Kombiverkehr Intermodal Services GmbH | 23539 Lübeck
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Kombiverkehr Intermodal Services GmbH | Schleswig-Holstein
KARL JÜRGENSEN | 20095 Hamburg
Kombiverkehr Intermodal Services GmbH | 23539 Lübeck
Kombiverkehr Intermodal Services GmbH | Schleswig-Holstein
KARL JÜRGENSEN | 20095 Hamburg
Kiel. Die Landeshauptstadt an der Förde – für viele ein Zwischenraum: zwischen Meer und Straße, Fährhafen und Schienennetz, logistischer Knoten und maritimes Nadelöhr. Im Schatten von Kränen und Containerbrücken arbeitet eine Berufsgruppe, auf die selten jemand spontan ein Loblied singen würde: Disponentinnen und Disponenten im Güterverkehr. Wer behauptet, hier gehe es nur um Excel-Listen und stures Abtelefonieren, hat entweder nie einen Disponenten an einem Montagnachmittag erlebt oder schlicht keine Ahnung von der eigentlichen Dramatik zwischen Liefertermin, Fahrermangel und einer gesperrten Hochbrücke. Manchmal, ehrlich gesagt, fragt man sich: Wie viele Katastrophen muss man in diesem Job eigentlich gleichzeitig jonglieren können, bevor einen die Routine eiskalt aushebelt?
Der berühmte rote Faden im Berufsalltag? Eher ein sich ständig verhedderndes Seil. Wer in Kiel als Disponent im Güterverkehr anfängt, landet schnell mitten in einem heiklen Balanceakt: Touren planen zwischen Ostseehafen, Skandinavien-Terminals und dem üblichen Kieler Dauerstau – bloß nicht vergessen, dass speziell im Hafenbereich die Zeit dunklere Konturen bekommt. Schiff verspätet, Fahrer fällt aus, Ladung platzt – der Plan passt nie zu hundert Prozent. Mancher sagt: „Flexibilität“ ist die freundlichste Umschreibung für das, was eigentlich verlangt wird. Wer übrigens meint, Schreibtischarbeit sei schonungslos berechenbar, möge mal am Monatsende einstehen, wenn Exportkunden und Frachtführer gleichzeitig ungeduldig werden.
Wer heute in der Disposition arbeitet, glaubt oft, der Fortschritt müsste die Abstimmungsarbeit eigentlich leichter machen. Tolle Software überall: Tourenplanung, Fahrzeugortung, Kennzahlen in Realtime. Klingt nach Effizienz. Aber? Nur solange Internet, Technik und Mensch zusammenarbeiten – was in Kiel, wenn, sagen wir, mal wieder datenschutzkonforme IT-Lösungen auf das WLAN der Lagerhalle treffen, schlicht zur Geduldsprobe werden kann. Der Klick auf „Versandauftrag“ ist eben nicht das Ende aller Bürokratie. Was viele unterschätzen: Telefon und spontane Improvisation bleiben erhalten. Den Schönheitspreis für Digitalisierung in der Transportwelt hat noch keiner gewonnen, der den Unterschied zwischen Theorie und Praxis unterschätzt hat.
Wer Wert auf solide Bezahlung legt, sollte als Berufseinsteiger mit ungefähr 2.600 € bis 2.900 € rechnen – je nach Speditionsgröße, tariflicher Bindung und, ehrlich gesagt, Verhandlungsgeschick: Nach oben ist Luft, mit Erfahrung sind 3.100 € bis 3.500 € drin, aber dazu gehört schon mehr als nur Anwesenheit und ein freundlicher Telefonstimme. Die Kompetenz, Fahrzeitenregelungen neben Tagespreisen für Fähren und Tunnelgebühren im Kopf zu behalten, ist nicht allen gegeben – und in Kiel hat der Güterverkehr oft noch eine zusätzliche, maritime Komponente. Ach, und die Verantwortung: Fehler in der Planung? Kosten nicht nur Geld, sondern bringen auch Fahrer, Kunden und nicht selten das Nervenkostüm der Kolleginnen und Kollegen an den Rand eines mittleren Orkans.
Was mich immer wieder verblüfft: In Kiel weht der Wind, logistisch und meteorologisch, grundsätzlich etwas rauer. Der Fachkräftemangel? Eher Dauerzustand als Anlass zur Panik. Wer als Disponent einsteigt, merkt schnell, dass Fahrer-Rekrutierung und Streckenoptimierung kaum noch zu trennen sind – und ohne das berühmte „Jetzt erst recht“ im Team wäre manches längst entgleist. Mir scheint, regionale Besonderheiten wie Fährzeiten, wechselnde Lieferfenster am Hafen oder die notorisch launische Autobahnanbindung machen aus Kiel einen Ort, an dem Dienst nach Vorschrift eine Illusion bleibt. Weiterbildungen, etwa zu Gefahrgut oder Zollabfertigung, sind längst kein Luxus mehr, sondern Überlebensstrategie. Oder, um es auf den Punkt zu bringen: Wer hier langfristig bestehen will, muss den maritimen Rhythmus verinnerlichen und die eigenen Erwartungen öfter mal durchpusten lassen.
Ob Neuling, Branchenwechsler oder alter Hase mit Sehnsucht nach einer Prise Kieler Frische: Wer im Güterverkehr disponiert, begegnet dem Alltag zwischen Routine und Improvisation. Planung ist alles – und doch nie genug. Ich behaupte: Wer hier überlebt, lernt, dass Stillstand keine Option ist, Veränderung aber für ein dauerhaft erhöhtes Stresslevel sorgen kann. Vielleicht ist das der Reiz: Man kommt morgens ins Büro, hat einen Plan, und weiß zugleich, dass dieser Plan spätestens bis Mittag so viel Wert ist wie ein Steg bei Sturmflut. Optimismus, Nerven wie Fenderseile und eine gewisse Leidenschaft für lösungsorientiertes Durchwursteln – das scheint mir, von allem, was ich in Kiel gesehen habe, die ehrlichste Jobbeschreibung zu sein.
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