Fahrzeuglackierer Jobs und Stellenangebote in Erfurt
Beruf Fahrzeuglackierer in Erfurt
Zwischen Mattglanz und Hochdruck: Alltag und Perspektiven als Fahrzeuglackierer in Erfurt
Handwerk in Erfurt, das klingt für viele nach Tradition, eingespielten Routinen und vielleicht einer Prise Gemütlichkeit. Für Fahrzeuglackierer – Neulinge wie Routiniers – ist das nur die halbe Wahrheit. Wer hier mit dem Pinsel winkt oder mit Airbrush hantiert, der weiß: Abseits der glatten Werbeanzeigen geht es um Präzision im Millimeterbereich, Zeitdruck, Chemiegerüche und gelegentlich – sagen wir es direkt – um erstaunliche Toleranz für unplanbare Zwischenfälle. Ich selbst weiß noch, wie vorsichtig ich an meinem ersten Arbeitstag die Spritzpistole gereinigt habe. Als könnte sie jeden Moment losgehen wie eine Laubbläser-Bombe im Herbst. Angst? Vielleicht. Aber das legt sich, irgendwann.
Wie steht es um die Chancen in Erfurt?
Die Landeshauptstadt Thüringens – nicht zu groß, nicht zu klein, dafür mit ordentlich Altbaubestand und erstaunlich flottem Wirtschaftsleben: Das hat auch für Lackierer Folgen. Man muss kein Prophet sein, um die Lage einzuschätzen. Die klassische Kfz-Werkstatt mischt zwar mit, größere Betriebe rund um die Automobilzulieferer in und bei Erfurt setzen aber zunehmend auf spezialisierte Fachkräfte. Das hat seinen Preis: Wer heute einsteigt, landet – Erfahrungen von Kollegen zufolge – meist zwischen 2.400 € und 2.900 €. Klingt nach nicht viel, wenn man eine Familie durchbringen will, aber: Im Umland sieht’s oft noch knapper aus. Was viele Einsteiger unterschätzen: Wer technisches Spezialwissen vorweisen kann (zum Beispiel Smart-Repair, Oldtimer-Restauration, Effektlackierungen), schiebt sich schnell auf 3.000 € oder mehr.
Glänzende Flächen, glitschige Zukunft?
Jetzt kommt der Elefant im Raum: Zukunftsfähigkeit. Immer mehr Automatisierung, neue Lackiertechniken, Umweltrichtlinien – die Branche pfeift auf Stillstand. Was in Erfurt auffällt: Lackierbetriebe, die sich früh auf Wasserlack-Systeme und umweltfreundliche Verfahren eingestellt haben, kommen besser durch die steigenden Regulierungswellen. Wer auf stur altmodisch macht, verliert Aufträge an innovative Werkstätten. Und an Nachwuchs gleich mit, ehrlich gesagt. Die jungen Kollegen, die ich kenne, wollen arbeiten, aber nicht als letzte Dinosaurier einer aussterbenden Zunft. Manchmal fragt man sich: Wird hier in zwanzig Jahren noch jemand klassischen Metallic-Lack per Hand verblenden, oder erledigt’s dann der sprühende Roboter?
Raue Praxis, stille Kunst
Das Bild des „Künstlers in Blaumann“ ist ja so alt wie die Werkstattluft selbst – aber ganz abwegig ist es nicht. Wer einen mattschwarzen Oldtimer in der Altstadt neu lackiert, weiß nach Feierabend oft selbst nicht mehr, ob das nun Handwerk, Therapie oder Hochleistungssport war. Was viele erstaunt: Der Alltag besteht zu einem Drittel aus Vorbereitung, einem weiteren Drittel aus Kontrolle und Korrektur, erst dann kommt das Lackieren selbst. Sorgfalt und ein gutes Auge sind hier wichtiger als Muskelkraft. All die Ausbildung – von Kfz-Betrieb über Karosseriebauer bis zur spezialisierten Lackiererei – zahlt sich aus, wenn zwischen Staubeinschluss, Lacktränen und der vierten „Letzten Schicht“ irgendwann das perfekte Lichtspiel entsteht. Für Perfektionist:innen in Erfurt ist das nicht Kinkerlitzchen, sondern Ehrensache.
Zwischen Fachkräftesuche und Feierabendbier
Apropos Ehrensache: Die Lücken im Team merkt jeder. Viele ältere Lackierer gehen in den nächsten fünf bis zehn Jahren in Rente – eine Generation voller „Macher“ verschwindet. Schon jetzt wird es schwieriger, eingespielte Kolleg:innen für Nachfolgepositionen zu gewinnen. Gute Nachrichten für wechselwillige Profis: Wer bereit ist, sich regional zu verwurzeln und vielleicht ein bisschen Kleinteiligkeit auszuhalten (Erfurt ist nicht München), findet meist schneller einen fairen Platz am Lackierstand als gedacht. Und: Auch abends am Domplatz, zwischen Bier und Bratwurst, lässt sich trefflich über Silikonkrater, Klarlack-Desaster und den Fluch moderner Wasserbasislacke sinnieren.
Fazit? Früh übt sich, wer bunt bleiben will.
Klingt nach Klischee? Vielleicht. Aber am Ende zählt für Berufseinsteiger:innen wie erfahrene Hände: Wer Motoren liebt – oder das glänzende Blech darüber –, ein Händchen für Details hat und keine Angst vor Wandel, dem steht in Erfurt so ziemlich alles offen. Zumindest, solange Lackträume und Neugierde Bestand haben.