Bayerisches Rotes Kreuz K.d.ö.R. Landesgeschäftsstelle | Ebersdorf b.Coburg
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Bayerisches Rotes Kreuz K.d.ö.R. Landesgeschäftsstelle | 97412 Schweinfurt
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Wer sich ernsthaft Gedanken macht, im Raum Nürnberg als Druckerhelfer seinen Lebensunterhalt zu verdienen, landet unweigerlich auf einem dieser Zwischenplätze: Irgendwo zwischen den großen Maschinen, die einen halben Raum verschlucken, Papierstapeln, die auf ihre nächste Verwandlung warten, und – ja, das gibt es noch – ein Stück Arbeitswelt, in dem Handwerk und Industrie merkwürdig ineinandergreifen. Zu sagen, dieser Beruf sei spektakulär, wäre maßlose Übertreibung. Aber er ist auch nicht das, wofür ihn viele halten: bloß monotones Zupacken, endlose Wiederholung, Austauschbarkeit. Da steckt mehr dahinter. Aber der Reihe nach.
Ich habe es selbst erlebt: Es gibt kaum eine Branche, in der die „zweite Reihe“ so essenziell ist wie im Druckwesen. Ohne Druckerhelfer läuft kein Bogendruck sauber durch, keine Etikettenrolle wird rechtzeitig geliefert, und mancher Maschinenführer würde nach dem zweiten Störlauf entnervt verpuffen. Was im Großstadtraum Nürnberg auffällt: Die Druckindustrie ist erstaunlich präsent – Traditionsbetriebe, spezialisierte Mittelständler und auch einige, die sich auf Verpackung, Etiketten oder Digitaldruck eingeschossen haben. Druckerhelfer tauchen hier als Allrounder auf, irgendwo zwischen Zuliefern, Überwachen, Sortieren, Kontrollieren und sogar kleinen Wartungsarbeiten. Kurz: Wer denkt, das sei ein „Nebenjob“, irrt. Die Anforderungen sind niedriger als bei den klassischen Druckern, technisch nachgelegt wird aber trotzdem. Insbesondere, wenn’s an die modernen Anlagen geht: Da reicht Wisch-und-Weg-Mentalität nicht mehr. Ein Auge für Details, den berüchtigten siebten Sinn für Maschinenlaunen – man lernt es. Oder geht irgendwann unter, so ehrlich muss man sein.
Jetzt könnte man meinen, Nürnberg ist da wie jede andere Großstadt. Aber der Arbeitsmarkt spielt anders. Einerseits: Die Branche ringt (wie viele andere auch) mit Nachwuchsmangel und verschärftem Wettbewerbsdruck. Gut für Berufseinsteiger – angeboten wird relativ häufig, auch Seiteneinsteiger ohne fachspezifische Ausbildung finden Chancen. Andererseits: Die Anforderungen der Unternehmen steigen. Digitalisierung heißt hier keineswegs nur, dass irgendwo ein Display blinkt. Neue Maschinen, automatisierte Abläufe, papierlose Prozessdokumentation – und mittendrin der Druckerhelfer, der lernen (und verstehen!) muss, wie das alles zusammengeht. Wer glaubt, „Technikverweigerung“ sei hier noch gefragt, wird spätestens bei der zweiten Schicht eines Besseren belehrt.
Das finanzielle Herzstück? Sicher kein Luxussegment, aber auch nicht am unteren Ende der Nahrungskette. Die Einstiegsgehälter bewegen sich im Nürnberger Umland oft zwischen 2.300 € und 2.700 € – je nach Größe der Firma, Schichtsystem und Erfahrung kann das nach oben reichen, von 2.800 € bis 3.100 € wurden mir für erfahrene Kräfte mehrfach bestätigt. Ist das üppig? Sicher nicht. Aber: Wer sich kontinuierlich fortbildet, vielleicht mittelfristig Richtung Maschinenbedienung oder sogar Prüf- und Kontrollfunktionen orientiert, dem stehen (theoretisch) Aufstiegschancen offen. Die Betonung liegt leider auf „theoretisch“… In der Praxis fehlt es vielen Betrieben an Zeit und Konzepten für nachhaltige Weiterbildung. Trotzdem: Wer zupackt, auffällt, gelegentlich nachfragt und systematisch Erfahrungswissen aufbaut, hat’s leichter. Manchmal auch einfach Glück, dass zufällig genau dann eine erfahrene Kraft in Rente geht.
Die Arbeitszeiten: tja, Schichtdienst ist fast Standard. Frühschicht, Spätschicht, Nachtschicht – und dazwischen immer wieder überraschende Maschinenstillstände, für die der „Helfer“ parat stehen soll. Das nervt, verlangt Flexibilität und eine gewisse Leidensfähigkeit. Aber es gibt Ausnahmen – kleinere Betriebe, Familienunternehmen, die einen moderateren Takt fahren. Was bleibt, ist das Gefühl, einen „ehrlichen Job“ zu machen. Wer Papier, Tinte, Maschinenöl nicht scheut und (ehrlich gesagt) manchmal auch mit monotonen Abläufen klar kommt, findet im Raum Nürnberg durchaus solide Nischen. Die Wertschätzung schwankt – mal fühlt man sich als das letzte Glied in der Kette, beim nächsten Auftrag plötzlich als unersetzbar. Wäre es anders, wäre es wohl auch nicht mehr die Druckbranche, die ich kenne. Und lieben gelernt habe? Das würde ich so weit nicht gehen … Aber unterschätzen sollte man diesen Beruf wirklich nicht.
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