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Manchmal stehe ich da und frage mich: CPL – schon wieder so ein Akronym, das zwischen Technikträumen und Fachkräftemangel durch die Flure geistert. Womit haben wir es hier eigentlich zu tun? CPL: Control Panel Logistics. In Hannover ein Begriff, für manche noch sperrig, für andere das tägliche Brot. Es geht um nichts weniger, als die Organisation, Fertigung und Instandhaltung von Steuerschränken und Schaltanlagen – eine Schnittstelle zwischen Elektrotechnik, Logistik und technischem Handwerk. Wer sich auf diesen Bereich einlässt, entscheidet sich nicht für einen monothematischen Bürojob. Sondern für eine Tätigkeit irgendwo zwischen Schaltplan, Lager und manchmal auch laut klickenden Relais. Klingt nüchtern? Nun, die Sache hat mehr Überraschungspotential, als so mancher glauben mag.
Ein Neuling staunt oft: Ein CPL-Spezialist läuft selten nach Schema F. Klar, die Basics – Stromlaufpläne, Verdrahtung nach Norm, Qualitätskontrolle. Aber eben auch viel Abstimmung mit anderen Gewerken, manchmal wild gestikulierende Bauleiter, manchmal eine Lagerlogistik, die ihre eigenen Regeln hat. Dazu kommt das fachliche Vokabular: Rittal-Schrank, Siemens-Logo, UL-Konformität – schon mal nachts davon geträumt? Was einen erwartet: Viel Technik, noch mehr Improvisation und nicht selten die Frage, warum irgendetwas laut Plan gehen müsste, aber partout nicht geht. Und dann? Die berühmte Stehlampe im Kopf anknipsen. Lösungsorientierung, wie es so schön heißt, meint hier: selber probieren, Kollegen fragen, Klemmbrett umdrehen, wieder von vorn. Nachmittags noch schnell den Kunden am Telefon beschwichtigen, weil ein Bauteil auf sich warten lässt. Oder die berühmte Hektik, wenn plötzlich ein Steuerungsgehäuse falsch angeliefert wird und der Zeitplan kippt.
Klartext: Ohne CPL-Fachkräfte geht in Hannovers Maschinenbaubetrieben, Anlagenbauern und bei Mittelständlern mit Fertigungsschwerpunkt wenig bis nichts. Als Wirtschaftsdrehscheibe liegt hier von Automobilzulieferern über Elektrotechnik bis Erneuerbare Energie der Fokus auf Automatisierung. Der Trend: Vieles wandert hin zu digitaler Steuerung und IoT, klassische Handarbeit bleibt dennoch zentral – diese Kombination blendet einfache Routinen gnadenlos aus. Die Nachfrage ist stabil bis steigend, der Verdrängungsdruck gering, aber die Anforderungen werden komplexer. Wer fachlich fit bleibt, hat im Umkreis beste Karten. Es kursiert die Redewendung: „Gute CPL-Leute kriegst du nicht, du musst sie machen!“ Das ist bitter, trifft aber den Punkt – Weiterbildung ist fast schon Überlebensstrategie, keine Kür.
Jetzt zur Gretchenfrage: Wovon reden wir, wenn das Gehalt zur Sprache kommt? In Hannover pendelt der CPL-Bereich beim Einstieg meist zwischen 2.700 € und 3.100 €. Mit Erfahrung, branchenspezifischer Weiterbildung oder der berühmten Extrameile am Wochenende sind auch 3.400 € bis 3.900 € keineswegs unrealistisch – allerdings nicht mit festem Feierabend. Klingt erstmal solide. Aber: Die Spreizung ist frappierend. Manche Kollegen, die als „Universalgenie“ mit besonders seltenen Spezialkenntnissen gelten, verhandeln auch mal 4.200 € und mehr heraus – meist in den großen Ingenieurbüros oder bei spezialisierten Mittelständlern mit akuter Personalnot. Wer hingegen nur als „Kistenschrauber“ wahrgenommen wird, bleibt schnell auf der unteren Gehaltsleiter. Und was viele unterschätzen: Die Erwartungshaltung gegenüber der eigenen Flexibilität steigt Jahr für Jahr. Wer sich ständig weiterbildet, etwa im Schaltschrankdesign mit digitalen Tools oder bei Sonderanlagenbau, sammelt Pluspunkte – beim Chef und letztlich auf dem Zettel mit den Monatszahlen.
Ich gebe zu: Wer in Hannover mit CPL startet und erwartet, nach acht Stunden gepflegt die Werkstatt zu verlassen, irrt. Manchmal bleibt das Handy abends an, weil eben noch ein Anruf vom Projektleiter kommt. Lästig? Vielleicht. Zugleich ist genau diese Mischung aus Technik, Tüfteln und Improvisation der Grund dafür, warum man selten das Gefühl hat, etwas „Abgearbeitetes“ zu machen. Eher eine Kette aus Problem, Lösung und – gelegentlich – Schulterklopfen. Wer neugierig bleibt und sich auf ständig Neues einlässt, findet im CPL-Bereich ein Arbeitsfeld, das weit mehr zu bieten hat als Kabel und Schraubendreher. Der Beruf belohnt detailversessene Tüftler genauso wie jene, die im Chaos den kühlen Kopf behalten. Oder anders: Wer Technik mit Pragmatismus paart und sich an regionale Eigenarten gewöhnt (Stichwort: „hannoverscher Zeitdruck“), hat in dieser Branche nicht nur einen Job – sondern durchaus eine Perspektive mit Anspruch und Charakter.
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