Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG | 37083 Göttingen
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Finanz Informatik GmbH & Co. KG | 30159 Hannover
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Wer in Braunschweig als Entwickler für digitale Medien anheuert, landet irgendwo zwischen staubigen Entwürfen im Schlossgarten und den blinkenden Bildschirmen eines Coworking-Spaces in der Sichtweite von Forschungsinstituten. Hier atmet der Beruf zwischen Tradition und technologischem Fortschritt – mal riecht’s nach frisch programmiertem Code, mal nach der typischen Braunschweiger Mischung aus Wissenschaft, Handwerkskunst und dem leicht altmodischen Charme einer Stadt, in der man sich noch begegnet, weil man’s will, nicht weil der Terminkalender es diktiert.
Doch was bedeutet das eigentlich – Entwickler für digitale Medien? Die Schnittmenge ist erstaunlich groß. Wer hier landet, kann sich weder auf reines Design noch auf reines Coden beschränken. „Full Stack“ wird gerne mal als Etikett auf die Stirn geklebt. Und wenn wir ehrlich sind: Wer diesen Beruf nüchtern betrachtet, merkt schnell, dass es weniger um das nächste hippe Framework, sondern mehr um Verständigungsfähigkeit geht. Mit Kreativen, Kunden, Kollegen aus dem Maschinenbau, Marketing und nicht zuletzt mit sich selbst. Denn manchmal fragt man sich: Bin ich hier der Vermittler zwischen Business und Backend – oder doch einfach nur der Problemlöser, der nachts um eins das Layout im Browser-debugger anschreit?
Wer glaubt, in Braunschweig liege die digitale Welt noch im Dornröschenschlaf, der hat die letzten Jahre vermutlich im Internet-Blackout verbracht. Denn was hier im Schatten der TU, der niedersächsischen Forschungszentren und der traditionsreichen Verlage entsteht, ist mehr als nur „mitlaufen“. Kleine bis mittelgroße Agenturen, Start-ups mit Luft nach oben (und manchmal zu viel Stolz auf die letzte Förderzusage), aber auch ein wachsender Bedarf bei etablierten Mittelständlern. Die Stellen werden anspruchsvoller: Content-Management, UI/UX, Interactive Storytelling – meist alles auf einmal. Manchmal schleicht sich das Gefühl ein, dass man für drei Arbeitsbereiche bezahlt wird, aber gut, das kennen viele.
Gehaltsmäßig? Wer direkt von der Uni kommt, wird nicht jubeln, aber auch nicht darben. Einstiege bewegen sich meistens zwischen 2.800 € und 3.300 € pro Monat. Mit etwas Erfahrung und guten Nerven sind in der Region auch 3.500 € bis 4.200 € drin, zähe Verhandlung vorausgesetzt. Allzu üppig wird’s selten – aber die Mieten sind (noch) keine Großstadthölle und das Leben in Braunschweig überzeugt eher durch Nähe als durch Bling-Bling.
Es gibt so eine ganz eigene Mischung, die Braunschweig prägt: Viel Wissenschaft, ja, aber auch viel gelebte Praxis. Entwickler digitale Medien finden sich oft zwischen den Stühlen. Das kann nerven (wie bei der fünften Projektiteration innerhalb von zwei Wochen), aber auch motivieren. Viele Arbeitgeber setzen inzwischen auf agile Arbeitsmethoden – Kanban hier, Scrum da, manchmal auch einfach „Mach mal, solange’s läuft“. Struktur trifft Kreativität, wobei der Kaffee oft der einzige Kompromiss ist.
Was viele unterschätzen: Der intensive Austausch mit anderen Disziplinen, von Ingenieurskunst über Soziologie bis Datenanalyse, ist eher Regel als Ausnahme. Wer hier auf reinen Silodenken pocht, reibt sich schnell auf – oder bleibt im Kleinklein stecken.
Es wäre vermessen, Braunschweig als Hotspot der Digitalbranche zu feiern – aber unterschätzen sollte man die Stadt auch nicht. Die Nähe zur Forschung fördert Experimentierfreude (Stichwort: Interface-Labs, VR-Prototypen, kreative Hackathons) und regionale Initiativen haben so manchen Job geschaffen, der anderswo im Mittelmaß versickert wäre. Weiterbildungsmöglichkeiten? Breit gefächert – von spezialisierten Workshops an der Hochschule über offene Design-Kollektive bis hin zu klassischen Fortbildungen in Datenvisualisierung oder Frontend-Architektur.
Und trotzdem: Ein Patentrezept gibt’s eben nicht. Wer neugierig bleibt, Durchhaltevermögen zeigt und keine Scheu vor Schnittstellenarbeit hat, findet hier Chancen, die „woanders“ kühler, unpersönlicher, vielleicht profitabler wirken. Ob das der große Wurf ist? Vielleicht. Oder eben der kleine, der dafür trägt. Manchmal reicht das schon.
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