Dr. Schillig & Kollegen Zahnärzte PODBI344 GmbH | 30159 Hannover
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Manchmal, wenn der Himmel über Bielefeld seine typisch graue Kappe zurechtrückt und die Felder in einem fortwährenden Wechselspiel aus Nässe und Wind daliegen, frage ich mich: Wer entscheidet sich eigentlich freiwillig dafür, draußen – mitten im Aprilregen oder Spätsommerstaub – Beeren, Äpfel oder Spargel aus der Erde zu holen? Die Antwort ist so vielseitig wie das Land selbst. Erntehelfer zu sein, klingt zunächst nach Aushilfsjob, nach Saison, nach Zwischenschritt. Aber wer genauer hinsieht, erkennt ein Berufsfeld, das härter, facettenreicher und – erstaunlich genug – auch zukunftstauglicher ist, als sein Ruf. Jedenfalls, wenn man sich nicht an verstaubten Vorurteilen festhält.
In Bielefeld? Da wächst nicht nur der berühmte Unsichtbarkeitseffekt, sondern doch erstaunlich viel Handfestes. Kartoffeln, Mais, Erdbeeren, Kirschen, sogar Rhabarber, ganz zu schweigen von den Sonderkulturen auf den Feldern rund um Werther oder Jöllenbeck. Die Aufgaben der Erntehelferinnen und -helfer: morgens in die Gummistiefel springen, die Hände in die feuchte Erde tauchen, rückenschonende Pausen erfinden, wenn die Mähdrescher vorbeiziehen oder der Gurkenflieger startet – keine Metapher, sondern ein wackliges, motorgetriebenes Gefährt, das quer übers Feld rumpelt. Ein Job zum Anfassen, aber eben kein Spaziergang. Denn Rhythmus und Tempo geben nicht nur die Jahreszeiten vor, sondern auch die Marktlage, der Wochenwetterbericht und die Laune der Maschinen.
Für Berufseinsteiger:innen, Wechsler mit fachlicher Neugier oder jene, die einfach eine greifbare Aufgabe suchen: Am Feldrand trifft man auf eine anregend wilde Mischung. Junge Idealisten, die „mal raus wollen“, Menschen, die den Kopf freibekommen wollen – und solche, für die die nächste Überweisung über Wohl und Wehe entscheidet. Wer Fachkenntnisse in Pflanzenbau, Technik oder Logistik mitbringt, wird schnell merken: Das Hierarchiedreieck kippt manchmal um. Praktische Kreativität zählt mehr als Abschlussformen auf Papier. Maschinenkenntnis zum Beispiel zahlt sich im Keller aus, wenn der Schlepper plötzlich verstummt oder der Förderbandriemen quietscht. Allerdings – Unterschätzen sollte man die körperlichen Anforderungen besser nicht. Pausen? Kommen, wenn die Sonne es zulässt, nicht, wenn der Magen knurrt.
Bleiben wir ehrlich. Das Gehalt ist selten üppig, auch wenn die Zeitungen jedes Jahr aufs Neue „Fachkräftemangel“ durch die Blätter jagen. In Bielefeld bewegt sich der Stundenlohn meistens nah am Mindestlohn, manchmal ein Tick darüber. Bei 35 bis 40 Wochenstunden liegen Einstiegsgehälter meist zwischen 2.000 € und 2.300 €. Wer Erfahrung, Sprachkenntnisse und Verantwortungsgefühl mitbringt – typischerweise etwa beim Anleiten kleiner Teams oder beim Bedienen der Maschinen – kommt durchaus auch auf 2.400 € bis 2.700 €. Theoretisch. Praktisch schwanken die Zahlen. Saison, Betrieb, Wetter, Marktdruck – alles Variablen. Manche Betriebe zahlen kräftige Zuschläge, wenn’s drauf ankommt. Andere ducken sich weg, wenn über Arbeitszeit oder Absicherung geredet wird. Man gewöhnt sich an beides, so seltsam das klingt.
Tradition trifft Fortschritt, klingt nach Werbebroschüre – ist aber Alltag auf Bielefelds Feldern. Der digitale Wandel hat, langsam zwar, aber sichtbar, auch hier Wurzeln geschlagen. Sensorüberwachte Erntesysteme, Datenauswertung zur optimalen Bestandsplanung, GPS-gesteuerte Traktoren – das alles ist keine Science-Fiction mehr. Fachkräfte, die offen für Technik sind, ein Gefühl für Maschinen und Daten haben, rücken leichter in verantwortungsvollere Rollen. Manchmal frage ich mich, wie viele noch aus reinem Pflichtgefühl mitziehen. Oder anders herum: Wie viele erleben, dass selbst ein scheinbar einfacher Job wie die Feldarbeit sich verändert, sobald der Tablet-Computer neben den Erntekorb wandert?
Wer sich in Bielefeld als Erntehelfer:in auf den Weg macht, tut gut daran, Realismus einzupacken – und Neugier ebenso. Die Arbeit kann herausfordern, sie ist mal eintönig, oft überraschend, selten glamourös. Aber wer sich darauf einlässt, lernt eine Seite der Region kennen, die echten Zugriff aufs Leben verlangt. Und nein, das ist keine Romantik – sondern schlicht Realität. Wer auf Dauer bleiben will, darf sich nicht von Kalenderklischees abschrecken lassen. Wer neu einsteigt, sollte auf die Kollegen hören. Man wächst rein, ins Schwitzen, ins Improvisieren – und, aller Müh zum Trotz: Häufig auch ein bisschen über sich hinaus.
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