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Über den Dächern von Braunschweig liegt mehr als Moos und Taubenkot. Ein bisschen Pathos darf schon sein, schließlich reden wir hier vom „Meister“ auf dem Dach – dem Moment, wenn man das Taubenflattern vergisst und stattdessen auf die Ziegel schaut, als wär’s ein geheimes Alphabet vergangener Zeiten. Wer als Berufseinsteiger:in oder wechselbereite Fachkraft überlegt, den Sprung zum Dachdeckermeister zu wagen, merkt schnell: Das Bild vom Handwerker, der bloß Pfannen auswechselt, ist, sagen wir mal, vorsintflutlich. Die Realität? Sie wirkt überraschend modern, gelegentlich widersprüchlich, auf jeden Fall hart erarbeitet.
Manchmal frage ich mich wirklich, wie oft man erklären muss, dass „Meister“ nicht heißt, ständig nur die Hände schmutzig zu machen. Die technischen Ansprüche sind in Braunschweig in den letzten Jahren so rasant gewachsen – da wird einem manchmal schwindelig. Wärmedämmwerte, Solartechnik, Regenwassermanagement ... Klingt nach Lehrbuchstoff, ist in Wahrheit aber der ganz normale Baustellenwahnsinn. Wer meint, man müsste nur Dachpappe kleben, übersieht, wie Bauherren (ein schwieriges Volk übrigens) heute schon nach „Photovoltaik-ready“ und „CO₂-Nachweis“ fragen, selbst wenn die alte Garage bloß ein neues Blechdach bekommen soll.
Besonders in einer Stadt wie Braunschweig, mit ihrer Mischung aus Gründerzeitbauten, Nachkriegsbeständen und energetischen Flickenteppichen, wird jeder Tag auf dem Dach zur Art Risikoakrobatik. Man landet am Ende auf wankenden Gauben, mit wetterfesten Laptop und Sicherheitsschuhen, und muss mit dem Baustoffhändler per Videochat den Lieferverzug verhandeln, während fünf Meter unter einem die nächste Kita-Gruppe durchzieht. Ruhe? Vergessen Sie’s. Aber genau das lieben viele an diesem Job: Es gibt keine Routine, nur wechselnde Herausforderungen, gepaart mit der Gewissheit, dass Normen schneller wechseln als der Aprilregen.
Jetzt mal ehrlich: Wer auf das große Versprechen vom „Fachkräftemangel = Selbstläufer“ hofft, wird auch in Braunschweig gelegentlich ausgebremst. Zwar schlägt das Pendel meist zugunsten der Dachdeckermeister aus – die regionale Nachfrage nach Sanierungen, Sanierungsprojekten und Neubauten ist stabil, insbesondere seit das Thema Klimawende aus dem Werbezettel-Deutsch herausgewachsen ist. Aber konkurrenzlos ist man selbst mit Meisterbrief nicht. Die Anforderungen steigen, und das spiegelt sich auch beim Gehalt wider. Ordentliche Betriebe zahlen zum Einstieg meist um die 2.800 € bis 3.200 €, manchmal – mit Zusatzqualifikation, Führungsverantwortung oder Spezialbereich – durchaus auch 3.400 € bis 3.900 €. Liegt man darunter, sollte man zumindest fragen: Wofür eigentlich noch die Zusatzbelastung?
Wobei Geld, das habe ich gelernt, längst nicht das Einzige ist, was die Leute hält. In Braunschweig zählen auch die weichen Faktoren: Wer Wertschätzung, flache Hierarchien und Weiterbildung will – gerade bei Themen wie „grünes Dach“ oder zeitgemäßer Blitzschutz – findet hier dafür bessere Andockstellen als in manch anonymer Großstadt. Das Rad wird nicht ständig neu erfunden, aber der Stil ist weniger hierarchisch als früher. Nicht überall – das wäre schöngefärbt –, aber doch spürbar, vor allem in eigentümergeführten Betrieben.
Was viele unterschätzen: Dachdeckermeister zu sein, heißt heute oft auch, Baustellen zu moderieren, Nachwuchs anzulernen (eine Aufgabe mit Tücken!) und sich regelmäßig mit Amtsvorschriften herumschlagen zu dürfen – Stichwort „Stadtbildpräferenz“. Die Handwerkskammer, regionale Sponsorentöpfe und spezialisierte Bildungsträger bieten fortlaufend Kurse, gerade für Bereiche wie Energetik, Solartechnik und digitale Bauakte. Wer sich hier aufstellt, macht sich im Betrieb oft unentbehrlich – zumindest, solange allein die Wortkombination „Solar & Gaubendach“ bei manchem Altgesellen noch Übersetzungsbedarf hat.
Vielleicht bin ich zu streng, aber eines ist klar: Wer Flexibilität, Pragmatik und Witz mitbringt, findet in Braunschweig als Dachdeckermeister ein überraschend vielschichtiges Berufsfeld – manchmal chaotisch, häufig wetterfühlig, aber selten langweilig. Über Geld und Stress wird zu viel, über die kleinen Zufriedenheitsschübe zu wenig gesprochen. Doch wenn sich am späten Nachmittag ein Schwalbenschwarm quer über die Dächer legt, dann weiß man wieder, warum. Ehrlich.
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