MTS MarkenTechnikService GmbH & Co. KG | 20095 Hamburg, Hannover, Bremen, Dortmund, Berlin
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Fischzucht. Die meisten denken an glitzernde Forellen im klaren Wasser oder dicke Karpfen, die träge im Teich ihre Kreise ziehen. Der romantische Landlust-Traum. Aber wer in Lübeck beruflich in diesen Bereich einsteigt, stellt schnell fest: Das Bild hinkt gewaltig. Zwar hat das Wasser hier immer Saison – das Klima, die Ostsee, die Travemündung prägen den Rhythmus –, aber was den Beruf wirklich ausmacht, hat erstaunlich wenig mit dem Bild des Fischers in Gummistiefeln zu tun. Und gerade das reizt, wenn man ehrlich ist.
Der Alltag ist fordernder als so mancher denken mag. Nicht selten beginnt der Morgen, bevor die Sonne überhaupt einen Gedanken daran verschwendet, Lübeck aufzuwecken. Wer hier arbeitet, muss robust sein – zumindest im Kopf. Fischzucht in Norddeutschland bedeutet: Wasserwerte messen, Becken kontrollieren, Futterrationen abwägen, kranke Tiere erkennen, Hygienevorschriften einhalten – und das oft in Kälte, Nässe und vorbei an mürrischen Schwänen. Sattelfest sein heißt das häufig im Fachjargon. Automaten steuern die Fütterung? Schon. Aber die Technik allein hält keinen Betrieb am Laufen. Futter kann feststecken. Pumpen fallen aus, weil irgendein Aal mal wieder falsch abgebogen ist. Dann ist nicht „mal eben“ – dann wird geflucht, geflickt, improvisiert.
Lübeck bleibt stolz auf die eigene Wasserwirtschaftstradition, aber wer nach Stabilität sucht, findet sie nicht unbedingt im Alten. Die Nachfrage nach Süßwasserfischen schwankt. Exoten? Werden probehalber getestet, manchmal auch schnell wieder verworfen. Nachhaltigkeit ist kein Spruch, sondern hartes Tagesgeschäft: Wer nicht versteht, wie Kreislaufsysteme funktionieren oder warum Nitrat-Überwachung kein Spleen, sondern Notwendigkeit ist, bekommt das spätestens im Hochsommer zu spüren. Aber – und das ist die Chance für Einsteiger wie Erfahrene – es tut sich etwas: Moderne Aquakulturen boomen, der Ruf nach umweltfreundlicher Produktion wird lauter. Lübecker Betriebe testen neue Filteranlagen, experimentieren mit Futteralternativen, manch einer wagt sich an geschlossene Haltungssysteme. Klingt nach Labor? Alltag. Und ja, ab und zu wünscht man sich einfach einen Eimer Wasser und einen Kescher zurück.
Man will’s wissen: Was bleibt am Monatsende? Das Einstiegsgehalt startet meist bei 2.400 €, manchmal auch darunter, abhängig von Betrieb und Verantwortung. Fachkräfte mit Erfahrung – oder solche, die sich wirklich ins System hineingefuchst haben – können zwischen 2.600 € und 3.200 € rechnen, je nachdem, ob man sich nur auf Fisch oder auch auf Systemtechnik, Futtermitteloptimierung und Co. versteht. Klar, Lübeck ist kein Goldtopf. Aber für jene, die technisches Geschick mitbringen, bereit sind, sich weiterzuqualifizieren – etwa in Fischkrankheiten, Wasserchemie, Nachhaltigkeitsthemen – und sich an wechselnde Bedingungen anpassen, gibt es Luft nach oben. Die Branche sucht selten laut und auffällig, eher mit Bedacht. Aber gesucht wird – gerade, weil nicht jeder bleibt. Wer einmal 30 Minuten im Eismeerbecken hockte, versteht das vielleicht. Oder steht auf genau das Lebensgefühl.
Was also lockt? Vielleicht die Mischung: Man ist draußen und drinnen, arbeitet mit Lebewesen und Technik, spürt, wie der eigene Job ökologisch sinnvoll, aber selten bequem ist. Gerade der ständige Wandel – mal droht eine neue Parasitenwelle, mal muss auf neue Normen reagiert werden, dann wieder kommen Touristen, die glauben, genau jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt für ein spontanes Fotoshooting am Klärbecken. Lübeck bleibt ein Ort, wo Tradition sich langsam, aber stur mit Technik vermischt – nicht widerstandslos, aber mit Potential. Für Berufseinsteiger und Wechselwillige gilt deshalb: Wer zupacken kann, bereit ist, ständig dazuzulernen (häufig auch unter der Dusche mit dem Geruch von Fisch und Desinfektionsmitteln in der Nase), der wird in Lübeck nicht nur Arbeit finden, sondern auch Geschichten, die sich kein Bürojob ausdenken kann. Frage ist nur, ob einen das kalte Wasser lockt – im doppelten Sinne.
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