Designer Jobs und Stellenangebote in Potsdam
Beruf Designer in Potsdam
Zwischen Sanssouci und Start-up: Designer in Potsdam – Beruf(s)Leben mit Eigenheiten
Wer sich als Designer nach Potsdam verirrt – oder sagen wir: bewusst landet –, der steht schnell im Spagat. Filmpark-Glamour? Stimmt schon, gelegentlich trifft man auf dem Weg ins Studio jemanden, der irgendwo im Babelsberger Schatten an einer Science-Fiction-Konsole schraubt. Doch sobald man sich am Hype vorbeigemogelt hat, merkt man: Designer in Potsdam zu sein, das heißt, sich irgendwo zwischen Traditionspflege und digitalisiertem Zukunftstaumel zu bewegen. Und zwar mit beiden Beinen. Oder wenigstens mit einem festen Standbein und dem anderen auf dem berühmten dünnen Eis.
Was viele unterschätzen: Der Designer-Beruf in Potsdam ist keine Glitzerveranstaltung für Selbstdarsteller oder inspirierte Bohemiens, sondern ein Arbeitsfeld voller Nuancen und fachlicher Fallstricke. Egal, ob Grafik, Produkt, User Interface oder gar Motion – die Anforderungen sind hoch. Nicht nur die Hochschule hat größte Ansprüche an die eigenen Absolventen, auch lokale Agenturen und Studios setzen immer häufiger auf hybride Profile. Was heißt das konkret? Die Tage, an denen ein ordentlicher Umgang mit Typografie und eine solide Mappe für leuchtende Augen im Vorstellungsgespräch gereicht haben, sind – hach, wie vieles – vorbei.
Vielleicht bin ich da zu streng, aber der Potsdamer Markt will mehr: UX-Kompetenz, Grundlagen in 3D-Modellierung, ein Gespür für Medienrecht, DAFÜR noch ausreichend Kenntnis von agilen Methoden, eine Prise Selbstvermarktung, die nicht ins Aufdringliche kippt. Ach so – und bitte mit lokalem Bewusstsein. Ich kenne tatsächlich genug Unternehmen, die sofort abwinken, wenn jemand die märkischen Besonderheiten ignoriert: In Brandenburg tickt man eben anders, und Potsdam ist keine kleine Schwester von Berlin, sondern eine eigene Welt mit historischen Eigenheiten, quer zu jeder hippen Großstadtlogik. Das muss man spüren, nicht bloß ergoogeln.
Was das Zeitgefühl angeht: Der Großraum Potsdam bildet eine eigenartige Blase aus entspannter Provinzialität mit gelegentlichem Adrenalinstoß. Ein Satz, der weder als Lob noch als Tadel gemeint ist: Deadlines in Designprojekten können hier seltsam flott, aber eben auch wunderbar träge sein. Projekte zwischen Digitalagentur am Griebnitzsee und Innovationslabor am Jungfernsee unterscheiden sich gravierend – manchmal verliert man fast das Orientierungsgefühl (und seine To-Do-Liste gleich mit). Der Kreativsektor mit seinen Film-, Medien- und Wissenschaftsclustern bringt Freiraum, manchmal auch schmerzhaften Erwartungsdruck. Das ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang.
Und das Geld, wie ist das Geld? Um die 2.800 € bis 3.200 € sind im festangestellten Bereich beim Einstieg der regionale Standard – mit leichten Ausschlägen in Agenturen oder bei spezialisierten Tech-Firmen lassen sich durchaus 3.400 € erzielen. Inhaber von Studios oder erfahrene Spezialisten pendeln je nach Projektvolumen auf bis zu 4.000 € bis 4.800 € – wobei auch hier Einzelfälle das Bild verzerren. Leider (ehrlich gesagt) bleibt die Sprungschanze zu Berliner Spitzengehältern im Normalfall unüberwindlich. Aber: Lebenshaltung, Mietniveau und der berühmte See vorm Fenster machen vieles wett. Rein rechnerisch, emotional sowieso.
Wer nach einer Nische sucht: Potenziale gibt es zuhauf – nachhaltiges Design mitten im UNESCO-Kulturerbe, Medical UX, Forschung an der Schnittstelle von VR und Storytelling. Hochschulkooperationen sind keine Lippenbekenntnisse, sondern laufen im Tagesgeschäft oft so konkret, dass manche von außen erstaunt fragen: Ist das noch kreativ oder schon Technologietransfer? Ich meine: beides. Damit lässt sich vor Ort angekommen, wachsen – und gegebenenfalls irgendwann das berühmte Berliner Luftschloss ignorieren, weil man in Potsdam längst ein eigenes gebaut hat.