Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg | Halle (Saale)
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HV SUB - Nord-Ost | 07743 Jena
HV SUB - Süd-Ost | 96450 Coburg
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Manchmal frage ich mich, wie viele Menschen tatsächlich wissen, was ein Elektromaschinenbauermeister eigentlich tut. Die meisten denken wohl erst mal: „Irgendwas mit Starkstrom? Sicherungen wechseln – zur Not auch nachts? Da ist doch die Industrie schon längst weiter …“ Aber halt, ganz so schwarz-weiß ist die Welt nicht. Gerade in Erfurt, dieser eigensinnigen Mischung aus mittelalterlicher Stadt und moderner Produktionslandschaft, ist der Beruf alles andere als aus der Zeit gefallen. Ich spreche aus Erfahrung.
Ein Elektromaschinenbauermeister muss mehr können als Kupferdraht um einen Rotor wickeln. Das ist zwar keine Wissenschaft, aber eben auch kein Spaziergang. Gefragt sind echte Multi-Talente – Fehlersucher, Planungsgenies, handwerkliche Pragmatiker. Wer Werkstattluft mag und mit Öl am Ärmel leben kann, fühlt sich hier vielleicht sogar wohl. Typisch: Die Kundschaft reicht vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum Großwerk, gelegentlich kommt auch mal ein Landwirt vorbei, dem der Wicklung an der Melkpumpe durchbrennt. Dass Elektromaschinenbauer mittlerweile ihre Diagnosetools lieber auf dem Laptop auswerten als mit der bloßen Prüflampe – das ist längst Standard. Und trotzdem: Ohne saubere Hände geht niemand nach Hause.
Jetzt zum eigentlichen Knackpunkt: Warum lohnt sich genau hier (also in Erfurt und drumherum) der Einstieg oder Wechsel? Ich sage: Die uralte Industriegeschichte trifft auf einen Aufbruch, der sich nicht immer in den Schlagzeilen wiederfindet. Wer genau hinschaut, sieht die vielen Mittelständler, die Elektromotoren nicht nur warten, sondern weiterentwickeln. Anlagenbau, Lebensmittelindustrie, Bahn – überall brummen, surren und vibrieren Motoren und Generatoren, viele davon mit regionalem Know-how. Jaja, Erfurt ist nicht München oder Hamburg. Aber der Mix aus Handwerk, Industrie und schlummerndem Fortschritt macht die Stadt für viele Techniker richtig spannend. Was viele unterschätzen: Auch die Energie- und Klimatransformation landet im Alltag der „EMBMs“ (wie wir im Kollegenkreis flachsen). Plötzlich sind es Neueinbauer für Umrichter oder Reparaturen an Windkraftgeneratoren. Alte Hasen tun so, als wäre das ein alter Hut – aber ehrlich, das bringt frischen Wind ins Werkstor.
Hand aufs Herz: Das Geld – natürlich spielt es eine Rolle. Speziell für Einsteigerinnen und Einsteiger ist die Spanne in Erfurt durchaus ordentlich. Wer sich in der Meisterprüfung nicht nur durchgequält, sondern fachlich und organisatorisch etwas drauf hat, kann mit 3.200 € bis 3.600 € rechnen. Je nach Betrieb, Zusatzkenntnissen und Verantwortung ist sogar mehr drin, 4.000 € schaffen die mit Spezialgebiet oder Schichtleitung, geizig ist die Branche aber selten. Die Arbeitszeiten? Schwankend, gelegentlich knackig, mitunter auch Wochenende. Wer die Romantik der Work-Life-Balance hochhängt, braucht manchmal Nerven wie Drahtseil. Aber: Gerade in Erfurt sind Kollegen und Chefs meist direkt, selten anonym – im Guten wie im Schlechten.
Was mir auffällt: Stillstand ist Gift. Wer heute stehen bleibt – fachlich oder technisch –, den überholen in Erfurt die pfiffigeren Betriebe rechts. Nicht nur die klassischen Seminare, auch herstellerspezifische Kurse oder kurze Workshops laufen ständig. Themen wie digitale Anlagenüberwachung, Energiemanagement oder nachhaltige Wicklungstechniken tauchen inzwischen regelmäßig auf. Noch vor zehn Jahren hätte ich das für neumodisch gehalten – jetzt ist es Alltag. Auch Lehrlingsausbildung steht hoch im Kurs, nicht aus Idealismus, sondern weil Nachwuchs gesucht wird wie nie.
Unterm Strich bleibt der Job eine eigenwillige Melange: handfest, schnell, manchmal nervig, oft aber überraschend zukunftsorientiert. In Erfurt ist der Elektromaschinenbauermeister weder von gestern noch ein bloßer Reparatur-Onkel. Wer ein bisschen Neugier, Tüftlergeist und Spaß an Struktur mitbringt, der findet hier zwischen Werkstattbank, Leitstand und Kaffeemaschine seinen eigenen Rhythmus. So viel ist sicher.
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