HORNBACH Baumarkt AG | Herne
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HELLWEG Die Profi-Bau- & Gartenmärkte GmbH & Co. KG | 44135 Dortmund
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Morgens in Osnabrück – Nieselregen wie aus dem Bilderbuch. Ich stehe zwischen Sackkarren und Dübelregalen und frage mich mal wieder: Wie um Himmels willen bin ich eigentlich dazu gekommen, Kunden zu erklären, welche Wandfarbe sich für ihre Mietwohnung eignet? Die Antwort ist nicht so simpel, wie viele denken. Fachberater im Baumarkt – das klingt nach „praktische Fragen, praktische Lösungen“. Aber was wirklich dahintersteckt, erschließt sich meist erst zwischen Putzkübel und Palettenstapel. Und die Optionen vor Ort, die sind alles, nur nicht abwegig.
Wer glaubt, der Beruf bestünde bloß aus freundlichem Grüßen und Kassenzetteldruck, liegt ziemlich daneben. Klar, ein offenes Lächeln hilft, aber ohne Grundlagenwissen in Sanitär, Farben, Werkzeug oder Baustoffen kommt man hier keinen Meter weit. Besonders in Osnabrück, wo Hobby-Gärtner, Stadtfamilien und Nebenerwerbshandwerker gleichermaßen „ihren“ Baumarkt haben wollen. Die Produkte ändern sich ständig – neue Energiestandards, nachhaltigere Materialien, smarte Home-Anwendungen. Was heute Standard ist, kann morgen schon wieder altmodisch wirken. Ich gebe zu: An manchen Tagen frage ich mich, ob ich mit dem technischen Wandel Schritt halten kann. Aber das Gute? Weiterbildung ist nicht bloß Gedöns für die Chefetage. Hersteller-Schulungen, interne Workshops, ja sogar der Plausch mit einem alten Hasen – all das ist Teil des Jobs. Wen wunderst: Ohne Lust am Dazulernen wird die Arbeit schnell öde.
Osnabrück ist, naja, speziell. Nicht immer, aber oft: Die Projekte der Kundschaft sind hier selten von der Stange. Ein Beispiel? Laubenpieper mit Hang zum Upcycling, Lehrkräfte mit Jahrzehnten alten Fachwerkhäusern und junge Paare, die aus Altbauwohnungen smarte Mietparadiese machen wollen. Kurzum: Der klassische 08/15-Kunde? Gibt’s hier kaum. Stattdessen muss man als Berater improvisieren, zuhören, auch mal widersprechen. Hier wird man mit Fragen konfrontiert, auf die einen keine Interne-Produktausbildung vorbereiten kann: „Ob die Farbe in der Altbauküche noch dünstet?“ – ehrlich, kein Lehrbuch hält diese Antwort parat. Aber genau darin liegt der Reiz – und die regionale Prägung. Baustile und Witterung schlagen durch, selbst die Verfügbarkeit von Produkten hängt gelegentlich an lokalen Lieferketten. Vieles entscheidet sich buchstäblich von Woche zu Woche neu.
Reden wir nicht drum herum: Das Gehalt ist ein Thema, gerade für Quereinsteiger oder Berufsanfänger. In Osnabrück beginnt der Lohn meist bei etwa 2.400 € – mit Erfahrung und solider Qualifikation sind 2.800 € bis 3.200 € erreichbar. Wer sich in Spezialbereiche – etwa Garten, Sanitär, Werkzeuge – einarbeitet und Verantwortung übernimmt, schielt auch schon mal auf 3.400 € oder mehr. Kein Goldrausch, aber ordentlich. Die Hierarchien sind flach, manchmal rau, aber im Grunde respektvoll. Ich habe das Glück, Vorgesetzte zu kennen, die mit dem Schraubenzieher genauso souverän umgehen wie mit dem Wochenplan. Wer was draufhat, wird in den meisten Baumärkten links und rechts erkannt – und das saloppe „Du“ ist hier keine leere Floskel.
Sind wir ehrlich: Baumärkte stehen in Deutschland längst nicht mehr für den klassischen Familienbetrieb mit festem Kundenstamm. Die Branche verändert sich. Zunehmende Konkurrenz durch Onlinehandel, Nachhaltigkeit als Verkaufsargument, Digitalisierung bis in die Lagerlogistik – das alles sorgt für Unsicherheiten, aber auch Chancen. Gerade in Osnabrück, wo neue Wohnquartiere entstehen und das „Do it yourself“- Prinzip immer mehr Menschen begeistert, bleibt der Bedarf an Beratung auf den Punkt gefragt. Flexible Arbeitsmodelle? Werden in vielen Häusern diskutiert, umgesetzt noch nicht überall. Ich selbst schätze – nein, manchmal fluche ich sogar über die Samstagsdienste, die nun mal dazugehören. Doch wehe, man unterschätzt die persönliche Komponente: Wer Empathie, Geduld und ein bisschen Humor mitbringt, bleibt den Kunden lange in Erinnerung. Und genau das kann – ironisch genug – keine App der Welt ersetzen.
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