Zech Group SE | Halle (Saale)
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Zech Group SE | Halle (Saale)
Eigentlich wollte ich nie einen Beitrag über Fertighausmonteure verfassen. Zu viele Vorurteile. Plattenbau kommt hoch – selbst der Geruch frischer Spanplatte scheint durch das Kopfkino zu wabern. Doch Halle (Saale) ist längst nicht mehr nur Stadt der Hochhausriegel. Hier, wo altes Handwerk und moderne Baukonzepte aufeinanderprallen wie Fluten auf den Saalestrand, steckt der Beruf Fertighausmonteur voller Widersprüche und Chancen – gerade für jene, die anpacken wollen und können. Frei von Pathos, aber mit Spuren von Spachtelmasse unter den Nägeln.
Worum geht’s eigentlich? Fertighausmonteure setzen mit Systemhäusern zusammen, was im Werk millimetergenau vorgefertigt wurde. Alles andere als Baukastenidylle: Das, was auf dem Papier einfach klingt, fühlt sich in der Praxis an wie ein Wettrennen gegen die Uhr. Auf der Baustelle in Halle heißt’s frühmorgens: Ladung kontrollieren, Wände stellen, Dichtungen prüfen, Heben, Bohren, manchmal Fluchen. Das Wetter spielt mit – oder eben nicht. Was viele unterschätzen: Die Verantwortung. Wer die Häuser montiert, ist Mittler zwischen Werkslogistik, Statik und Wohnglück. Da gibt’s keinen Platz für fünf linke Daumen. Manchmal fragt man sich, ob einen die Mängelliste mehr ins Schwitzen bringt als der sommerliche Rohbau.
Braucht’s dafür ein Diplom? Sicher nicht. Aber solide handwerkliche Ausbildung, Ergo-Schrauber-Verstand und – für die Jungen, die hier einsteigen wollen – den Willen, sich ständig einzufuchsen. Die Anforderungen verschieben sich. Früher reichte Muskelkraft mitsamt Toleranz für offene Fenster im Winter. Heute zählen Präzision, Kenntnisse im Holzbau, solides Verständnis für Bauphysik und (immer öfter) digitale Dokumentation. Wer aus verwandten Baugewerken kommt – Schreiner, Zimmermann, Dachdecker – ist im Vorteil, wirft aber alte Routinen besser über Bord, sobald das erste Fertigelement am Kran hängt. Und ja: Es gibt Montagepartner aus Polen oder Tschechien, die so routiniert stapeln, dass jeder Anfänger erst mal danebensteht. Jeder und jede kann es lernen. Nur Zaudern ist fehl am Platz.
Halle (Saale) – keine Bau-Boom-City, aber im Aufwind. Der Wohnungsbedarf ändert sich. Junge Familien zieht’s ins Umland, weg vom Altbau-Mief, hin zu effizientem Neubau. Das gibt Fertighäusern Auftrieb, verschiebt aber auch den Rhythmus: Manche Wochen beginnt man um halb sechs im Morgengrauen, andere dümpeln dahin, weil die Fundamentplatte noch nicht trocken ist. Regionale Bauträger achten auf jede Mark – pardon, jeden Euro. Wer als Monteur mit Tempo, Präzision und Teamgeist punktet, der ist gefragt. Dank moderner Bauvorschriften sind auch energetische Kenntnisse gefragt, nicht nur „Hochziehen und gut is’“. Was jedoch oft bleibt: unsichere Auftragslage, mal Durststrecke, mal Dauerdruck. Um Klartext zu sprechen: Stabile Festanstellungen? Gibt’s. Aber auch Saisonlöhne und Subunternehmerchaos gehören manchmal zum Alltag wie die Baustellenwurst am Freitagmittag.
Geld. Ein ewiges Thema – und die Zahlen sind für Einsteiger keineswegs schlecht: In Halle bewegt sich das Gehalt meist zwischen 2.500 € und 2.900 €, mit Erfahrung und Überstunden winken 3.000 € bis 3.600 €. Doch der Wert der Arbeit geht über’s Zahlenwerk hinaus. Wer sauber arbeitet, darf Verantwortung übernehmen – bis hin zur Teamleitung oder Spezialmontage (Stichpunkt: Brandschutz, energieeffiziente Bauteile). Weiterbildung? Das ist nicht bloß ein Stempel im Handbuch. Wer lernt, bleibt gefragt: Ob CNC-gesteuerte Elemente, neue Dichtungstechnologien oder digitale Dokumentation – Fertighausbau ist heute weniger Stein auf Stein, eher ein Puzzle mit tausend Variablen. Und dazwischen: echte Teamchemie. Oder Frust – falls der Kollege zum wiederholten Mal die Schrauben falsch vorsortiert.
Zugegeben, Romantisierung hilft nicht weiter. Fertighausmontage verlangt, was sie verspricht: handfeste Arbeit, manchmal anstrengend, mit reichlich Draußen-Luft, aber auch mit genug technischem Feinsinn, damit Haferschleim-Frühstück und Muskelkater nicht die Tagesordnung bestimmen. Für Berufseinsteiger: Furcht vor Fehlern? Normal. Wer aus Fehlern lernen kann, kommt schnell voran. Für alle mit Wechselgedanken: Reflexion ist der halbe Schritt. Man nimmt Erfahrung mit – nicht selten aus mehreren Gewerken. Und aus Halle? Ein Stück Baugeschichte, das man festschraubt, montiert und mit seinem Namen verbindet. Ob das nun Berufung ist? Ich weiß es nicht. Aber Hand und Herz müssen bei diesem Job zusammenspielen. Sonst bleibt es nur: Arbeit gegen die Uhr. Und das – das macht hier einfach niemand lange mit.
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