Drehkranführer Jobs und Stellenangebote in München
Beruf Drehkranführer in München
Schwindelerregend hoch über München – der Alltag am Drehkran
Wer behauptet, München sei eine flache Stadt, hat nie einen Tag als Drehkranführer in den Bauhimmel geschaut. Denn hier, zwischen Olympia-Echo und Isar-Hochhaus, sind es oft wir, die den ersten Sonnenstrahl sehen – von einer Kabine aus, die so klein wie der Fahrkartenautomat früher am Marienplatz wirkt, mit Ausblick weit mehr als drei Waggonlängen über dem Boden. Und das ist erst der Anfang. München brummt, wächst, modernisiert – was viele von Weitem als ewige Baustelle sehen, ist für uns Spielwiese und Arbeitsplatz zugleich.
Aus der Entfernung betrachtet, mag der Job simpel wirken: Kranführer, was tun die eigentlich, außer heben, schwenken und wieder runterlassen? Nur, das wäre ungefähr so, als würde man einen Dirigenten aufs Taktstockwedeln reduzieren. Wer den täglichen Tanz der 20-Tonnen-Elemente zwischen Rohbaukante und Baucontainer gefahren ist, weiß: Hier sind Konzentration, Technikverständnis und eine fast schon stoische Geduld gefragt – gerade, wenn unten schon vier Gewerke nörgeln, weil sie ihre Ladung quasi sofort erwarten. Davon kann jeder einschenken, der seinen ersten Tag oben allein verbringt – und das ist kein Klischee, sondern gelegentlich ein Sprung ins kalte Wasser. Oder, wenn’s windig ist, gleich eine kleine Tsunami-Nummer.
Technikaffin muss man sowieso sein, daran führt kein Weg vorbei. Längst ist der Münchner Baukran nicht mehr die rostige Riesenblechdose von früher. Moderne Steuerpulte, Kamera- und Sensortechnik, teils sogar VR-unterstützte Systeme – das alles will verstanden und im Idealfall mit ruhiger Hand bedient werden. Aber, und das merke ich immer wieder: Mit Digitalisierung ist es nicht getan, wenn plötzlich, mitten in Lehel, das Mobilfunksignal aussetzt oder die gewohnte Sicht mal wieder von „wolkig“ auf „vollkommen zu“ schaltet. Dann zählt Erfahrung, Bauchgefühl – und die leise Stimme im Hinterkopf, die an die letzte Gefahrenunterweisung erinnert.
Doch was hält der Münchner Markt für Einstiegswillige oder Wechselnde eigentlich bereit? Es klingt wie eine Phrase, ist aber die Realität: Wer den Schein gemacht und Grundfertigkeiten mitbringt, hat selten schlechte Karten. Die Bautätigkeit in München geht nicht auf Standby und Kranpersonal ist, bei steigender Komplexität der Projekte, weniger austauschbar, als man glauben möchte. Ja, Lernkurve steil – aber genau das ist der Reiz. Die Gehälter? Tja, die gießt keiner freiwillig in Beton, aber mit 2.800 € bis 3.300 € für Einsteiger bewegt man sich in einem Rahmen, der solide Handwerksberufe nicht altbacken wirken lässt. Wer Erfahrung und technische Zusatzqualifikationen aufbaut, rutscht spürbar nach oben: 3.400 € bis 3.800 € sind keine Seltenheit, abseits der üblichen Tarifjongliererei. Einen Nachteil? Wer nur auf den schnellen Euro schielt, wird die langen Baustellentage, das Wetterroulette und die zähen Wartezeiten an windigen Tagen rasch entzaubert sehen.
Worüber kaum jemand im Bewerbungsgespräch spricht, kommt im Arbeitsalltag schnell auf den Tisch – oder besser: bleibt daran kleben. Die Verantwortung, die man mit Hebel und Knopf übernimmt, ist schwer messbar. Ich habe erlebt, wie Kollegen durch einen Moment der Ablenkung ins Schwitzen kamen, weil eine Ladung statt im Materialhof im Strommast zu landen drohte. Nein, da kommt keine Drohne und rettet den Tag; das ist Handwerk, Menschenverstand und Rückgrat. Manchmal fragt man sich, ob die nachrückende Generation ausreichend an die Belastung herangeführt wird – und ob vielleicht die ewige Sicherheitsbelehrung nicht doch ihren Sinn hat.
Natürlich darf man die Schattenseiten nicht verschweigen. Schichtsystem, anrückender Beton bei Schneesturm (Mai!), und das Kopfkino, wenn Milan, Rotmilan oder Möwe dicht an der Scheibe vorbeischrammen. Die Pause fällt oft aufs Display, selten auf die Mütze. Doch dann wieder dieses Gefühl: Blick über die Dächer, ein seltsames Vertrauen zu Blechen, Seilen, Bolzen – und das Wissen, dass auch morgen nur einer den ersten Stein in luftiger Höhe bewegt. Man kommt nach Hause, mit Wind in der Haut und Verstand, der irgendwie schärfer tickt als noch am Morgen.
Ob dieser Beruf zu jedem passt? Sagen wir es so: Wer Schwindel und Unsicherheit nicht als Schwäche, sondern als Warnsignal versteht; wer Technik schätzt, Verantwortung nicht scheut und Routine nicht mit Langeweile verwechselt – der wird wohl noch eine Weile Gelegenheit haben, den Münchner Himmel von einer ganz eigenen Warte aus zu betrachten. Vielleicht bin ich zu romantisch, aber: Für mich sind das keine x-beliebigen Baustellen – es sind die Orte, an denen Stadtwirklichkeit Tag für Tag neu zusammengefügt wird.