Hamburger Friedhöfe -AöR- | 20095 Hamburg
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Heinz Heidrich GmbH | 21255 Tostedt
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Wer einmal im November auf einem Lübecker Dach in klammen Handschuhen einen Zinkfirst gezogen hat, der weiß, warum Kolleginnen und Kollegen manchmal von einer Zunft mit Charakter reden. Dachdecker Bauklempner – das klingt für viele nach traditionellem Handwerk, nach Schieferplatten, Regen und dem Geruch von Bitumen. Und ja: Genau das ist es. Aber daneben spielt sich in Lübeck gerade auch einiges ab, von dem Neulinge und Umsteiger nur selten vorher hören. Es wird Zeit, ein Licht auf die Ecken zu werfen, die sonst im Schatten liegen – nasses Wetter und Ostseebrise inklusive.
Der klassische Mix: Auf der einen Seite Dachdeckerei, auf der anderen Bauklempnerei. Mal geht es um solide Ziegel, mal um diffizile Blecharbeiten an Gauben, Fassaden, Regenrinnen, Kaminabdeckungen – alles, was Regen und Wind in ihre Schranken weist. Die Bauklempnerei ist dabei nicht nur Zubrot, sondern das raffinierte Herzstück, spätestens wenn historische Dächer von Lübecks Altstadthäusern auf den Werktisch kommen. Da kann jeder Tag zum kniffeligen Rätsel werden, je nachdem, ob eine Kupferverwahrung formgenau einliegen muss oder der Schiefer an der Firstlinie zickt. Bürojob ist jedenfalls was anderes. Vielleicht beneidet einen am Morgen niemand, der seine Schuhe im Trockenen binden kann. Aber Hand aufs Herz: Wer den groben Charme von „Draußensein“ mag, sieht Lübeck von oben – und das nicht nur bildlich.
Manchmal kommt die Frage auf, wie sich das eigentlich rechnet: Körperlich fordernde Arbeit, die nicht jeden Tag von Sonnenschein begleitet wird, bei steigendem Druck im Baugewerbe. In Lübeck liegt das Einstiegsgehalt meist zwischen 2.600 € und 2.900 €, gute Fachkräfte sehen schnell 3.200 € oder mehr. In der Spitze, mit Meistertitel und Zusatzqualifikation, sind 3.500 € bis 4.100 € realistisch – wobei Tarifbindung gerade in kleineren Betrieben ein individuelles Thema bleibt. Und wer sich fragt, ob das reicht: Jeder, der länger als einen Winter übersteht, weiß, wie hart der Job sein kann. Die Kehrseite? Der regionale Bedarf an Dachdeckern und Bauklempnern geht nicht weg, im Gegenteil – energetische Sanierung, Unwetter, Denkmalschutz: Wer hier was kann, wird gebraucht. Gerade in Lübeck, wo Altbauten von der subtropischen Feuchtigkeit der Trave mit Tücke durchdrungen werden. Klingt dramatisch? Ist es manchmal auch.
Früher reichte angeblich der schlichte Zollstock. Heute sind Drohnenaufnahmen, digitale Bauzeichnungen und Feuchtemessgeräte Standard, zumindest bei den Betrieben, die mit der Zeit gehen. In Lübeck findet beides statt – traditionelle Handarbeit und der vorsichtige Spagat Richtung Digitalisierung. Wer sich für Weiterbildung nicht zu schade ist, stolpert über Lehrgänge zu Solartechnik, Gebäudeenergiegesetz oder Blei-Löttechniken, gern mal in der Abendschule oder als Wochenendkurs. Und weil Wärmedämmung, Gründächer und Photovoltaik nicht nur Modeworte sind, sondern Förderprogramme das Arbeitsfeld erweitern, lohnt ein Blick über den Tellerrand. Man verzeihe mir den schlechten Vergleich, aber: Wer winddicht abdichten kann, sollte auch in Sachen Technik nicht auf Durchzug stellen.
Und was bleibt, wenn’s stürmt und hagelt? Der Respekt für ein Handwerk, das selten im Rampenlicht steht, aber Lübeck buchstäblich zusammenhält. Man unterschätzt leicht, wie gerade junge Einsteiger – oder auch erfahrene Fachkräfte, die aus anderen Regionen kommen – ihren Platz zwischen Tradition und Moderne suchen. Ich habe den Eindruck, dass Vieles derzeit im Umbruch ist: Immer mehr Betriebe öffnen sich für Quereinsteiger, investieren in Fortbildungen, jonglieren mit Zeitverträgen und Festanstellungen. Das bringt Unsicherheit – durchaus –, aber auch Chancen für alle, die mehr wollen als schlicht die zweite Reihe Dachpfannen wuppen. Sehen wir es so: Wer oben arbeitet, sieht den Horizont. Die Frage ist kaum, ob es regnet. Sondern, wie man steht, wenn der Wind dreht.
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