Systemen hat, die komplexer wirken als so mancher freitägliche Stau auf der A4 – und Pragmatismus für Vorschriften mitbringt – der wird hier gebraucht. Die tägliche Arbeit reicht von der Fehlersuche in modernen Navigationssystemen bis zum Austausch miniaturisierter Sensoren direkt an der Tragfläche. Kein Tag wie der andere, das märchenhafte Versprechen beinahe jedes Berufsbildflyers trifft zu, nur dass der Realitätstest irgendwann zuschlägt: Die Dokumentationen werden dicker, der Spielraum für Improvisation kleiner. Und trotzdem: Ich habe selten einen Beruf erlebt, in dem sich manuelles Geschick, technisches Verstehen und das Pflichtbewusstsein so ineinander verschränken wie hier.
Aachen? Für Außenstehende vielleicht eher im Querschnitt von Printen, RWTH und Grenzverkehr. Aber kaum übersehbar: Mit Zulieferbetrieben, Wartungsunternehmen und Forschungsinitiativen gibt es hier einen Maschinenpark, der seinesgleichen sucht. Die Nähe zu internationalen Flughäfen und die Einbindung in Netzwerke mit Belgien und den Niederlanden schaffen Beweglichkeit, allerdings auch Konkurrenzdruck von außen. Der Arbeitsmarkt für Fluggerätelektroniker scheint in Bewegung – wie stabil diese Bewegung ist, wird von wirtschaftlicher Großwetterlage und politischer Willkür (nennt man heute wohl „Standortfaktor“) bestimmt. Wer als Einsteiger flexible Einsatzorte, Bereitschaft zu Schichtarbeit und eher nüchternen Umgang mit Bürokratie mitbringt, hat grundsätzlich Chancen – zumindest solange Billigflieger und „Grüner Wasserstoff” nicht alles über den Haufen werfen. Sicherheit? Gibt’s im Fliegerleben eh nie im Paket.
Manchmal fragt man sich, ob die Lohntüte mit der Verantwortung Schritt hält: Als Berufseinsteiger pendelt man in Aachen meist irgendwo zwischen 2.600 € und 2.900 € – zwar über dem Handwerksniveau, aber immer noch keine Einladung zur Yachtmesse. Mit Erfahrung (und einer gewissen Leidensfähigkeit gegenüber Schichtsystemen) können 3.300 € bis 3.700 € realistischer Alltag werden; Spitzen nach oben gibt’s, wenn Spezialwissen oder Zulassung für bestimmte Muster ins Spiel kommen. Klingt gut? Relativiert sich, sobald man überlegt, wie akkurat und stur die Vorschriften für Luftfahrttechnik in Deutschland gehandhabt werden. Wer Wertschätzung in Kaffeeküchen sucht, wird enttäuscht; die Wertschätzung steckt hier eher zwischen DIN-Norm und EASA-Registratur – und manchmal eben auch in schlichten Worten eines Piloten, der ohne Murren abhebt.
Ich gebe zu: Es ist nicht wenig Nische, was man als Fluggerätelektroniker in Aachen so macht. Klar, die berühmte „Transformation“ schwebt über allem – Nachhaltigkeit, Digitalisierung, drohende Automatisierung. Und doch: Wie lange dauert es noch, bis eine KI fehlerfreie, unter Zeitdruck durchzuführende Funktionsprüfungen an Navigationssystemen übernimmt? Oder außen am Fahrwerk mit Frostschutz und Zähigkeit hantiert? Ich bezweifle, dass daran morgen schon jemand ernsthaft rüttelt. Wer Technik nicht nur studieren, sondern auch spüren will, findet hier noch einen eigenständigen Beruf. Weiterbildungsmöglichkeiten – etwa zur Prüfungsperson oder Richtung Avionik – gibt es in und um Aachen allemal, das Angebot wächst mit dem Pragmatismus der Region. Wer also weder bloß vor Bildschirmen verkümmern noch mit Bügelperlen basteln will: Das hier ist ein Handwerk, das nach Menschen verlangt, die lieber hinter den Kulissen für Sicherheit sorgen, als im Rampenlicht zu stehen. Und ja, das hat einen gewissen, vielleicht etwas spröden, aber ehrlichen Reiz.
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