HORNBACH Baumarkt AG | Neu-Ulm
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HORNBACH Baumarkt AG | Neu-Ulm
Wer morgens als Fachberater in einem der Augsburger Baumärkte den Dienst antritt, steht irgendwo zwischen den Zeiten. Links Säkesägen und Zollstöcke, rechts smarte Heimautomatisierung und Photovoltaikmodule, dazwischen Kunden mit Fragen in allen Tonlagen. Wer denkt, hier gehe es bloß ums „Da hinten links im Regal!“, tut dieser Branche Unrecht. Gerade für Berufseinsteiger oder wechselwillige Handwerksprofis kann der Sprung an die Beratungstheke eine irritierend spannende Wendung im Lebenslauf sein. Suche nach Routine? Eher schwierig – was man aber fast sicher findet: Gespräche über Dinge, auf die man nie im Leben allein gekommen wäre. Wirklich nie.
Im Baumarkt geht es selten nur um Produkte. Leute wollen wissen, was im Altbau geht, warum die neue Dachlatte schon wieder schimmelt, und ob die angeblich „unkaputtbare“ Gartenpumpe älteren Herren den Rücken schont. Wer hier tätig ist, braucht zwei Dinge: technisches Grundwissen und das Talent, Menschen abzuholen – oft auch, wenn sie sich selbst kaum noch verstehen. Klar, eine Ausbildung im Handel oder Handwerk ist oft der Türöffner, aber noch wichtiger ist die Gabe, komplexe Sachverhalte verständlich zu erklären, ohne dabei herablassend zu wirken. Dass man dabei häufiger zum Therapeuten für gescheiterte Wochenendprojekte mutiert, wird selten im Arbeitsvertrag erwähnt. Nur so ein Gedanke.
Über Geld spricht man nicht? Die Realität im Großraum Augsburg bewegt sich für Berufseinsteiger meist zwischen 2.600 € und 2.950 € monatlich, erfahrene Kräfte in spezialisierten Abteilungen – etwa Sanitär oder Elektro – können durchaus 3.100 € bis 3.500 € erreichen. Aber wer bloße Zahlen betrachtet, vergisst die Komponente „Kundenkontakt-Mentalbelastung“ – die ist mitunter unbezahlbar. Lohnt es sich trotzdem? Ja, sofern man Freude daran hat, tagtäglich Fachwissen praktisch und nah am Menschen einzusetzen. Was vielen unterschätzen: Im Vergleich zu manchem Handwerksjob ist die körperliche Belastung geringer, die psychosoziale jedoch durchaus respektabel. Niemand spricht gern über die Kundin, die erst nach zwanzig Minuten Beratung gesteht, die Artikelnummer habe sich eigentlich längst erledigt …
Die Branche schläft nicht. Wer vor einigen Jahren noch vor allem Nägel abgezählt hat, sieht sich heute zunehmend mit Fragen zu regenerativer Energie, Smart-Home-Lösungen oder ökologischen Baustoffen konfrontiert. Insbesondere in Augsburg, wo sich das Bewusstsein für nachhaltiges Bauen spürbar durchgesetzt hat, geht kein Weg mehr an ökologischer Kompetenz vorbei. Fachberater werden zum Vermittler zwischen Innovation und Tradition – schließlich steckt in Schwaben eine gewisse Liebe zum Bewährten, aber auch die Offenheit, wenn eine Wärmedämmung im Altbau künftig Energie spart. Wer sich also fortbildet, etwa zu Energieeffizienz oder umweltfreundlichen Werkstoffen, steht vornehm im Rampenlicht. Klingt pathetisch? Nein – eher pragmatisch, wie vieles hier vor Ort.
Gehen wir ehrlich mit uns um: Wer schon Erfahrung aus Handwerk oder Einzelhandel mitbringt, ist im Vorteil. Doch mit etwas Geduld (und einer Portion Neugier) lassen sich die meisten Beratungskompetenzen erstaunlich schnell entwickeln. Immer häufiger setzen Betriebe auf interne Schulungen, etwa zu Digitalisierung, Materialkunde oder Kundenpsychologie. Wer sich engagiert, dem öffnen sich durchaus Türen – von der Abteilungsleitung über Schulungsaufgaben bis hin zur Spezialisierung auf kompliziertere Sortimente. Kritische Anmerkung: Wer auf schnelles Prestige oder üppige Sprünge im Gehalt aus ist, wird enttäuscht. Aber am Ende bleibt das Gefühl, echten Sinn zu stiften. Der Baumarkt ist kein Showroom für Eitelkeiten – aber ein Ort, an dem die Verbindung von praktischem Know-how und regionaler Menschlichkeit einen eigenen Wert hat. Und das, so viel Eigenlob sei erlaubt, erkennt man manchmal erst dann, wenn man mittendrin steht.
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