Orizon GmbH Niederlassung Nordsachsen/Sachsen-Anhalt | 04103 Leipzig
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Wer morgens an Halle (Saale) denkt, denkt nicht automatisch an Zahlenkolonnen, Sitzen vor Bildschirmen oder monotone Klickgeräusche. Man denkt an die Peißnitz-Insel, an Straßenbahnen im Nieselregen, an Stuckfassaden und an all das, was diese Stadt im Rhythmus von Ost und West so seltsam vertraut erscheinen lässt. Und doch arbeitet hier ein gutes Stück der sogenannten „digitalen Infrastruktur“ – quietschend, gelegentlich zäh, nie wirklich im Rampenlicht. Man sagt nicht: „Ich bin Datenerfasser und darauf bin ich stolz.“ Vielleicht sollte man es öfter tun? Unterschätzt wird dieser Beruf jedenfalls oft genug.
Wer als Datenerfasser arbeitet – und ich spreche da aus Erfahrung, jedenfalls aus nächster Nähe –, der ist selten der Macher im Chefbüro, selten die bunte Rampensau, die das Firmenfest sprengt. Nein, man sitzt meist im Kollektiv: Mal nebeneinander, mal im Homeoffice, mal als Einzelkämpfer mit Kopfhörern. Die Aufgaben? Vieles dreht sich ums Einpflegen, Kontrollieren, Archivieren. Rechnungen, Adresslisten, Kundendaten, Geburtsdaten von Haustieren (ja, das gibt’s), medizinische Unterlagen, Fahrplandaten von Bussen, handgeschriebene Notizzettel und ab und zu auch Aufträge, bei denen man sich fragt: „Wer hat sich das hier eigentlich ausgedacht?“
Manche nennen das „digitales Grundrauschen“. Es ist kein glamouröser Beruf, aber einer, auf den Systeme bauen. Das Tempo ist nicht immer mörderisch, aber Fehlertoleranz existiert praktisch nicht – gerade in Bereichen wie Verwaltung, Gesundheitswesen oder auch in kleinen Hallenser Start-ups, die mittlerweile verstärkt auf Outsourcing verzichten und wieder Wert auf Inhouse-Datenerfassung legen. Ein Trend, der im Übrigen auch mit Datenschutz-Hickhack und dem Wunsch nach Kontrolle zu tun hat.
Wer ist für diesen Job geeignet? Das kann man nicht an einem Zeugnis festmachen. Genauigkeit zählt, manchmal Nerven wie Drahtseile, ein gewisses Talent für monotone Tätigkeiten – und das meine ich ganz respektlos, nicht abwertend. Ja, es kann zäh sein. Aber paradoxerweise gibt’s auch Momente, da fühlt sich die Arbeit an wie ein leises Rätsel: „Was stimmt hier nicht?“, „Wo ist der Hund begraben in diesem Datenwust?“ Kurzum: Wer Lust auf Mustererkennung hat, auf das Sortieren von Chaos, der findet vielleicht sogar Spaß daran. Was viele unterschätzen: Häufig sitzen hier keine Rollentauscher, sondern Menschen, die (gerade in Ostdeutschland) nach Umwegen eine stabile Beschäftigung mögen. Manchmal sogar als Sprungbrett gedacht – aber Vorsicht: Nicht jeder Sprung ist ein Fortschritt; manchmal ist es schlicht das Ankommen im Arbeitsalltag.
Die Qualifikationswege bleiben dabei angenehm offen: Ein Abschluss ist hilfreich, klar, aber weniger entscheidend als Soft Skills – also Konzentrationsfähigkeit, ein gewisser Hang zur Geduld und ein langer Atem. Einarbeitung geschieht meist vor Ort oder durch digitale Schulungen; die Kunst liegt dann darin, das kleinteilige Puzzle auch nach fünf Stunden noch ernst zu nehmen.
Wie sieht’s in Halle (Saale) konkret aus? Die Nachfrage nach Datenerfassern ist solide, aber nicht explosionsartig steigend. Klar – Digitalisierungswellen spülen immer wieder Bestände an Datenarbeit heran, manchmal in Schwällen, dann wieder in zäher Ebbe. Medizinische Einrichtungen, die Uni-Verwaltungen, Versicherungen, Transportdienstleister, sogar einige mittelständische Industriebetriebe melden Bedarf an. In der Regel bewegt sich das Gehalt nach Einstieg zwischen 2.200 € und 2.600 €. Nach ein paar Jahren Erfahrung oder durch Übernahme komplexerer Aufgaben gehen 2.800 € bis 3.100 € in Ordnung, jedenfalls in Unternehmen, die ordentlich wirtschaften. Aber niemand wird reich davon, das sollte man wissen.
Was an Halle reizt? Die Mischung aus überschaubarem Konkurrenzdruck, wachsender Bedeutung regionaler Arbeitgeber (nicht alles läuft nach Berliner Puls), dazu die Möglichkeit, privat und beruflich auf dem Teppich zu bleiben. Es sind kleine Teams, oftmals mit viel gegenseitiger Unterstützung. Oder, um es salopp zu sagen: In Halle ist der Ton oft rau, aber herzlich – und manchmal sitzt man nach Feierabend noch beisammen, klopft Sprüche oder diskutiert halbironisch, wie sinnvoll ein exakter Abgleich von Kundendaten eigentlich ist.
Manchmal ertappe ich mich beim Gedanken: „Das ist doch alles bloß Dateneingabe, irgendwer muss es halt machen.“ Doch es stimmt eben nicht ganz. Wer als Datenerfasser in Halle anheuert, übernimmt Verantwortung für die kleinen Zahnräder im großen Getriebe. Und auch wenn die Branche nicht vor Revolutionen strotzt – ganz ohne Wandel geht es nicht: KI, Automatisierung oder der neue Hang zur Datensicherheit sorgen regelmäßig für neue Herausforderungen. Wer sich darauf einlässt, weiß nach wenigen Monaten: Routine ist nicht dumm. Routine ist das, worauf andere bauen, wenn die Technik mal wieder spinnt. In Halle zählt das, seltsamerweise, immer noch doppelt.
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