DLS Lehmann GmbH | Eisenach
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
DLS Lehmann GmbH | 98527 Suhl
DLS Lehmann GmbH | Eisenach
DLS Lehmann GmbH | 98527 Suhl
Einmal ehrlich: Der Gedanke, Erntehelfer in München zu sein – also im Münchener Umland, versteht sich, denn mitten auf dem Marienplatz wächst bekanntlich nur das Unkraut aus der Fuge –, hat so gar nichts von der Poesie eines blühenden Obstgartens. Und doch zieht diese Profession Menschen an, die auf der Suche nach einem Job mit Hand und Herz sind. Gerade diejenigen, die beruflich neu starten möchten, wechseln wollen oder sich nach einer prägenden Pause ins Arbeitsleben zurücktasten. Manchmal aus Leidenschaft, manchmal aus Notwendigkeit. Oder, wessen Erfahrung das ist, einfach aus Trotz gegen höhenverstellbare Bürostühle.
Die Fakten zuerst. Erntehelferinnen und Erntehelfer übernehmen im Landkreis München und drumherum vor allem das, was nach Saison ruft: Spargel, Hopfen, Beeren und, je nach Gusto des Bodens, auch mal Zwiebeln oder Kürbis. Die Handgriffe? Wenig glamourös, doch ziemlich anspruchsvoll. Bücken, schleppen, sortieren, manchmal stumm und routiniert, manchmal von Regen bis Sonnenstich. Klingt nach Knochenjob? Ist er oft auch. Die Tätigkeiten reichen vom reinen Pflücken bis zur Bedienung moderner Erntemaschinen – wobei, Handarbeit bleibt in Bayern noch Grundvoraussetzung. Digitalisierung hat Einzug gefunden: Sensoren im Gewächshaus, digitale Tagespläne, GPS-gesteuerte Schlepper – alles kein Hexenwerk mehr, aber auch kein Grund zur Illusion. Wer meint, mit einer App im Schatten den Arbeitstag rumzukriegen, irrt.
Und doch gibt es, das habe ich oft beobachtet, diese Momente, in denen die Arbeit Sinn stiftet. Vielleicht, weil Erntearbeit konkret und sichtbar ist – was in anderen Jobs ja akut fehlen kann. „Ich habe am Ende des Tages Kisten voller Erdbeeren“ – so etwas sagt kaum eine Büroangestellte. Und dass der Arbeitsmarkt in München weiterhin Saisonarbeitskräfte braucht, ist mehr als ein Randphänomen. Regional vernetzte Familienbetriebe, größere Agrarunternehmen, sogar einzelne städtische Projekte sind ständig auf der Suche. Ohne Erntehelferinnen und Erntehelfer würden die Münchener Märkte alt aussehen. Ach, und der regionale Biohype? Führt dazu, dass Kleinerzeuger sogar noch mehr Muskelkraft brauchen – „Bio“ wächst leider nicht leichter.
Die Bezahlung – ein heikles Thema, und eines, das gerade Berufseinsteiger schnell auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Der Stundenlohn liegt meist knapp über dem gesetzlichen Mindestlohn, im Jahr 2024 also irgendwo zwischen 12,41 € und 14 € je nach Betrieb und Region. Monatsgehälter schwanken entsprechend: Wer Vollzeit arbeitet, kann – Saison und Auslastung vorausgesetzt – zwischen 1.900 € und 2.400 € verdienen. Erfahrung, Deutschkenntnisse und Maschinenerfahrung pushen das Einkommen gelegentlich auf bis zu 2.800 €. Wer ein Händchen für Organisation hat oder gar als Vorarbeiter eingesetzt wird, kann in besonders hektischen Monaten auch mal an der 3.000 €-Marke kratzen. Klingt nicht nach Davos-Elite, aber München zeigt sich selten bescheiden.
Was vielen unterschätzen: Die Erntehilfe kann, gerade für Neulinge, ein Einstieg in andere landwirtschaftliche Felder sein – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Wer nicht nur erntet, sondern bei Anbau, Pflege, Vermarktung oder gar im Bereich Nachhaltigkeit mitdenken will, findet Chancen. Schulungen zu moderner Anbautechnik oder zum sachgerechten Einsatz von Maschinen werden in der Region inzwischen häufiger angeboten. Die Betriebe, ob klein oder groß, spüren den Generationenwechsel ebenso wie den Zuzug aus der Stadt – das verändert die Atmosphäre am Feldrand mehr, als mancher Vorgesetzte wahrhaben will.
Und wie ist das Klima – menschlich gesprochen? Durchwachsen. Wer sich Wertschätzung oder Lob nach jedem Kilo Erdbeeren erwartet, sollte seine Erwartungen runterschrauben. Was aber bleibt: eine Gemeinschaft auf Zeit, ein eigenwilliger Rhythmus der Tage und ein praktischer Blick aufs Wetter, der im Homeoffice selten gefragt ist. Für manche ist das alles ein Zwischenstopp, für wenige ein Neuanfang, für andere ein Stück Freiheit. Ehrlicher als man denkt. Und eben: Da draußen – hinter den Stadtgrenzen, aber mitten im Leben.
Das könnte Sie auch interessieren