THORNAR AG | 20095 Hamburg
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THORNAR AG | 24222 Schwentinental
THORNAR AG | 22525 Bahrenfeld
THORNAR AG | 20095 Hamburg
THORNAR AG | 24222 Schwentinental
THORNAR AG | 22525 Bahrenfeld
Wer morgens durch Lübecks Straßen schlendert, ahnt wahrscheinlich nicht, wie viel Arbeit hinter den glatten, modernen Fassaden steckt. Und damit meine ich nicht den sprichwörtlichen Tapetenwechsel, sondern handfeste, windige Millimeterarbeit auf dem Baugerüst. Als Fassadenmonteur – und das sage ich aus Gesprächen und eigener Baustellenerfahrung – steht man irgendwo zwischen Handwerk und Tüftlerei, zwischen klassischem Maurer und Spezialist für zeitgemäße Gebäudetechnik. Nur um das gleich klarzustellen: Das ist weder ein Beruf für Mauerblümchen noch für Starkstromabenteurer. Sondern für Leute, die die Herausforderung suchen und keine Angst davor haben, nach einem langen Tag auch mal mit staubverschmierten Händen am Altstadtkai zu stehen und zu überlegen: Habe ich für heute mehr gelernt oder mehr geschuftet?
In Lübeck kommt noch eine Schicht hinzu: die Stadt ist geprägt von hanseatischem Backstein, aber auch von ambitionierter Stadterneuerung. Genau dazwischen positioniert sich der Fassadenbau. Kaum ein neuer Gewerbebau am Hafen, bei dem keine gedämmte, luftdichte Außenhülle gefragt ist. Gleichzeitig wird von Hand und Verstand verlangt, die Eigenheiten denkmalgeschützter Fassaden zu respektieren – und irgendwie nicht die Geduld zu verlieren, wenn bei 5 °C im März der Regen waagerecht kommt. Hier. Manchmal hat Werkstoffkunde fast so viel mit Wetter-Apps zu tun wie mit Polyurethan.
Das Berufsbild ist bunter als viele erwarten: Klar, es geht um die Montage von Vorhangfassaden, Verkleidungen, Wärmedämmverbundsystemen oder Aluminium-Paneelen – auch mal Glaselemente, mitunter fast chirurgisch eingefasst. Aber daneben: jede Menge Logistikdenken, Materialdisposition, Abstimmung mit anderen Gewerken. Die Baustelle tickt nie stumm – irgendwer motzt immer, irgendwer fehlt, irgendwer hat den Plan nicht gelesen.
Wen zieht das an? Nicht wenige sind Quereinsteiger, etwa Trockenbauer oder gelernte Dachdecker, die den Sprung wagen. Es braucht ein stabiles Geländer aus handwerklichem Geschick und technischem Grundverständnis, keine Frage. Auf Höhenangst sollten Kandidaten verzichten, aber einen Sinn für Teamplay und Improvisation bringt am Ende noch mehr. Manches sieht im Bauplan super aus, ergibt aber an der Ecke zwischen Altstadtmauer und Neubau plötzlich keinen Sinn mehr. Dann heißt es umdenken. Oder nochmal mit dem Polier diskutieren, gerne auch mal lauter.
Bleiben wir ehrlich: ein Fassadenmonteur schwebt nicht im Geldregen. Aber – und das überrascht viele: In Lübeck bewegen sich die Einstiegsgehälter im Bereich von 2.700 € bis 2.900 €. Mit Erfahrung oder Zusatzzertifikaten für Spezialfassaden sind 3.100 € bis 3.500 € drin. (Ob man sich davon in der Altstadt gleich was leisten kann – geschenkt.) Viel entscheidender ist: Es gibt Arbeit. Dank Klimaschutzvorgaben, energetischer Sanierung und dem ungebrochenen Trend zu Büroprojekten stehen die Auftragsbücher der Betriebe meist voller als bei anderen Handwerken. Zugegeben, saisonale Dellen gibt’s. Aber: Kaum ein Bereich, in dem so häufig weiterqualifiziert wird – sei es für spezielle Dichttechniken, Brandschutz oder Arbeitsbühnen. Lübecker Betriebe erwarten heute mehr als nur Muskelkraft. Wer zeigen kann, dass er oder sie mit neuen Werkstoffen umgehen kann, steht ganz gut da.
Manchmal fragt man sich ja, was einen morgens antreibt, wenn’s draußen noch dunkel ist und der Kaffee nach Staub schmeckt. Für mich ist es oft dieser eine Moment am Ende eines Bauabschnitts, wenn das Gerüst fällt und eine vormals trostlose Außenwand auf einmal im Tageslicht glänzt. (Oder von Möwen vollgesch***en ist – auch das kommt vor.) Was viele unterschätzen: Die Arbeit ist abwechslungsreicher, als sie klingt. Wer in Lübeck Fassaden montiert, muss mehr können als nur bohren und schrauben. Manchmal sind Improvisation, manchmal Nerven aus Stahl gefragt. Und oft ein trockener Humor – gerade, wenn die Baugenehmigung mal wieder so luftig ist wie die Fassade selbst.
Vielleicht bin ich befangen, aber aus meiner Sicht: Wer Lust auf echtes Handwerk hat, keine Angst vor schmuddeligem Wetter und noch weniger vor Kollegen, die sich nicht mit Samthandschuhen begegnen, für den ist der Beruf in Lübeck eine ernsthafte Option. Die Mischung aus Alt und Neu, Tradition und Technik, ständiger Innovation und hanseatischer Gelassenheit macht den Reiz aus. Wer abends Lust auf müde Beine und das gute Gefühl hat, sichtbar etwas geschaffen zu haben – der ist hier richtig. Und beim nächsten Spaziergang am Holstentor könnt ihr euch überlegen, wer da wohl die Fassade dran hat.
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