Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) | 18055 Rostock
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EHL AG | Wittenburg
Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) | 18055 Rostock
EHL AG | Wittenburg
Hände, die nach Abgas riechen, Augen, denen selten etwas entgeht – und öfter mal die Frage: Warum tut man sich das eigentlich an? Wer in Rostock als Elektroschweißer anfängt oder den Wechsel auf diese Zunft erwägt, steht zwischen Tradition, Technik und einer gewissen Prise Hanse-Realismus. Die Arbeit? Alles – nur nicht leicht. Aber auch selten langweilig.
Rostock ist kein anämisches Industriestädtchen – nicht einmal annähernd. Wer hier als Schweißer arbeitet, taucht ab in einen Kosmos aus Großwerft, Maschinenbau, Windenergie und ganz eigenen Baustellen. Was im Westen oft im Automobilbau gefragt ist, spielt an der See eine andere Melodie: Schiffsstahl, dicke Bleche, salzhaltige Luft – das Material ist stur, beinahe widerspenstig. Wer hier stumpf sein Programm abspult, wird von der Praxis schnell eingenordet.
Schweißen heißt im Grunde: den Dingen (und Menschen) zusammenhelfen, was eigentlich auseinanderfallen will. Klingt poetisch, ist aber messerscharf. Ob Sie gerade als Berufseinsteiger vor einem gewaltigen Schiffsrumpf stehen oder schon zehn Jahre Rohre in Kraftwerken verlegt haben – der Arbeitsalltag fordert Fingerspitzengefühl und einen kühlen Kopf. Die Elektrode brutzelt, nebenan klopft der Wind ans Hallentor, und manchmal flackert das Licht. Rostocker Bedingungen eben.
Papier ist geduldig. „Schweißer“ klingt nach Handwerk, nach Muskelkraft, nach grobem Gerät. Nüchtern betrachtet braucht es jedoch konzentriertes Arbeiten, technisches Verständnis und, ja – eine gewisse Frustrationstoleranz. Die Anweisungen kommen mal auf Plattdeutsch, mal international daher. Nicht selten geht’s um Normen, Nahtprüfungen, Dokumentation. Wer nachlässig wird, riskiert mehr als schlechte Noten: Es geht um Stabilität, um Sicherheit. Und am Ende – ich sage es mal so – nimmt man seinen Job mit nach Hause. Im Kopf, aber auch abends im Rücken.
Sachlich betrachtet: Nachfrage gibt’s derzeit reichlich. Die große Werft baut, Windkraft wächst, Instandhaltung alter Anlagen läuft sowieso immer. Die Bezahlung? Zwischen 2.700 € und 3.400 € zum Einstieg, je nach Branche, Tarif und Einsatzort. Mehr ist möglich, wenn Spezialkenntnisse hinzukommen – Oberflächentechnik, Edelstahl, TÜV-Prüfungen oder Arbeiten im Offshore-Bereich (was übrigens nicht nur Abenteuerlust, sondern auch Seetauglichkeit verlangt). Aber: Mit Lohnsteigerungen ist selten von selbst zu rechnen. Wer auf der Stelle tritt, hilft am Ende nur den Leuten, die günstige Routiniers suchen.
Ach, die Sache mit der Weiterbildung. Tatsächlich tut sich in Rostock in den letzten Jahren einiges: Lehrgänge zu neuen Metallwerkstoffen, Kurse für automatisierte Schweißverfahren, Nachschulungen in Qualitätssicherung. Will heißen: Wer sich einreden lässt, das Schweißerhandwerk hätte die Digitalisierung verschlafen, hat seit 2018 in den Hallen geschlafen. Digitalisierung? Ja, aber ohne Händewaschen wird trotzdem keiner glücklich. Die Mischung macht’s – Erfahrung, Wille zur Entwicklung, und ein gesunder Respekt vor dem Material. Wer das beherzigt, dem öffnet Rostock mehr Türen als geglaubt wird – aber nie ganz von selbst.
Schweißen in Rostock bedeutet: ein Beruf zwischen Schlick und Hightech. Wer einsteigt, entdeckt schnell, wie viel hinter dem Funkenflug steckt. Sicher, die Tage sind rau, der Ton gelegentlich auch – aber manchmal, wenn die Sonne hinter dem Kran verschwindet und der letzte Lichtbogen gezogen ist, weiß man: Genau hier entsteht das, was bleibt.
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