Doc PersonalBeratung GmbH | 04103 Leipzig
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Montagmorgen, 8:15 Uhr, Altstadt. Die Straßenbahn quietscht, draußen hängt der Nebel über der Elbe – drinnen im Untersuchungsraum steht ein junges Team, Handschuhe und Ernst im Blick. Hier beginnt der Tag der EEG Assistentin, manchmal hektisch, manchmal mit seltsamer Gelassenheit. Drehen wir das Bild nicht zu klinisch: Ein Beruf voller Technik, aber nicht ohne Mensch. Und manchmal, das wird gern übersehen, ist gerade in Dresden das Zwischenmenschliche – na, sagen wir: eigensinnig.
Als EEG Assistent – für Unkundige: electroenzephalographischer Assistent – jongliert man irgendwo zwischen Biologie, Technik und Psychologie. Verkabeln, vorbereiten, messen: Klar. Aber einmal ehrlich, die Aufgabe ist kopflastiger, als es das morgendliche „Kabelsalat entwirren“ vermuten lässt. Nicht selten sitzt ein nervöses Kind auf der Liege, oder eine ältere Dame, die schon wieder alles vergessen hat – und mittendrin ein Berufsanfänger, der sich fragt, ob das Uni-Klinikum jetzt auf Abenteuer oder Routine setzt. Wobei, seien wir ehrlich: In Dresden trifft beides aufeinander. Ein EEG, das ist keine Fließbandarbeit. Elektroden haargenau setzen, nicht zu viel Gel, keine Luftblasen, und bitte die Sirene im Kopf behalten, wenn der Arzt ruft, das Signal sei verrauscht. Zu früh gejubelt? Vermutlich.
Klingt technisch, bleibt aber menschlich: Konzentration ist Pflicht. Teamgeist ebenso. Völlig unterschätzt wird die Geduld, die man für sich und andere braucht – vor allem, wenn der Schichtplan auf Kante genäht ist oder die Technik gerade wieder humorlos bleibt. Wer glaubt, hier ginge es um reine Knöpfchendrückerei, sollte mal dabeistehen, wenn das Signal verschwindet und der Patient nervös wird. Hinzu kommt das Thema Datenschutz – man jongliert mit sensiblen Daten wie ein Kellner auf rohem Eis; zu lässig, zu verloren. Und noch ein Thema, das selten offen angesprochen wird: die Zusammenarbeit im Klinikteam. Die Neigung sächsischer Ärzt:innen, Dinge direkt, gelegentlich schroff auszudrücken, ist sprichwörtlich. Man braucht die berühmte dicke Haut, aber auch ein gewisses Fingerspitzengefühl – oder, wie wir in Dresden sagen: Es braucht eben ein bisschen Humor, sonst dreht man durch.
Reden wir Tacheles. Einstiegsgehälter um die 2.300 € bis 2.700 € sind in Dresden momentan realistisch, je nach Träger und Stundenpensum. Mit Erfahrung oder Zusatzqualifikation winken 2.800 € bis 3.200 € – was, Hand aufs Herz, im Vergleich zu München niedrig wirkt. Aber: Die Mieten? Noch (!) moderat. Einmal durchs Dickicht hiesiger Tariflandschaften gewühlt, bleibt: Wer sich auf Nerven und Nuancen einlässt, der findet hier nicht nur Lohn – sondern auch Sinn. Viele unterschätzen, was es bedeutet, neurologische Diagnosen an vorderster Front zu begleiten. Manchmal, spät nach Feierabend, bleibt das Gefühl, gebraucht zu werden. Und das wiegt, mindestens für einige, mehr als blanke Euro-Zahlen.
Die Vielfalt der Einsatzorte verdient einen eigenen Absatz. Klinikumsalltag in der Johannstadt, Praxisleben in Löbtau, Rehabilitationszentren am Stadtrand: Die Palette ist bunt – und selten berechenbar. Hier zeigt sich auch, wie sehr Dresden sich bemüht, zwischen Tradition und Moderne zu vermitteln. Neue Geräte? Ja, mitunter. Aber man spürt vielerorts, wie Beharrungskräfte und Digitalisierungswille noch um den besten Platz am Mittagstisch rangeln. Wer offen für technische Neuerungen ist, verpasst jedenfalls keine Entwicklung. Fortbildungen gibt es ausreichend, teils hausintern, teils auf Landesebene – und die Tendenz, Zusatzqualifikationen zu fordern, steigt (Stichwort: Polysomnographie oder Digitale Signalverarbeitung).
Rational betrachtet klingt vieles nach Pflichterfüllung – aber Hand aufs Herz: Ohne eine Portion Neugier, einen kleinen Sinn für Menschen und das Talent, zwischen Kabelsalat, Hektik und kollegialem Stolz den Überblick zu behalten, landet man schnell im Burnout-Bermudadreieck. Mir selbst sind genug Berufseinsteiger begegnet, die schon nach einem Jahr genau wussten, warum sie geblieben – oder gegangen – sind. Noch Fragen offen? Sicher viele. Was ich mir wünschen würde: Weniger Resignation, mehr Anerkennung für all jene, die tagein, tagaus die Köpfe anderer verdrahten – und dabei kaum den eigenen verlieren. Dresden mag nicht immer der beste Zahler sein, aber ein Ort für EEG-Assistenten mit Rückgrat und Humor ist die Stadt allemal.
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