Bundesanstalt Technisches Hilfswerk | Schleswig-Holstein
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Bundesanstalt Technisches Hilfswerk | Schleswig-Holstein
Kiel. Die einen verbinden damit sofort das Dröhnen der Werften, das Schaukeln dicker Fährschiffe auf graublauem Wasser, irgendwo ein Möwenschrei. Andere denken an Computernetzwerke und Klingelanlagen, die, wenn’s drauf ankommt, partout nicht laufen wollen. Tja, und irgendwo dazwischen arbeitet sie: die meist wenig beachtete Zunft der Elektrohelfer. Tatsächlich bin ich immer wieder überrascht, wie unterschätzt dieser Beruf wird – gerade in einer Stadt wie Kiel, wo technische Infrastruktur, modernisierte Wohnungen und maritimes Gewerbe Hand in Hand gehen. Keine elektrifizierte Kaffeemaschine läuft von selbst, schon gar nicht unter norddeutschem Wetterhimmel.
Wer in die Rolle eines Elektrohelfers schlüpft, landet mitten im Gewusel der Energie – zumindest, was den Alltag auf Baustellen, in maroden Altbauten und bei Industrieanlagen betrifft. Oft geht es um die sogenannten „Vorarbeiten“: Schlitze stemmen, Kabel verlegen, Steckdosen setzen. Klar, die fachlich heiklen Aufgaben übernimmt dann meist der Elektroniker oder Elektroinstallateur, doch ohne das flinke, belastbare Team aus Helfern würde mancher Betrieb ganz schön alt aussehen. Aus meiner Sicht – Erfahrung aus zehn Jahren Bau-Koordination, falls das zählt – sind gerade in Kiel, mit seinen vielen Sanierungsprojekten am Hafenrand, flexible Elektrohelfer Gold wert. Die Nachfrage nach Energieeffizienz und smarten Systemen steigt ständig. Und während auf dem Ostufer noch der Putz von den Wänden bröckelt, werden andernorts schon Solaranlagen aufs Dach geschraubt. Hauptsache, jemand zieht die Strippen im richtigen Moment – wortwörtlich.
Ein wenig Handfestigkeit sollte man schon mitbringen. Ich habe noch keinen Elektrohelfer erlebt, der mit Samthandschuhen durch den Rohbau stapft, ohne nach Feierabend die Kleiderbürste zücken zu müssen. Stromleitungen ziehen, Baustellen aufräumen, Sicherungen anreichen, Leitungen verdübeln – das ist Alltag, der selten ins Hochglanz-Prospekt passt. Und trotzdem: Der Ton ist oft kollegial, der Humor gelegentlich staubtrocken (Kieler Schnack eben). Was viele unterschätzen: Hier zählt nicht nur Muskelkraft, sondern Aufmerksamkeit, auch Geduld. Manchmal sind’s die Kleinigkeiten – ein falsch verlegtes Kabel, eine vergessene Erdungsklemme – die später großen Ärger machen. Wer immer nur hofft, nächste Woche einen „leichteren“ Tag zu erwischen, wird enttäuscht. Überraschung: Es wird selten leichter, aber der Stolz auf’s Geschaffte wiegt oft mehr als ein nachlässig installierter Bewegungsmelder.
Ein ehrlicher Blick: Reich wird in Kiel wohl niemand, der ausschließlich als Elektrohelfer arbeitet. Das Einstiegsgehalt liegt meist zwischen 2.200 € und 2.500 €, je nach Betrieb, Aufgabenumfang oder Tarifbindung kann’s bis etwa 2.800 € wachsen – selten darüber hinaus. Zum Vergleich: Manche Handwerksfirmen zahlen auf dem Ostufer merklich weniger als ihre Pendants mit großen Gewerbekunden an der Förde, selbst bei vergleichbaren Anforderungen. Im Einzelfall entscheiden Arbeitszeiten, Überstunden, vielleicht ein bisschen Vitamin B. Klingt ernüchternd? Vielleicht. Andererseits: Wer Ehrgeiz zeigt, sich weiterbildet (Stichwort: Kursbescheinigungen für Schaltberechtigungen, Sicherheitstechnik oder KNX), hat Chancen auf anspruchsvollere Tätigkeiten – und damit auf ein Gehaltsplus. Mir sind Leute begegnet, die nach ein, zwei Jahren zur „rechten Hand“ des Meisters wurden und plötzlich mehr Verantwortung als je gedacht in den Händen hielten. Wasserdichte Karrieregarantie? Natürlich nicht. Aber Kiel mit seiner Mischung aus maritimer Wirtschaft, Boom im Wohnungsbau und alten Industriebrachen sucht weiterhin Menschen, die anpacken und mitdenken.
Es gibt in dieser Stadt Eigenarten, die dich spätestens nach dem dritten Projekt begleiten wie ein leises Brummen im Hintergrund: Dauerregen, salzige Luft, rostende Kontakte. Das klingt banal, ist aber Alltag. Draußen auf der Förde schlingert der Wind, drinnen im Neubau brummt der Bautrockner. Wer meint, eine Baustelle in der Waterkant ticken wie in Süddeutschland, hat schnell nasse Socken – wortwörtlich. Die Vielfalt der Projekte reicht vom modernen Loft an der Hörn bis zum denkmalgeschützten Kontorhaus mit sturer Altbau-Elektrik. Und dann kommen diese kleinen Momente: ein dankbarer Blick vom Kollegen, weil die Steuerleitung exakt im richtigen Schacht liegt. Ein Bäckerbrötchen, das nach vier Stunden Arbeit doppelt so gut schmeckt. Oder manchmal einfach ein ungläubiges Kopfschütteln, weil’s wieder mal „typisch Kiel“ läuft.
Ob Berufseinsteiger, Wechselwillige oder Quereinsteiger: Der Job als Elektrohelfer in Kiel ist kein warmer Bürostuhl, aber auch kein Kanaldeckel. Eher ein – sagen wir mal – solides Brett, das man bohren muss. Wer eine ehrliche Arbeit will, gerne im Team tüftelt und mit norddeutscher Gelassenheit dem Kabelchaos die Stirn bietet, findet an der Kiellinie reichlich zu tun. Die technischen Anforderungen steigen, die Tools werden smarter, aber der Mensch dahinter bleibt gefragt. Und oft genug merkt man abends: Vieles wäre in dieser Stadt gar nicht im Betrieb, wenn nicht irgendwo still und unsichtbar ein Elektrohelfer seine Spuren hinterlassen hätte.
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