Zech Group SE | Halle (Saale)
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Manchmal frage ich mich, wie es eigentlich dazu kam, dass ich morgens auf einer Baustelle bei Magdeburg stehe und den Geruch von frischem Holz in der Nase habe, statt Kaffee im Büro zu schlürfen. Fertighausmonteur – das klingt ein bisschen nach Fließband, nach Monotonie, nach „immer das gleiche Haus, nur in anderer Farbe“. Und dann steht man mitten in Ottersleben, von oben bläst ein sturer Wind übers Börde-Land, und schnell merkt man: Hier rackert keiner nach Schema F. Das klingt jetzt fast kitschig – aber es wäre gelogen zu behaupten, der Alltag in diesem Job hätte irgendwas mit automatisierter Langeweile zu tun.
Für Neulinge, Wechsler und die, die sich fragen, ob sich das „Fertig“ im Namen auch auf den Handwerkergeist bezieht – ein kleiner Realitätscheck: Beim Aufstellen eines Hauses aus vorproduzierten Wänden und Decken geht es um weit mehr als Anpacken, Schrauben, Fertigmachen. Es ist ein Jonglierakt zwischen Zeitdruck, Materiallogistik und manchmal auch Improvisationstalent. Die Häuser kommen zwar als vorgefertigtes Puzzle, aber keiner sagt dazu, dass das Wetter den Plan schon vorm ersten Akkuschrauber durchkreuzen kann. Regen? Magdeburg kann das. Kälte? Im Winter wird es haarig. Und wenn der Kranführer mal wieder einen schlechten Tag hat, können zwei Zentimeter zur Geduldsprobe werden.
Im Kern sind wir Montage-Teams, oft mit bunter Berufsbiografie – von gelernten Zimmerern über Quereinsteiger aus der Industrie bis zu jungen Leuten nach der Ausbildung. Man wächst hier zwangsläufig zusammen, spricht irgendwann im Bauschutt-Dialekt und weiß spätestens nach dem dritten Haus im Jahr, wie viele Schritte es bis zum nächsten Imbisswagen sind. Klingt banal? Ist Alltag, aber manchmal auch ein bisschen Abenteuer.
Bevor jetzt jemand denkt: „Das klingt wie Schwerstarbeit mit Schlechtwetterzuschlag,“ – kurz innehalten. Die Branche entwickelt sich. In Magdeburg, wo Bauflächen knapp und Wohnträume groß sind, ist die Nachfrage nach bezugsfertigen Eigenheimen seit einigen Jahren deutlich spürbar. Der Fertighausbau ist längst aus der Nische gekrochen, spätestens mit den Themen Nachhaltigkeit und energetische Standards. Die Hersteller lassen sich technisch was einfallen – gefühlt werden die Wände jedes Jahr leichter, besser gedämmt, digital vorausgeplant. Digitalisierung hin, Akkuschrauber her: Der Mensch auf der Baustelle bleibt Dreh- und Angelpunkt.
Die Arbeitgeber – meist mittelständische Unternehmen aus der Region oder Mitteldeutschland – suchen deswegen händeringend nach verlässlichen Monteuren. Für Berufseinsteiger liegt das Einstiegsgehalt im Schnitt bei 2.600 € bis 2.900 €, mit Erfahrung und Verantwortung im Team sind 3.000 € bis 3.300 € drin. Wer Spezialwissen zu Dämmtechnik, Energieeffizienz oder Holzbearbeitung mitbringt, haut vielleicht noch einen Hunderter drauf. Aber: Die wahre Währung ist oft das Teamgefühl – und die Möglichkeit, abends ein Haus hinter sich zu sehen, das am Morgen noch eingepackt im LKW lag.
Was spricht für diesen Weg? Ganz nüchtern betrachtet: Wer schräge Arbeitszeiten, körperliche Arbeit und die richtige Prise Improvisation verträgt (und dabei halbwegs wetterfest bleibt), hat gute Karten. Fortbildungen in Richtung Bauleitung, Holztechnik oder sogar wenige Jahre später der Schritt zum eigenen Teamleiter sind möglich. Die große Unbekannte bleibt allerdings der Arbeitsrhythmus – mal schnelle Fertigstellung, dann wieder nerviges Warten auf Material. Flexibilität gehört dazu, Geduld sowieso. In Magdeburg selbst merkt man, wie der Mix aus Großbaustelle und bodenständiger Nachbarschaft den Alltag prägt: die Leute auf den Dörfern haben andere Erwartungen als die jungen Familien im Umland. An einem heißen Junitag in Barleben hat mir mal ein Bauherr Wasser und Grillwurst rausgebracht – hätt’ ich im Leben nicht erwartet, aber das bleibt hängen.
Man kann hier über Lohnhöhen, Techniksprünge oder lokale Wohnstandards streiten – irgendwo im Kern geht es aber darum, mit den Händen und dem Kopf ein Stück Magdeburg „aufzubauen“. Und, Hand aufs Herz: Es ist genau dieses Gefühl, für das man sich manchmal fragt, ob ein Bürojob je dasselbe könnte.
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