ecolea | Private Berufliche Schule | Schwerin
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Vorsicht, Klischee im Anflug: Wer einmal meint, der Diätkoch postiert sich mit Augenmaß an der Salatbar und streut Körnerkram aufs Buffet, tut dem Beruf – ja, dem ganzen kulinarischen Gefüge einer Stadt wie Rostock – Unrecht. Hier, in der maritimen Weite mit ihrer Mischung aus alter Hansestadt und jungem Innovationsdrang, ist der Diätkoch schon lange mehr als eine Spezialnische für Gesundheitsapostel oder den Krankenhausbetrieb. Und doch: Viele Neueinsteigerinnen und Wechselwillige betreten dieses Terrain mit etwas wackeligen Knien. Verständlich, denn vom Feingefühl für Diätetik bis zum Ringen mit schlichten Personalplänen ist der Weg weiter, als man zwischen Brink- und Stadthafen zunächst meinen mag.
Täglich, manchmal stündlich, schneidest du dir ein Stück Realität ab. Der klassische Arbeitsplatz? Nicht selten eine (gefühlt) zu kleine Küche in einer Klinik, einem Seniorenheim oder einer Reha-Einrichtung — kurzum: Orte, in denen Menschen ihr Essen nicht bloß genießen, sondern medizinisch brauchen. Jedenfalls meistens. Genau das macht die Arbeit so vielschichtig. Allergene im Blick behalten, Konsistenzstufen anpassen, Kalorienbilanz jonglieren, medizinische Vorgaben in verdauliche Mahlzeiten verwandeln – und das alles unter der herausfordernden Prämisse, dass in Rostocker Einrichtungen meist eher pragmatische, kostenbewusste Arbeitsweisen angesagt sind. Doch, und das ist kein Geheimnis, wächst mit den Herausforderungen auch der Gestaltungsspielraum: Gerade dort, wo der rote Faden „individuelle Kostformen“ durch den Küchendienst läuft, erarbeitet sich der Diätkoch schnell eine Schlüsselposition. Verantwortlich, beratend, oft auch moderierend zwischen Ernährungsberatung, Pflegepersonal und nicht selten der leidenschaftlich debattierenden Rostocker Patientenschaft. Und, ja, manchmal entsteht dabei sogar so etwas wie echte Teamleistung – eine, die man noch spürt, wenn alle Töpfe längst gespült sind.
Wer hierherkommt – oder nie weggegangen ist –, dem begegnet etwas, das in Berlin längst Mangelware ist: ein spürbarer Bedarf an fachlich ausgebildeten Kräften. Kliniken, Sozialdienstleister und Heime kämpfen um Personal, kein Witz. Klar, der demografische Druck, auch in MV, wächst. Aber nicht nur das. Die Universitätsmedizin Rostock stemmt große Reha-Projekte, Pflegeheime setzen zunehmend auf eigene Küchenteams statt auf Catering. Die steigende Zahl von Patienten mit ernährungsabhängigen Erkrankungen tut ihr übriges. Manchmal denkt man fast, Ernährungsmanagement sei hier ein ständig neu aufgelegtes Thema. Bedeutet das, man kann sich vor Angeboten kaum retten? Nicht ganz. Aber wer wirklich mit Herzblut kocht, den Ernährungsplan versteht, Hygiene ernst nimmt und (ganz wichtig) offen bleibt für den ein oder anderen Spagat zwischen Ideal und Budget, der kommt in Rostock fast immer unter. Ein Wort zum Lohn: Je nach Einrichtung und Erfahrung liegt das Gehalt meistens zwischen 2.400 € und 3.000 € – mit Luft nach oben, wenn Zusatzqualifikationen oder Leitungsaufgaben dazu kommen. Rosiges Land? Nein, aber auch kein Magerkost-Menü.
Ernährungswissenschaft auf dem Tisch, Digitalisierung in der Hand. Klingt hochtrabend, ist aber Alltag. Die Anforderungen an Diätköche wandeln sich – nicht nur, weil Allergielisten länger werden oder immer wieder neue Kostformen (Stichwort: vegane Patientenküche) aufploppen, sondern weil auch die Technik den Ton angibt. Großküchen in Rostocker Kliniken steuern ihre Prozesse längst digital, Bestellungen werden softwaregestützt abgewickelt – und wer als Diätkoch die neuen Tools nicht zumindest ansatzweise beherrscht, kämpft schnell mit stumpfen Messern. Das Gute: Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es, inhouse oder bei externen Trägern, immer wieder. Vom zertifizierten Allergenmanagement bis zu Spezialkursen für enterale Kost oder Digitalisierung in der Ernährung. Manche Angebote sind punktuell, manche durchaus anspruchsvoll. Trost oder Ziel? Wohl eher beides: Wer sich darauf einlässt, bleibt im Spiel. Oder steigt sogar eine Stufe höher.
Rein ins kalte Wasser zu springen, klingt nach Ostsee-Romantik. Die Wahrheit als Diätkoch in Rostock: Es gibt Tage, die schmecken nach Hektik, nach Kompromiss, manchmal auch nach purem Ärger. Und dann wieder diese anderen – wenn nachmittags Sonnenlicht in die Großküche fällt, alle Teller leer zurückkommen, und man sich fragt, ob man nicht doch viel mehr erreicht hat, als irgendeine Diät einzuhalten. Vielleicht ist das der eigentliche Lohn: ein Beruf, der zwar selten im Rampenlicht steht, aber in Wahrheit so schnell nicht von der Bildfläche verschwindet. Für Einsteiger ein Sprungbrett, für Routiniers manchmal ein Wellenschlag. Ohne echte Leidenschaft wird's schwierig. Doch mit ein bisschen Humor und der Bereitschaft, sich immer wieder neu einzugrooven, wird daraus mehr als nur ein Job – nein, beinahe eine Berufung. Ob das für alle so gilt? Wahrscheinlich nicht. Aber für viele dann eben doch.
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