AFRY Deutschland GmbH | 23539 Schwerin, Hamburg, Berlin
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Manchmal frage ich mich, weshalb so viele auf das Berufsbild „Datenerfasser/in“ mit einer Mischung aus mildem Desinteresse und unterschwelligem Spott reagieren. Klar – auf der Oberfläche klingt’s nicht nach großen Visionen oder wildem Karriere-Kick. Tägliches Tippen, Zahlen, Adresslisten, Formulare – „wie schwer kann das schon sein?“ Denken zumindest viele, bis sie es mal gemacht haben. Doch die Realität ist, gerade in Lübeck, nuancierter. Je tiefer man eintaucht, desto mehr entdeckt man: ein Arbeitsfeld zwischen Routine und Verantwortung – mit eigenen Tücken und durchaus mehr Zukunft als gemeinhin angenommen wird.
Niemand wird als Datenerfasser geboren. Die meisten kommen aus unterschiedlichsten Berufen: Einzelhandel, Logistik, manchmal aus administrativen Jobs, selten direkt von der Schule. Was sie erwartet? Häufig eine Mischung aus sorgfältiger Datenerfassung (digital wie analog), Prüfung von Eingaben auf Plausibilität, gelegentliche Recherche und immer öfter: Arbeit mit dynamischen elektronischen Systemen, mit Tools, die schneller altern als alte Büroklammern in den Schreibtischfächern der Altstadt. Ein Beispiel? Mitte 2023 wurde in mehreren Lübecker Unternehmen der Schwenk vollzogen weg von klassischen Excel-Listen – hin zu cloudbasierten CRM-Systemen mit halbautomatischer Fehlerkontrolle. Wer hier den Anschluss verliert, landet ruckzuck auf dem Abstellgleis.
Was viele eben unterschätzen: Datenerfassung ist schon lange kein Synonym mehr für simple Tastenakrobatik. Tempo, ja – doch was zählt, ist Präzision. Wer denkt, Tippfehler „korrigiert nachher schon jemand“, sollte draußen Pause machen. Kundenakten, Inventuren, medizinische Dokumentation – ein kleiner Zahlendreher, eine doppelte Adresse, und der Ärger kommt schneller zurück als ein Ostseewind durchs offene Bürofenster. Dazu braucht’s eine gewisse Unerschrockenheit vor Routine – und doch die Neugier, sich auf immer neue Softwaresysteme einzulassen. Nicht nur die Banken oder Kliniken in Lübeck erwarten mittlerweile, dass Datenerfasser mit digitalem Grundverständnis antreten. Papier war gestern. Und Hand aufs Herz: Wer nicht bereit ist, seine Arbeitsweisen regelmäßig zu überprüfen, bleibt auf der Strecke.
Der Arbeitsmarkt für Datenerfasser bleibt in Lübeck erstaunlich stabil. Ich habe etliche Kolleginnen und Kollegen gesehen, die mit solider Arbeit ihren Platz gefunden haben – oft im Querschnitt zwischen Dienstleistung, öffentlicher Verwaltung und Gesundheitswesen. Gerade in den letzten Jahren, in denen digitalisierte Prozesse und Datenschutzbestimmungen nachgeschärft wurden, ist Verlässlichkeit wieder zur gefragten Währung geworden. Ja, Saisonspitzen gibt’s ebenfalls: Steuerzeitraum, Quartalsinventur, Krankenhausabrechnungen, alles Taktgeber im scheinbar ruhigen Datenalltag der Region. Zwar ist der Stundenlohn nicht ganz das, was Träumende sich so vorstellen: Das durchschnittliche Monatsgehalt reicht von etwa 2.400 € bis 2.900 €, in Einzelfällen mit Zusatzaufgaben auch darüber. Wer mehr will, muss sich weiterbilden (und zwar ernsthaft).
Vielleicht liegt’s am hanseatischen Erbe: Lübeck denkt gern in langen Linien und festen Strukturen – mitten im Modernisierungssog. In vielen Betrieben existieren Relikte aus Fax- und Papierzeiten direkt neben ultra-zeitgemäßer Cloud-Lösung. Klingt schräg, ist aber Alltag. Gerade wer neu einsteigt, muss mit dieser Patchwork-IT erstmal klarkommen: Heute Kundenkonto digitalisieren, morgen Papierakten abgleichen, übermorgen Excel-Matrix pflegen. Wer da den Kopf schüttelt, wird nur müde belächelt – oder besser gleich gefragt, ob er es besser kann. Mut zum Widerspruch und Pragmatismus zahlt sich aus.
Werde ich hier 20 Jahre das Gleiche tun? Vielleicht nicht. Dass Datenerfasser beruflich aufsteigen, ist keine Selbstverständlichkeit, aber ausschließen? Würde ich nicht. Die einen gehen weiter in Sachbearbeitung, manche entwickeln sich in Richtung Datenprüfung, Compliance oder Administration. Was zählt, gerade in Lübeck: Offenheit, Lernbereitschaft – und manchmal einfach dickes Fell. Die, die bleiben, wissen: Es ist eine Arbeit, die gebraucht wird – und selten im Rampenlicht steht. Manchmal, direkt nach Feierabend, frage ich mich immer noch, wie viele Fehler ich heute ausgebügelt habe. Ziemlich viele, vermutlich. Aber wenn dann alles stimmt – das ist dann eben auch ein kleiner, stiller Triumph.
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