tagwerk personal GmbH - Troisdorf | 53721 Siegburg
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Mönchengladbach. Kaum eine Stadt, die so sehr mit Fußball und Textilgeschichte assoziiert wird, und doch: Da gibt es, quasi im Schatten der Gladbacher Skyline, Äcker, Felder, Spargelreihen, Erdbeerfolien. Und Menschen, die sie mit Rücken, Händen, sogar mit Zahn und Zunge bearbeiten – zumindest im metaphorischen Sinne. Erntehelfer, das klingt für manche nach überholter Saisonarbeit, Billiglohn und temporärem Durchhalten. Doch ist es wirklich so einfach? Nach einigen Gesprächen im Feld und dem einen oder anderen Ohr an der regionalen Landwirtschaft habe ich den Eindruck: Gerade für Berufseinsteiger oder wechselbereite Fachkräfte steckt da mehr Spannung drin, als viele denken.
Ein Klischee vorweg: „Knien, pflücken, weiter.“ Wer so denkt, hat das Bild aus den neunziger Jahren im Kopf, den Reportagen mit Plastikeimern und verschwitzten Stirnbändern. Die Gegenwart hat angefangen umzupflügen. Ja, Erntehelfer in Gladbach müssen immer noch kräftig anpacken – Himbeeren, Zucchini, Spargel oder die endlosen Reihen von Salat im Spätsommer. Für Einsteiger bleibt das Handwerkliche, die Kraft und Ausdauer das Grundgerüst. Doch mittlerweile geht es um mehr: Automatisierung hält Einzug, aber ersetzt die Menschen eben noch nicht. So stehen an den Feldrändern kleine Maschinen, Folientunnel werden digital temperiert, und die Qualitätssicherung läuft oft per App – im Ernst. Wer da mit Technik nicht völlig auf dem Schlauch steht, hat bessere Karten. Und das tägliche Repertoire reicht von simpler Handarbeit bis hin zum Bedienen kleiner Erntemaschinen, Transportfahrzeuge oder Verpackungsanlagen. Kurzum: Wer nur Monotonie vermutet, irrt gewaltig.
Mal ehrlich: Frische Luft, Bewegung und das berühmte „körperlich arbeiten“ – das kann für Menschen, die im Büro keinen Fuß auf den Boden kriegen, durchaus reizvoll sein. Aber halt, bevor einer denkt, das sei ein Selbstläufer – die Anforderungen sind deutlich gestiegen. Fehlende Sprachkenntnisse sind spätestens dann hinderlich, wenn Sicherheitsunterweisungen oder Qualitätsstandards nachgehalten werden sollen. Routine ist wichtig, aber Flexibilität manchmal noch wichtiger. Wer an Regentagen denkt, da bliebe man einfach zu Hause – nun, Täuschung. Oft entscheidet das Wetter die Taktung; letztes Jahr lag der Hauptteil der Gurkenernte beispielsweise innerhalb von nur fünf besonders heißen Tagen. Ein Knochenjob, nicht nur für den Rücken. Die Betriebe erwarten Teilnahme und Verantwortungsgefühl, auch Schichtbereitschaft kommt vor, gerade in Betrieben mit Obst- oder Gemüsetrocknung.
Die Lohnfrage ist ein Dauerbrenner – und ja, sie entscheidet. In Mönchengladbach liegt das durchschnittliche Einkommen für Erntehelfer meist zwischen 2.200 € und 2.600 €. Sticht man als Teamleiter oder Fachkraft heraus, sind 2.700 € bis 2.900 € nicht realitätsfern. Die Spanne ist beträchtlich – und klar, es kommt aufs Obst, die Saison, und gelegentlich den Wettergott an. Neben dem Grundlohn gibt’s – mal mehr, mal weniger großzügig – Zulagen für Überstunden, Schichtarbeit, schnelleres Arbeitstempo oder gar Prämien bei guten Ernteergebnissen. Sozialversicherungen, Urlaubstage, alles dabei – und doch: Die Arbeit ist fordernd. Wer sich einen lauwarmen Halbtagsjob erhofft, ist hier falsch beraten.
Was viele unterschätzen: Landwirte und Betriebsleitungen in Gladbach suchen längst nicht mehr nur Durchlaufposten. Wer Beständigkeit zeigt, Rückgrat im Team bewährt, darf auf Entwicklungsmöglichkeiten hoffen – zum Beispiel in der Verwaltung, Qualitätssicherung oder als Maschinenführer. In manchen Betrieben werden sogar extra Kurse für neue Kulturtechniken, Pflanzenschutz und Ernterobotik angeboten. Klingt fast nach New Work auf dem Acker, oder? Trotzdem: Die Umbrüche, ob durch Klimawandel, Digitalisierung oder wechselnde EU-Vorgaben, machen das Feld wackeliger – Flexibilität und Lernbereitschaft sind Pflicht. Es ist kein Job für Bedenkenträger, aber auch keiner für blauäugige Durchreisende.
Wer behauptet, der Beruf Erntehelfer sei ohne Perspektive, hat die Realitäten der Region nicht gesehen. Der Arbeitsmarkt ist dynamisch: Ja, es gibt Schwankungen, teils sogar Engpässe – spätestens seitdem polnische oder rumänische Saisonkräfte ausbleiben, werden auch lokale Arbeitskräfte wichtiger. Was ich persönlich spannend finde: Die Arbeit verbindet Generationen und Milieus, der Alltag draußen gibt einen Takt vor, den man im Büro nie erleben wird. Lärm, Regen und Rückenschmerzen inbegriffen. Aber – und das möchte ich nicht unterschätzen – für Frischlinge und Wechsler kann genau diese Nähe zur Erde, das sichtbare Ergebnis eines Tages, eine unerwartete Zufriedenheit bringen. Das ist keine Raketenwissenschaft, aber eben auch kein Spaziergang. Und ehrlich gesagt: Einen ehrlicheren Lohn für echte Arbeit findet man selten.
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