The Fontenay Hamburg | 20095 Hamburg
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The Fontenay Hamburg | 20095 Hamburg
Wer morgens durch die Hotellobby eines Bremer Traditionshauses schlendert, ahnt oft nicht, wie viel Disziplin, Timing und manchmal blanker Improvisationswille in dem steckt, was aufs Zimmer serviert wird. Etagenkellner – klingt ein bisschen nach verstaubtem Luxus, nach silbernen Servierwagen und Frühstücksglocken, nicht wahr? Tatsächlich hat dieser Beruf in den letzten Jahren eine verblüffende Wandlung vollzogen, zumindest hier an der Weser. Für Berufseinsteigerinnen, für Routiniers, die bereit sind, den Sprung zu wagen, oder für die vielen, die irgendwie zwischen „mach ich weiter“ und „suche was Neues“ stecken – ein Blick hinter die Kulissen lohnt sich.
Ich erinnere mich an meinen ersten Tag: zu wenig Schlaf, zu viel Adrenalin, mit einem Tablett, das nach Flucht aussah – und einem Gast, der seine Extrasoße auf exakt zwölf Grad temperiert verlangte. Das Bild? Sind wir ehrlich – es stimmt fast noch heute. Etagenkellner sind in Bremen (gerade in Hotels mit Anspruch) die Botschafter des Hauses auf engstem Raum, Profis in Sachen Diskretion, Warenkunde, Small Talk – manchmal auch Blitz-Schlichter, falls sich auf Zimmer 423 mal wieder „Reklamation“ und „Missverständnis“ treffen. Interessanterweise hat sich der Serviceanspruch in den letzten Jahren verschoben: Persönliche Ansprache und Handschlag-Charisma sind nach wie vor gefragt, aber digitale Systeme und App-Bestellungen wollen gleichzeitig gemanagt werden. Nein, „Standard“ gibt’s selten. Was viele Neueinsteiger überrascht: Der Schritt auf den Flur ist auch immer ein Schritt ins Unbekannte.
Bremen tickt nicht wie München oder Hamburg, das ist klar. Trotzdem ist die Nachfrage nach ausgebildeten Etagenkellnern spürbar lebendiger als das Gerede vom „Abgesang auf den Serviceberuf“ suggeriert. Vor allem in Traditionshäusern, Tagungshotels, gehobenen Appartments. Echt, ich wüsste aktuell mehr Kollegen, die ihre „Crew“ verstärken wollen, als solche, die Personal loswerden. Allerdings: Die Konkurrenz schläft nicht. Wer flexibel bleibt – und damit meine ich nicht nur den eigenen Rücken –, kommt besser durch das saisonale Auf-und-Ab, das in Bremen zwischen Messezeit und stilleren Monaten fast schon eigene Gesetze kennt.
Das liebe Geld. Ich kenne niemanden, der Ehrlichkeit beim Verdienst nicht schätzt. In Bremen liegt das Einstiegsgehalt meist zwischen 2.200 € und 2.600 €, wobei Sonderzahlungen, Zuschläge für Nacht- oder Wochenendarbeit durchaus den Unterschied machen können. Erfahrene Etagenkellner mit Zusatzqualifikationen – und ja, so etwas gibt es, etwa bei Fremdsprachen oder Barservice – schaffen es mitunter in Richtung 2.800 € bis 3.000 €. Es bleibt: Wer bereit ist, auch an Feiertagen sein freundlichstes Lächeln aufzusetzen und das Tablett nicht als lästige Last, sondern als Visitenkarte begreift, der wird sich über das eine oder andere Trinkgeld (vergessen wir nicht: Bremen ist eine ehrliche Stadt, aber knauserig? Eher selten) freuen.
Was heute dazu gehört? Ohne Fortbildung läuft wenig. Viele Hotels – ob im Schnoor oder am Bahnhof – investieren zunehmend in digitale Tools, digitale Bestellsysteme und technische Schnittstellen. Klar, das klingt nach zusätzlicher Belastung, aber wer sich darauf einlässt, gewinnt auch: Zeitmanagement, bessere Abläufe, weniger Fehler. Weiterbildung ist also kein Schlagwort, sondern berufliche Realität. Englisch, Allergene-Kenntnis, Software-Schulungen – gerade auf dem ersten Karriereabschnitt macht sich das bezahlt. Allerdings: Technik ersetzt keinen starken Charakter – und der bleibt, Hand aufs Herz, die wichtigste Währung auf dem Flur.
Etagenkellner in Bremen – das ist Routine und Improvisation, digitaler Wandel und altes Handwerk, echte Begegnungen und manchmal großer Frust. Wer einsteigt, findet einen Beruf, der fordert, sichtbar macht und oft unterschätzt wird. Und eines bleibt sicher: Auf den Fluren und hinter den Zimmertüren entscheiden echte Menschen, wie herzlich, umsichtig und lernbereit man ist. Klingt anstrengend? Vielleicht. Aber langweilig garantiert nie.
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