Fischverarbeitung Jobs und Stellenangebote in Nürnberg
Beruf Fischverarbeitung in Nürnberg
Fischverarbeitung in Nürnberg: Zwischen Handwerk, Industrie und ganz eigenen Gerüchen
Nürnberg. Ein Ort, an dem Bratwürste fast zum Pflichtprogramm gehören und das Handwerk tief verwurzelt ist. Und doch – oder vielleicht gerade deshalb – führen Jobs in der Fischverarbeitung hier ein Dasein im Schatten. Klar, manch einer mag jetzt die Nase rümpfen. Fisch? In Franken? Doch der Gedanke ist keinswegs abwegig: Die Stadt ist alles andere als eine verschlafene Provinz, erst recht, wenn man sich für einen Berufseinstieg im gewerblich-technischen Bereich interessiert. „Nassfisch“, „filetieren“, „Räucherlachs“ – das sind nur einige Begriffe, die den Alltag bestimmen. Und am Ende, so viel kann man verraten, ist der Geruch nach Arbeitsende mal besser, mal schlechter. Aber ehrlich: Wo stinkt’s schon nicht, wenn man richtig anpackt?
Der Einstieg in die Fischverarbeitung hier ist weder Hexenwerk noch Sonntagsspaziergang. In kleinen und mittleren Betrieben, teils Familienunternehmen, teils größere Verarbeiter, wird von Anfang an mitgearbeitet: rohe Ware annehmen, sortieren, putzen, entgräten, einlegen, marinieren, portionieren, einpacken. Alles ziemlich handfest, ohne Schnickschnack, aber das verlangt Konzentration, ein bisschen Stehvermögen und eine robustere Einstellung gegenüber Kälte und Nässe. Maschinen erleichtern einiges, aber Fingerspitzengefühl bleibt gefragt – sei es beim Säubern eines Zanders oder beim Verpacken von Räuchermakrele. Wer glaubt, dass das alles auf Knopfdruck läuft, wird spätestens nach der zweiten Schicht eines Besseren belehrt. Und trotzdem, vielleicht sogar deswegen, gibt es diese feine Zufriedenheit, wenn ein Band sauber gefüllt wird, wenn am Ende eines hektischen Tages alles glänzt und der Chef – oder die Chefin, Nürnberg ist da eigen – nickend durch die Halle zieht.
Was die Anforderungen angeht: Die formale Ausbildung ist hilfreich, aber kein Dogma. Wer schon mal in der Lebensmittelverarbeitung gearbeitet hat, fühlt sich schneller ein. Trotzdem: Mitdenken ist Pflicht, Hygiene steht überall ganz oben, und – man glaubt’s kaum – Deutschkenntnisse sind wichtiger, als viele ahnen. Die Anweisungen kommen fix, mal als kurzer Ruf über den Lärm, mal als scharfer Boss-Blick, der keine Erklärung braucht. Manche Kollegen sind seit 20 Jahren dabei und kennen noch den Kutter von 1987, andere haben erst vor wenigen Monaten als Quereinsteiger begonnen. Nicht selten trifft man dabei auf polnische, vietnamesische oder russische Akzente, was das Arbeiten austauschbar oder gar monoton macht? Ganz und gar nicht – aber manchmal verwirrend, besonders wenn’s hektisch wird.
Womit kaum ein Berufseinsteiger rechnet: Die Löhne in der Fischverarbeitung unterscheiden sich in Nürnberg von den großen Küstenstandorten – mal schafft man 2.300 € im Einstieg, mal auch 2.600 €. Wer sich spezialisiert – etwa auf das Bedienen von Filetiermaschinen oder als Teamleiter – kann auf 2.900 € bis 3.200 € kommen. Nicht sensationell, mag sein, aber durchaus solide, wenn man die Gehälter im Vergleich zu anderen Lebensmittelsegmenten hier vor Ort sieht. Es gibt Betriebe, die Zusatzleistungen draufpacken – Fahrgeld, Weihnachtsgeld, Obstkorb (ob der wirklich motiviert?), manchmal auch geregelte Schichten. Alles Verhandlungssache.
Was viele unterschätzen: Die Branche ist im Wandel. Neue Technik zieht ein – automatische Filetieranlagen, digitale Temperaturüberwachung, Chargenkontrolle per Tablet. Der Fisch stammt nicht mehr ausschließlich aus norwegischen Aquakulturen oder wildem Fang. Es gibt regionale Zulieferer, vor allem in der Karpfensaison, und nachhaltige Verarbeitung ist in Nürnberg durchaus mehr als ein grün angestrichener Werbespruch. Wer das bedienen kann, bleibt gefragt. Weiterbildung? Wird angeboten, oft im Paket mit Lebensmittelhygiene, Spezialmaschinen oder Qualitätssicherung. Aber: Freiwillig meldet sich da keiner, wenn freitags die Sonne rauskommt.
Manchmal frage ich mich selbst, warum ausgerechnet in Nürnberg? Vielleicht, weil hier Tradition auf Moderne trifft; weil fränkische Sturheit und multikulturelles Anpacken eine explosive Mischung ergeben, die unerwartet gut funktioniert. Und auch, weil der Fisch – so widersinnig es klingt – in Nürnberg längst nicht nebensächlich ist. Man muss sich nur trauen, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. Kaltes Wasser gibt’s hier reichlich – und das meine ich wörtlich.