Elektroniker Betriebstechnik Jobs und Stellenangebote in Rostock
Beruf Elektroniker Betriebstechnik in Rostock
Elektroniker Betriebstechnik in Rostock – Zwischen Schaltschränken und Meerblick
Eigentlich wollte ich nie der Typ sein, der „mit Strom spielt“. Heute lache ich darüber. Wer als Elektroniker für Betriebstechnik arbeitet, besonders hier oben in Rostock, weiß: Man spielt nicht. Man beherrscht, kontrolliert, blind vertraut man weder Sicherungen noch Wetterprognosen – die Ostsee, die maroden Altanlagen, die überraschend digitalen Windparks, all das zieht eine eigene Rechnung auf.
Der Job: Eine Mischung aus Pflicht, Puzzle und Abenteuer. In Rostock reden wir nicht von stillstehenden Fließbändern irgendwo am Stadtrand – hier gibt’s Werften, große Lebensmittelbetriebe, Hafenanlagen, Bahntechnik, Windkraft direkt vor der Haustür. Ich habe manchmal den Eindruck: Der Ruf, dass Elektroniker „nur Leitungen anklemmen“, hält sich zäh, gerade bei Älteren. Unsinn, ehrlich. Wer hier einsteigt, wird gleich gefordert: Steuerungsanlagen testen, Störungen aufspüren, technische Dokumentation (Papiermüll und Cloud, gern beide Systeme parallel) jonglieren – und das Ganze immer unter dem leisen Druck, dass die Produktionskette nicht stillstehen darf. Oder, so meine Erfahrung, es stehen schneller zehn genervte Kollegen um dich herum als du „Planskizze“ sagen kannst.
Zur nüchternen Wahrheit gehören Zahlen. In Rostock, je nach Betrieb und Erfahrungslevel, liegt der Verdienst meist irgendwo zwischen 2.700 € und 3.600 €. Etwas niedriger als in Hamburg, klar. Und anders als im Süden, wo Industriegehälter gern Richtung 4.000 € wandern. Aber – und das wird oft vergessen – die Lebenshaltungskosten sind hier ganz vernünftig geblieben, sofern man nicht unbedingt im Rostocker Stadtteil Warnemünde ein Haus will. Es sei denn, man liebt schiefe Dachbalken und sucht ein zweites Standbein als Surflehrer. Kurz: Wer Ansprüche an solide Technik und ein halbwegs erträgliches Wohnumfeld hat, kommt finanziell zurecht. Und: Überstunden werden im Industriebereich in den meisten Betrieben tatsächlich bezahlt. Wer’s nicht glaubt, frage ruhig nach – das Thema Überstundenausgleich scheint in anderen Landesteilen komplizierter zu sein als jede Schaltschrankverdrahtung.
Was viele unterschätzen: Die Technik schläft nie. Insbesondere nicht im Hafen, wo man plötzlich nachts bei Regen in der Kransteuerung hängt, um einen Festmachfehler zu beheben – mit Blick auf Lichter im Nebel, und der Fahrtwind vom Meer pfeift ordentlich um die Ohren. Dank Digitalisierung (die Trendfloskel spare ich mir), gibt’s aber auch die andere Seite: Programmieren von speicherprogrammierbaren Steuerungen, Diagnosetools im Tablet, Fernwartung. Muss man mögen. Oder lernen, damit umzugehen. Die „alten“ Hände – oft mit Argwohn gegenüber jeder neuen Software – sitzen dann mit den Einsteigern (so schnell geht’s!) zusammen und diskutieren, warum die Backup-Protokolle plötzlich in der Cloud liegen. Mein Tipp: Manchmal hilft Zuhören mehr als die dritte Google-Suche nach Fehlertabellen. Aber gut, das ist vielleicht schon zu viel Lebensklugheit.
Diejenigen, die meinen, Weiterbildungen seien nur was für die Karriereplanung? Na, dann setzt euch mal mit einem Servicetechniker bei Nordex zusammen. Windkraftanlagen auf den neuesten Stand bringen, Hubarbeitsbühnen steigen bis auf 100 Meter, und die Fehlersuche bei Strömungskabeln fühlt sich an wie Schachspielen unter Zeitdruck – ein echter Kraftakt für Kopf und Nerven. Die Handwerkskammer und lokale Bildungsträger in Rostock scheinen übrigens die Zeichen erkannt zu haben: Es gibt plötzlich mehr Kursangebote zu SPS, Netzwerktechnik, Robotik. Nicht alles ist Gold, einige Lehrgänge fühlen sich eher wie Lehrernachmittage mit Kaffeekränzchencharme an, aber die Richtung stimmt. Menschen, die mehr wollen, bekommen hier die Möglichkeit – sofern sie hartnäckig bleiben.
Trotz allem – oder gerade deshalb? – spürt man in Rostock einen gewissen Zusammenhalt. Vielleicht liegt’s an der rauen Luft oder an der – sagen wir freundlich – direkten Art der Kollegen. Wer bereit ist, Schmutz an den Fingern, Detailverliebtheit und schnelle Entschlossenheit zu kombinieren, der wird in diesen Betrieben nicht lange „der Neue“ bleiben. Jeder hier weiß: Ohne gut ausgebildete Elektroniker läuft nichts. Maschinen stehen, Lichter gehen aus, ein ganzer Hafen wird nervös. Und mal ehrlich – das ist doch, bei aller Härte, ein Stück weit Genugtuung.