AFRY Deutschland GmbH | 28195 Schwerin, Hamburg, Berlin
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Daten sind das neue Öl. Ein Satz, von dem ich fast Ausschlag bekomme, so oft wie er in den letzten Jahren zur Metapher gewechselt wurde. Aber einen Spritzer Wahrheit steckt drin, auch wenn es im Berufsalltag erstaunlich sachlich zugeht. Insbesondere in Bremen, einer Stadt, die statistisch gesehen zwar keine Kaffeemaschine pro Einwohner besitzt, aber doch mit ihrer Branchenvielfalt ein quirliges Sammelbecken für Daten aller Art geworden ist. Was macht das Metier eigentlich aus? Was müssen Berufseinsteiger:innen, Umsteiger, und alle, die vielleicht lasziv mit diesem Berufsbild flirten, wissen – speziell im Bremer Kontext?
Viele glauben, Datenerfasser zu sein bedeute: Tastatur, Bildschirm, Zahlenkolonnen. Stimmt. Und stimmt nicht. Die Wahrheit? Liegt wie immer dazwischen. Die Hauptaufgabe: strukturierte Erfassung und Bearbeitung von Daten – oft hunderte, manchmal tausende Datensätze am Tag. Das klingt monoton, manchmal ist es das auch. Aber das Bild vom stupiden Tipper ist nicht nur unfair, sondern schlicht falsch. Es wird erwartet: Sorgfalt, Durchhaltevermögen und – hier das Unterschätzte – ein aktives Interesse am Verständnis der Zusammenhänge. Wer in Bremen für Wissenschaftsunternehmen, Logistiker, öffentliche Verwaltungen oder kleinere Dienstleister arbeitet, weiß, dass Fehler Folgen haben. Ein Dreher in einer Kundennummer? Kann am Ende bedeuten, dass eine Lieferung quer durch die Überseestadt geistert, statt korrekt vor der Nase des Kunden zu landen. Spätestens, wenn man selbst nach Feierabend beim Paketshop steht und sich wundert, wohin die Bestellung verschwunden ist, erinnert man sich daran.
Fragt man sich, warum es gerade in Bremen einen lebhaften Bedarf gibt: Die Mischung macht es. Mit Häfen, Handel, Industrie, Unis und einer überraschend lebendigen Startup-Ecke ist das Spektrum enorm. Wer hier als Datenerfasser arbeitet, landet selten in einer monothematischen Echokammer. Mal sind es Schiffsladungslisten für einen Logistiker, dann wieder Patientenstammdaten im medizinischen Forschungsbereich – oder gleich eine ganz klassische Adresserfassung für regionale Behördenprojekte. Und ja, klar: Ab und zu sind die Listen so lang wie die Staureihe an einem Freitag am Bremer Kreuz. Aber Bremen tickt anders, was den Umgang mit Tempo betrifft: Bloß kein hektisches Durcheinander, sondern sorgfältiges, schrittweises Abarbeiten – maritimer Pragmatismus eben.
Wer frisch in diesen Beruf einsteigt oder mit dem Umstieg liebäugelt, merkt rasch: Die großen formalen Hürden fehlen. Fachspezifische Vorkenntnisse sind meist willkommen, aber nicht überall zwingend. Was zählt, ist das unscheinbare Dreigestirn: Konzentrationsfähigkeit, strukturierte Arbeitsweise und der Wille, das eigene Tun bei Bedarf kritisch zu überprüfen. Klingt langweilig? Vielleicht. Andererseits: Wer im Callcenter ein- und ausloggt oder stundenlang am Werksband steht, kennt den Sog der Wiederholung. Nur: Im Datenumfeld lauert kein Supervisor im Nacken, sondern meist ein stilles System, das Fehler gnadenlos festhält. In Bremen wiederum gibt es tatsächlich eine zaghafte Ausdifferenzierung: Wer mit Branchen-Software, medizinischen Fachbegriffen oder technischen Standards umgehen kann, ist klar im Vorteil, zum Beispiel im Universitätsumfeld oder in hochspezialisierten IT-Firmen.
Jetzt der spröde Teil. Gehalt. Was viele nicht wissen: Im Vergleich zu den Großstädten Hamburg, Düsseldorf oder München ist Bremen keine Gehaltsrakete, aber auch kein Dumping-Standort. Die Einstiegsspanne pendelt sich meist zwischen 2.200 € und 2.600 € ein, besonders in kleineren Betrieben auch darunter. Bei spezialisierter Tätigkeit, etwa im Wissenschafts- oder Technikumfeld, sind jedoch durchaus 2.700 € bis 3.000 € drin – selten, aber nicht utopisch. Sagt mal ehrlich: Wer erwartet bei so viel Zahlenkolonnen das große Los? Und doch, wage ich zu behaupten, liegt der eigentliche Wert des Berufs woanders. Flexible Arbeitszeiten sind keine Seltenheit, Homeoffice ebenfalls auf dem Vormarsch, nicht erst seit Corona. Man muss also kein Frühaufsteher sein, um hier einen Fuß in die Tür zu bekommen. Oder umgekehrt: Wer Struktur und Routine liebt, findet auch klassische Präsenzmodelle.
Nicht alles glänzt. Der Beruf des Datenerfassers wird gern unterschätzt, nicht nur am Stammtisch. Es bleibt ein Job, der Disziplin verlangt – und nach einer gewissen Zeit Routinen entwickelt, die nicht jeder dauerhaft erträgt. Langeweile? Möglich. Aber oft wird vergessen, dass Routine auch Platz macht für fachliche Weiterentwicklung: In vielen Bremer Betrieben gibt es längst Angebote für spezialisierte Schulungen – etwa zu branchenspezifischer Software oder Datenqualitätssicherung. Ich habe mehr als einen Kollegen erlebt, der vom „simplen Tippen“ zu einer tragenden Rolle im Prozessmanagement gewechselt ist. Das klingt nun sehr nach Aufstiegsgeschichte. Ist es teils auch – aber nur für diejenigen, die neugierig bleiben und gelegentlich Lust aufs Detektivspielen haben. Wer einmal erlebt hat, wie aus unscheinbaren Datensätzen am Ende handfeste Geschäftsentscheidungen abgeleitet werden – der ahnt: Es steckt mehr dahinter, als das Klischee vermuten lässt. Und Bremen? Die Stadt bleibt pragmatisch. Wer hier Daten erfasst, ist, ohne großes Aufheben, ein stiller Motor im Hintergrund. Und manchmal sogar das kleine Feuerschiff im Datennebel, das unbemerkt Richtung gibt.
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