MTS MarkenTechnikService GmbH & Co. KG | 28195 Bremen
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Land Niedersachsen | 29221 Celle
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Manche Berufe riechen ein wenig nach Klischee. „Fischzucht” – da läuft vor dem inneren Auge schnell ein stoppelbärtiger Typ im Gummianzug durchs Bild, Aal in der einen, Kescher in der anderen Hand. Bremer Speckgürtel, raureifbedecktes Morgengrauen. Was die wenigsten wissen: Hier in Bremen, direkt am Puls der Weser, hat Fischzucht überraschend viele Facetten und – Vorsicht, das ist kein Werbeblock – mehr Zukunft, als man denken würde. Wer frisch oder mit Umstiegslust in diesen Bereich einzieht, stößt auf ein Feld, das unscheinbar wirkt, aber komplexer kaum sein könnte.
Beginnen wir mit den trockenen Fakten, die am wenigsten Fisch enthalten: Wer in der Bremer Fischzucht arbeitet, steht selten allein am Teich. Die Betriebe, meist kleine bis mittelständische Unternehmen, funktionieren als eingespielte Teams aus Fachkräften, Technikern, Handwerkern, hin und wieder sogar Biologen (oft Teilzeit oder als externe Diagnose-Helfer bei Rätseln, die die Fische aufgeben). Der Arbeitsalltag schwankt zwischen Handarbeit und digitalisierter Überwachung. Automatiken messen pH-Wert, Wassertemperatur und Sauerstoff – keine Hexerei, aber es verlangt technisches Grundverständnis. So eine Umwälzpumpe putzt sich nicht von selbst – mal ganz davon abgesehen, dass ein entlaufener Stör auf dem Steg einer kleinen Katastrophe gleichkommt. Glauben Sie mir.
Berufseinsteiger treffen in Bremen auf einen Markt, der überschaubar wirkt. Stimmt. Aber die Nischen waren hier schon immer widerspenstiger als anderswo: Lachs, Forelle, Karpfen, aber auch Zander – Inlandfischzucht wird zunehmend als nachhaltige Ergänzung zur Meeresfischerei betrachtet. Die Nachfrage? Schwankt natürlich. Regionale Gastrobetriebe setzen wieder mehr auf lokal gezogene Ware. Man hört von ‚Norddeutscher Frische‘ auf den Speisekarten, und hinter den Kulissen bemühen sich Fördervereine und Landwirtschaftskammern, Nachwuchs zu sichern und Fortbildungen zu organisieren. Unromantisch betrachtet: Wer Einsatz zeigt, hat Chancen; Flachliegen kann sich hier niemand erlauben.
Geld – ja, darüber redet keiner gern, aber auf Dauer zählt auch das. Die Einstiegsgehälter in Bremer Fischzuchtbetrieben bewegen sich meist zwischen 2.300 € und 2.700 €, je nach Verantwortungsbereich, Betriebsgröße oder auch schlicht Glück und Verhandlungsgeschick. Hand aufs Herz: Rekordverdienste sind das nicht. Mit Berufserfahrung – und wenn man auf technische oder gar betriebsleitende Aufgaben ausweicht – springt man irgendwann auf 2.800 € bis 3.300 €. Nüchtern, bodenständig, aber mit Perspektive, weil moderne Fischzuchtbetriebe zunehmend auf Spezialwissen (z. B. in Aquaponik) setzen. Was viele unterschätzen: Wer sich in digitale Steuerungssysteme oder Wasseraufbereitung einarbeitet, wird schnell unverzichtbar.
Noch ein Wort zu Weiterbildungsmöglichkeiten: Es gibt sie. Bildungszentren im Nordwesten bieten regelmäßige (manchmal etwas altbackene) Seminare zur Fischhaltung, Krankheitsdiagnostik, Hygiene oder Anlagentechnik. Die Generation „YouTube-Tutorial” runzelt da schon mal die Stirn – aber Praxis bleibt Praxis, und der Austausch am Wasserbecken wiegt manch angelesenes Wissen auf. Nischen wie Garnelenaufzucht oder Kombinationen mit urban farming sind im Kommen, auch wenn manche Kollegen das noch als Spinnerei abtun. Ich persönlich glaube: Wer hier flexibel bleibt, sich auf neue Verfahren einlässt und den Materialgestank nicht scheut, wird auf Dauer nicht arbeitslos. Kurz: Kein Platz für Einheitsbrei, wohl aber für Spezialistentum mit Stallgeruch.
Gesellschaftliche Bedeutung? Weit entfernt von hippen Start-ups, und trotzdem: Die Versorgungssicherheit mit nachhaltigem Eiweiß gewinnt in Bremen an Stellenwert. Fischzucht schützt Ressourcen, sobald sie es sauber macht – will sagen: ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft ist keine Utopie, sondern praktikabel. Und ja, es gibt Bürokratiefallen, Auszeichnungspflichten, den einen oder anderen ärgerlichen Behördengang. Aber auf der anderen Seite? Die gewisse Befriedigung, Teil einer kleinen Schaltstelle im Ernährungssystem zu sein, die noch nicht sämtlichen Großkonzernen zum Opfer gefallen ist.
Fazit? Der Beruf mag noch nach Kaltwasser riechen und zwischen Monotonie und plötzlichen Ausnahmesituationen pendeln. Aber für Leute, die lieber mit den Händen als mit Buzzwords arbeiten, und die auf Sonderwege stehen – in Bremen gibt die Fischzucht mehr Antworten als Fragen auf. Und ganz ehrlich: Das kommt nicht alle Tage vor.
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