Paul Bauder GmbH & Co. KG | Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
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FingerHaus GmbH | Frankenberg (Eder)
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FingerHaus GmbH | Frankenberg (Eder)
Es gibt Berufe, für die man morgens aufsteht, ohne auf die Uhr zu schauen. Für die einen ist es die Chirurgie, für die anderen vielleicht der Journalismus – für mich war es irgendwann der Geruch von Bitumen am frühen Morgen auf dem Dach eines Kasseler Altbaus, der mir klar gemacht hat: Hier gehörst du hin, zumindest für den Moment. Dachdeckermeister – das klingt zunächst nach Handwerk, Muskelkraft, Wind und Wetter. Stimmt auch. Aber am Ende ist es ein Beruf, bei dem es auf viel mehr ankommt als reine Muskelmasse oder Angstfreiheit in luftiger Höhe.
Wer in Kassel als Dachdeckermeister arbeitet, kennt die Bandbreite an Aufgaben, die auf den Schultern landet. Es reicht vom klassischen Ziegeldecken auf Gründerzeitdächern in der Südstadt bis zur Umsetzung moderner Flachdächer mit Solar- oder Gründachmodulen – und weil die Kasseler Bauordnung gelegentlich recht eigen ist, muss man immer flexibel bleiben. Wer glaubt, als Meister sei man nur noch „der mit dem Klemmbrett“, der täuscht sich gewaltig. Planung, Überwachung, handfeste Reparatur – all das mischt sich täglich. Mal muss schnell Ersatzteile besorgt, mal eine Sicherheitsunterweisung durchgeführt werden. Und dann: das Wetter. Im Januar Eiszapfen, im Juli schmirgelt die Sonne auf die Haut, als gäbe es keine Ozonschicht mehr.
Was viele nicht sehen: Die Arbeit unterscheidet sich heute spürbar vom Schrein auf Opas Werkbank. Digitalisierung drängt auch in die Fassaden und Dachstühle. Drohnen helfen schon beim Aufmaß – wer hätte vor zehn Jahren daran gedacht, dass ein Handwerksbetrieb sich mal einen Piloten leisten würde? Und auch Wärmepumpen, Photovoltaik, Dachbegrünung: Wer hier technikscheu ist, tut sich zunehmend schwer. Dafür sagt mir die Erfahrung – gerade in Kassel, mit seinem Mix aus Neu- und Nachkriegsbauten – werden flexible Leute gesucht. Wer etwas weiter denkt und bereit ist, Neues zu lernen, wird selten unbeachtet bleiben.
Jetzt mal ehrlich: Die Bezahlung ist nicht das Schlechteste, was ein Handwerksmeister erwarten kann. Das Einstiegsgehalt bewegt sich im Kasseler Raum meist zwischen 3.000 € und 3.600 €, je nach Betrieb und Verantwortung. Wer eigenständig Baustellen leitet – und da spreche ich aus eigener, manchmal schlafloser Erfahrung – kann auch die 4.000 € knacken, vor allem bei Spezialisierungen wie energetischer Sanierung oder komplexen Flachdachlösungen. Aber: Materialpreise, Bürokratie und der andauernde Fachkräftemangel sind echte Stimmungskiller. Da geht selbst einem alten Hasen gelegentlich der Geduldsfaden verloren. Und doch: Der Markt bleibt – mit allen Schwankungen – stabiler als in vielen anderen Berufen. Witzig eigentlich, wie viele Freunde aus anderen Branchen inzwischen auf Handwerk blicken, als sei es der letzte sichere Hafen im Sturm. Vielleicht ist er das sogar.
Was man als Berufseinsteiger in Kassel mitbringen sollte? Sicher, Fachwissen ist das Fundament – aber ohne Eigeninitiative, Humor und einer Prise regionaler Sturheit wird’s schwierig. Die Leute hier sind pragmatisch, lösungsorientiert. Weiterbildung? Absolut. Energetische Gebäudesanierung, Schornsteintechnik, digitale Baustellensteuerung – wer sich nicht weiterbildet, rostet. Mein Tipp aus dem Alltag? Manchmal hilft ein Nachmittag mit einem erfahrenen Altmeister mehr als jede Schulung. Und trotzdem: Bleibt neugierig, probiert Neues, lasst euch von Rückschlägen nicht beirren. Das Dach hält ja auch Regen und Sonne aus – und manchmal, mit ein wenig Glück, auch einen neuen Anfang in diesem schönen, aber fordernden Berufsleben.
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