NEW AG | 41061 Mönchengladbach
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Wer hier in Aachen das Dach hochklettert – ganz gleich ob als Frischling oder alter Hase mit Umstiegsgedanken – begegnet erst mal einer dicken Schicht Tradition. Übrigens nicht nur im wörtlichen Sinn: Der Aachener Dachdecker-Bauklempner ist so etwas wie die Schnittstelle zwischen Altbauschatz und Moderne, oft unterschätzt und nie wirklich aus der Mode. Man kriecht über Mansardendächer, spürt den spröden Schiefer und ahnt heimlich, wie viele Generationen vor einem wohl dasselbe Werkzeug geschwungen haben. Romantik? Ja, aber der Geruch von Bitumen bleibt doch real genug. Der Beruf bringt viel mit – Fragen sowieso: Was macht den Job heute aus, warum gerade Aachen? Und warum gehen nach wie vor genug Leute auf’s Dach, obwohl man doch auch ins warme Büro könnte?
Schauen wir pragmatisch: Die Aufgaben sind alles, nur nicht monoton. Klar, Dachziegel legen ist Standard – wer darüber lachen will, möge ruhig – aber spätestens bei den kniffligen Übergängen, Falzen und Gauben fängt das Grinsen meist an zu bröckeln. Die Bauklempnerei? Deren Herz schlägt in der Blechverarbeitung: Rinnen, Abdeckungen, Fassadenbleche – alles muss sitzen, auf Zehntel genau, oft bei Wind, Kälte oder Sommerhitze. Ein Dach über dem Kopf bauen – kann ja eine Binsenweisheit sein, aber jeder, der je einen Altbau restauriert hat, weiß: Kein Handgriff gleicht dem anderen. Was viele unterschätzen: Es ist physisch fordernd, der Kopf bleibt aber nie zu kurz. Zeichnungen, Materialkunde, moderne Abdichtsysteme, schräg eingefasste Photovoltaik – ein Fachgebiet, das irgendwo zwischen Baustellenhumor und Technikbegeisterung mäandert.
Aachen bringt dabei eine eigene Farbe ins Spiel. Die Infrastruktur: dicht, die Baugeschichte geprägt von Schiefer, Ziegel und viel Mittelalterverwurzelung. Wer hier arbeitet, hantiert mit denkmalgeschützten Giebeln und verwittertem Mauerwerk, aber eben auch mit Sanierungswellen im Altbestand. Die Energiewende hat längst Einzug gehalten – nicht selten sitzt man da mit der Bauherrschaft am Dachfirst und diskutiert Dachbegrünung versus Solar. Und manchmal, nur manchmal, fragt man sich: Überfordern die stetigen Innovationen nicht irgendwann das klassische Gewerk? Jedenfalls: Ohne Weiterbildung geht heutzutage nichts mehr. Die Zahl der Workshops zu Dämmstoffen, Flachdachabdichtungen oder modernen Anlagentechniken ist in der Region nicht zu knapp, wobei – ich geb’s zu – manchmal mutet das Curriculum schon leicht überfrachtet an. Aber: Wer Lust hat, bleibt nie lang auf dem Wissensstand von gestern.
Der nervöse Blick auf Gehaltstabellen gehört dazu, das wäre gelogen, würde ich was anderes behaupten. Neueinsteiger in Aachen starten, je nach Betrieb und Vorqualifikation, um 2.700 € bis 2.900 € monatlich. Klingt nach Handwerk, ist aber, angesichts der Lebenshaltungskosten, gar nicht so abschreckend. Wer Erfahrung, Zusatzzertifikate oder gar den Meister in der Tasche hat, landet durchaus bei 3.200 € bis 3.800 €. Die Sache mit den Tarifverträgen? Sie geben Orientierung, sind aber nicht das Ende der Fahnenstange – geschickte Verhandlungsbereitschaft vorausgesetzt. Und noch ein Punkt, der selten offen ausgesprochen wird: Der Teamgeist auf den Baustellen ist von einer Robustheit, die sich kaum woanders findet. Man weiß, wer wie montags aus dem Leim geht, lacht gemeinsam und trägt mit zwei Händen das, wofür andere drei bräuchten. Das schweißt zusammen, mitunter über Jahrzehnte hinaus.
Apropos Perspektive: Wer in diesem Beruf klein anfängt, hat reichlich Luft nach oben – wortwörtlich wie im übertragenen Sinn. Weiterbildung ist kein Fremdwort, sondern Grundvoraussetzung. Technologien, Arbeitssicherheit, gesetzliche Vorgaben, Nachhaltigkeit: Jeder, der nicht zum Lernverweigerer mutiert, bleibt am Ball. Die Betriebe – viele davon familiengeführt, andere im Wachstumstaumel durch Modernisierung – suchen nicht nur Hände, sondern Köpfe. Laufkundschaft für die Zukunft, wenn man so will. Und, ganz ehrlich: Wer einmal erlebt hat, wie Regen vom eigenen Dach sauber abläuft, verliert den Respekt vor der Schwerkraft – aber selten die Achtung vor dem Gewerk.
Mein Fazit bleibt durchwachsen, aber zuversichtlich: In Aachen Dachdecker oder Bauklempner zu sein, das ist mehr als Sicherungsgurt und Akkuschrauber. Das bedeutet handfesten Alltag zwischen historischer Verantwortung, technischem Wandel und einer Offenheit für das Unplanbare. Kein Beruf für Ja-Sager oder Bequemlichkeitsliebhaber, aber einer, der ein echtes Fundament hat – im Wortsinn. Vielleicht ist gerade diese Mischung der Grund dafür, warum auch in unserer Zeit immer wieder frische Gesichter auf den Gerüsten auftauchen. „Was machst du eigentlich beruflich?“ – Wer dann ehrlich antwortet, bekommt selten Mitleid. Meist Schmunzeln. Und mit Glück ein bisschen Respekt.
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