Implenia Deutschland | 37083 Göttingen
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Wer morgens in Braunschweig durch den Westen radelt, dem fällt schon auf, wie schnell sich die Stadtoberflächen verändern. Man könnte meinen, die Fassade ist hier gar kein Nebenschauplatz, sondern Bühne. Für Berufseinsteigerinnen und wechselwillige Fachkräfte – ja, eigentlich für alle, die darüber nachdenken, die Baustelle als Arbeitsplatz zu wählen – lohnt ein genauer Blick hinter die Verkleidung: Was macht der Beruf Fassadenmonteur hier in der Region, während von allen Seiten Klimaziele, Fachkräftemangel und Baustandards aufeinanderprallen?
Fassadenmontage, das klingt erst mal nach eher grobem Handwerk, Schlagschrauber, Bohrhammer, Lotschnur. Aber dahinter steckt weit mehr, als Außenstehende erwarten. Das beginnt schon mit der Vielfalt: Alu-Verbundplatten, Glasfassaden, Wärmedämmverbundsysteme – die Auswahl ist mittlerweile ein halber Materiallexikon. Wer hier mit offenen Augen arbeitet, merkt schnell: Jede Baustelle ist ein anderes Biotop. Mal wird außen am Altbau nachgerüstet, Wärmeschutz und Optik in einem. Mal sind es hochmoderne Neubauten in Braunschweig-Veltenhof, bei denen ein Fehler an der Unterkonstruktion bittere Folgen hat. Fehler sind hier selten reversibel – das macht diesen Job trotz klarer Abläufe anspruchsvoller, als so manche Berufsberatung es glauben machen will.
Will man ehrlich sein, ist vieles Arbeit auf Sicht – im wahrsten Sinne. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte sich ein anderes Hobby suchen, soviel vorweg. Dreißig Meter Höhe auf dem Fahrsteiger sind nicht die Ausnahme, eher Alltag. Dazu kommt: Wetter spielt keine Nebenrolle. Ein windiger Tag im März bedeutet, dass Alu-Träger nicht nur schwer, sondern widerspenstig werden. Nasse Finger, kalte Schrauben – was viele unterschätzen: Es ist nicht irgendein routinierter Bürojob, sondern Handwerk mit allen Sinnen, Muskeln und einem Kopf, der Details nicht als Luxus sieht.
Braunschweigs Baukonjunktur erlebt – mal abgesehen von den üblichen Schwankungen – einen kontinuierlichen Bedarf an Fachpersonal für die Fassade. Gerade in den letzten Jahren haben Energiesanierung und architektonische Experimente zugenommen. Das merkt man am Tempo – und an den Erwartungen. Gefragt sind Monteure, die nicht nur schrauben, sondern Reparaturpläne lesen, technischen Zeichnungen folgen und bei Planänderung kurz vor Feierabend kein Drama machen. Geht nicht? Gibt’s praktisch nicht. Und: Das Thema Arbeitssicherheit ist keine Schikane, sondern tägliche Verantwortung – auch, weil ein einziger Ausrutscher am Gerüst alles verändert.
Die Bezahlung, so ehrlich muss man sein, hinkt dem Schwierigkeitsgrad manchmal etwas hinterher, ist aber nicht von gestern. In Braunschweig bewegt sich das durchschnittliche Gehalt für Berufseinsteiger meist zwischen 2.500 € und 2.800 €, mit Berufserfahrung und Zusatzqualifikation (z. B. als Vorarbeiter) gern mal 3.000 € bis 3.400 € – Tendenz eher nach oben, da die Nachfrage nach erfahrenen Kräften spürbar steigt und Neubauten nach immer anspruchsvolleren Standards gefragt sind. Viele Betriebe zahlen übertariflich, wenn Verantwortung und Können passen. Trotzdem: Arbeitsplatzsicherheit ist nicht automatisch garantiert – gerade kleinere Betriebe sind abhängig vom jeweiligen Bauvolumen und der Zahlungsfreude der Auftraggeber.
Was mich immer wieder überrascht: Die unterschätzten Entwicklungsmöglichkeiten. Vom einfachen Fassadenmonteur zum Spezialisten für technische Detaillösungen oder gar zur Montageleitung – das geht mit Praxis, Biss und gelegentlicher Weiterbildung etwa im Bereich Metallbau oder Energieeffizienz. Zugegeben: Ein Sack Floskeln ist das trotzdem nicht. Wer den richtigen Betrieb findet, muss sich nicht durch endlose Hierarchien wühlen, sondern kann Verantwortung auch ohne Titel übernehmen. Manche Aufgaben sehen einfacher aus, als sie sind – und umgekehrt. Wer gern draußen, im Team und ohne Angst vor rauer Luft arbeitet, findet selten einen Beruf, der so unmittelbar sichtbar macht, was er geschaffen hat. Oder auch, was schief lief, falls man es zu eilig hatte.
Am meisten bleibt: Wer in Braunschweig Fassaden montiert, sieht mehr als bloß Außenwände. Man merkt, wie Baukultur, Technik und Klima am offenen Herzen operiert werden. Klingt pathetisch, ist aber so. Und spätestens, wenn das Gerüst abgebaut wird und die neue Fassade im Licht steht, kommt kurz der stolze Gedanke: Das hier bleibt – zumindest bis zur nächsten Sanierung.
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