Deutsche Sportakademie | 90403 Nürnberg
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
EMS-Lounge® Nürnberg-Ost | 90403 Nürnberg
Deutsche Sportakademie | 90403 Nürnberg
EMS-Lounge® Nürnberg-Ost | 90403 Nürnberg
Wer heute als Fitnesstrainer in Erlangen einsteigen will – sei es ganz frisch nach der Ausbildung, mit einer Portion Umstiegslust aus anderen Branchen oder vielleicht aus dem Bauch heraus („Irgendwas mit Sport, das wäre doch was“) – landet in einem Berufsfeld, das beinahe so facettenreich ist wie die Auswahl an Proteinriegeln im Studio. Aber bleiben wir bei den Fakten und all den kleinen Zwischentönen, die einem erst auffallen, wenn man mit beiden Beinen in der Realität steht: Erlangen ist weder Berlin noch ein verschlafener Kurort – aber es gibt ein paar regionale Eigenheiten, die häufig unterschätzt werden.
Zunächst das Offensichtliche: Die Dichte an Fitnessstudios, kleinen Boutique-Ketten, CrossFit-Boxen und sogar ein paar medizinisch angehauchten Bewegungslounges ist erstaunlich hoch. Manchmal frage ich mich, ob es mehr Fitnessstudios pro Einwohner gibt als Bäckereien, zumindest in Innenstadtlage. Die Nachfrage, klar, sie ist da. Gerade nach der Pandemie – ein Stichwort, das viele von uns (und unsere Kundschaft) aktiviert hat: Gesundheit als Wert, nicht nur als Wohlfühlbegriff. Aber Euphorie ist kein Konzept für die Miete. Die Aufgaben sind oft sehr vielschichtig, trotz (oder gerade wegen) gewachsener Professionalisierung: Motivationstrainer, Technikchecker, Ernährungsberater, Organisationswunder und nicht zuletzt freundliche Krisenmanager. Alles irgendwie unter einem Hut.
Typisch Erlangen? Nun ja, das Publikum ist überraschend bunt gemischt: Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter – oft mit großem Anspruch an Beratung und Trainingstiefe, aber wenig Geduld bei standardisierten Übungen. Senioren ziehen gerne morgens durchs Studio, während nachmittags Berufstätige im Akkord durch ihre Pläne hetzen. Da reicht es nicht, bloß die Lizenz in der Tasche zu haben; praktische Erfahrung und die Fähigkeit, sich in verschiedenste Lebenswirklichkeiten einzufühlen, machen oft den kleinen, aber entscheidenden Unterschied. Von den Soft Skills – zuhören, zurücklehnen, kurz Luft holen, der nächste Kunde wartet eh schon wieder – ganz zu schweigen.
Was selten offen angesprochen wird: Das Gehalt schwankt nicht unbeträchtlich. Ohne Zusatzqualifikationen – und davon gibt es mittlerweile Dutzende, viele mit fragwürdigem Mehrwert – landet man beim Einstieg meist zwischen 2.000 € und 2.500 €. Wer mehr Verantwortung übernimmt (Leitung kleinerer Teams, Spezialisierung im medizinischen Bereich, Kooperation mit Reha-Zentren), kann auf 2.600 € bis 3.100 € hoffen. Große Sprünge? Eher selten, außer mit massiv eigenem Engagement und etwas Glück im richtigen Studio. Es gibt übrigens einen ausgeprägten Hang zur Teilzeitarbeit oder zu mehreren Standbeinen – nicht unbedingt, weil's so angesagt ist, sondern weil die Lebenshaltungskosten in Erlangen gnadenlos fordern.
Technologische Entwicklungen schleichen sich inzwischen durch die Studiotüren: App-basierte Trainingspläne, digitale Geräteanalyse, Online-Coaching auf Abruf. Anfangs habe ich das für einen Marketing-Gag gehalten. Irgendwann merkt man, dass auch Kundinnen über 60 bereit sind, ein Feedback-Tablet zu bedienen – neugierig, manchmal fordernd. Wer als Trainer jetzt das Gefühl hat, mit schnellem Wischen und Online-Dokumentation nichts am Hut zu haben, dürfte sich bald wundern. Doch trotz Digitalisierung: Die persönliche Ebene bleibt, mehr denn je, das eigentliche Ass im Ärmel. Wer Smalltalk kann, ohne ins Oberflächliche abzudriften, hat nach wie vor bessere Karten.
Zuletzt der Punkt, den man gerne verdrängt: Die Branche dreht sich schnell, während sich Weiterbildungsangebote in alle Richtungen stapeln. Orthopädische Grundkenntnisse, Rückenschule, systematische Leistungsdiagnostik – vieles klingt nach Nische, ist aber in Erlangen durchaus gefragt, nicht selten wegen Kooperationen mit örtlichen Firmen oder Krankenhäusern. Ist das nicht auch ein Stück weit ein Spiegelbild der Stadt? Wissenschaftlicher Ehrgeiz trifft auf bodenständige Alltagsrealität. Oder, wie mal ein Kollege sagte: „Fitnesstrainer in Erlangen zu sein, ist irgendwie wie ein Dauerlauf mit gelegentlichen Hürden. Nicht immer berechenbar, aber selten langweilig.“ Wer die Mischung aus Anpassungsfähigkeit, fachlicher Grundstabilität und einer Prise Selbstironie mitbringt, hat jedenfalls keine schlechten Karten – auch wenn der große Durchbruch manchmal ausbleibt. Und vielleicht ist gerade das der kleine, feine Unterschied zu anderen Orten.
Das könnte Sie auch interessieren