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Ehrlich gesagt: CPL. Drei Buchstaben, die für manche einfach irgendein Fachbereich sind, für andere aber die Eintrittskarte in eine sehr spezifische, manchmal unterschätzte Berufswelt. Die meisten hier im Ruhrgebiet, die halbwegs am Berufsleben teilnehmen, wissen zumindest: CPL, das steht selten für Glanz und Glamour. Aber – und das sage ich aus Überzeugung – unterschätzen darf man diese Jobs nicht. CPL, meist als Kürzel für "Chemical Process Laboratory" (oder sprachlich verwandt zu Chemisch-pharmazeutisches Labor) verstanden, ist in Dortmund fest in der Industrielandschaft verankert. Wer sich für analytische Arbeit, technische Verantwortung und ein Arbeitsumfeld zwischen Laborbank und Produktionshalle interessiert, findet hier mehr als nur ein Sprungbrett.
Wer denkt, dass in Dortmunds CPL-Berufen noch mit dem Gummischlauch und Erlenmeyerkolben experimentiert wird, sollte mal einen Blick hinter die Laborwände werfen. Heute ist der Job im CPL eine Mischung aus angewandter Analytik, prozesstechnischem Verständnis und, ja: Teamwork. „Den ganzen Tag pipettieren und Messwerte notieren“ – das hat mit der Realität immer weniger zu tun. Die Digitalisierung macht auch in den Laboren nicht halt: Automatisierte Messgeräte, digitale Protokollierung, sogar KI-basierte Analysesoftware. Wenn ich ehrlich bin: Die Zahl der Knöpfchen, die man bedienen muss, steigt (und nein, das meine ich nicht abfällig). Zum Berufsalltag gehören chemisch-physikalische Analysen, Qualitätskontrolle und – je nach Spezialisierung – auch mal die knifflige Methodenentwicklung. Besonders auffällig für Einsteiger: Routine gibt’s reichlich, aber ganz ohne Eigeninitiative kommt man hier definitiv nicht weiter.
Dortmunds Vergangenheit als Industriestandort sitzt dem CPL-Bereich natürlich noch im Nacken. Früher Kohle, Stahl, ein bisschen Chemie – heute sieht die Chose nuancierter aus. Für CPL-Leute bedeutet das: Neben den Traditionsbetrieben (die es noch gibt, wenn auch nicht mehr wie vor fünfzig Jahren) wachsen neue, oft mittelständische Labordienstleister mit Fokus auf Umwelt, Pharma, manchmal auch Food. Gerade am Technologiezentrum und im Umfeld der TU Dortmund sprießen kleinere Betriebe, die keine Angst vor neuen Arbeitsmethoden oder modernen Instrumenten haben. Gut: Man merkt, dass die Stadt ordentlich in Infrastruktur und Branchenförderung investiert. In Gesprächen mit Kollegen spürt man aber auch – der Konkurrenzdruck wächst. Jobangebote sind da, aber nicht immer so komfortabel wie ein Klischee-Fachkräftemangel vermuten lässt.
Über Geld spricht man bekanntlich nicht – aber erst recht, wenn man im Labor arbeitet, wird es irgendwann zum Thema. Gerade Berufseinsteiger fragen sich: Reicht das für Dortmunds mittlerweile gar nicht mehr so niedrige Miete? Realistisch starten die meisten je nach Abschluss und Branche mit 2.600 € bis 2.800 €. Wer ein paar Jahre Erfahrung mitbringt, kann auf 3.000 € bis 3.800 € kommen, und erfahrene Spezialisten in der chemischen Industrie kratzen vereinzelt an 4.000 €. ABER: In klassischen Prüflaboren geht’s – seien wir offen – oft nicht über die berühmten 3.200 € hinaus. Die Unterschiede zwischen Pharma, Umwelt oder Industrie können auch mal über 800 € oder mehr pro Monat betragen. Und seien wir ehrlich: Die Frage, was einen „Spezialisten“ ausmacht, ist in dieser Branche manchmal schwieriger zu beantworten als die Summenformel von Aspirin.
Viele unterschätzen, wie sehr Weiterbildung das eigene Profil im CPL-Bereich schärft. Gerade in Dortmund ist das Angebot am Übergang von Ausbildung zu Techniker- oder Meisterfortbildung wirklich breit: Labortechniker, fachbezogene Seminare und – klar – die klassische Pharmareferentkarriere. „Ob das nun eine echte Qualifikation ist oder nur ein Zeugnis-Feigenblatt – darüber lässt sich streiten.“ So hat es mal ein Kollege gesagt, der jetzt selbst Führungskraft ist. Fakt ist: Wer bereit ist, flexibel zu denken und sich auf neue Techniken einlässt, bleibt beschäftigungsfähig. Und trotzdem, das merke ich immer wieder: Karriere im CPL ist oft kein Sprint, sondern eher ein Slalomlauf zwischen technischer Perfektion und politischem Fingerspitzengefühl im Unternehmen.
Ist der CPL-Bereich in Dortmund die große Bühne für visionäre Wissenschaft? Kaum. Aber für Leute, die analytisch denken, verlässliche Ergebnisse lieben und auch dann ruhig bleiben, wenn das Instrumentarium mal wieder Eigenleben entwickelt, gibt es hier solide Perspektiven. Jenseits der Selbstdarstellung als „Laborheld“ begegnet man einer Szene, die sich ständig wandelt – zwischen Tech-Innovation, angestaubter Routine und einer Prise Ruhrgebietscharme. Manchmal spricht die Kaffeemaschine im Nebenraum mehr Wahrheit über den Arbeitsalltag als jeden Imagebroschüre. In diesem Sinne: CPL in Dortmund ist vielleicht nicht aufregend wie ein Chemiecocktail auf Ibiza, aber definitiv ein Berufsfeld, das neugierig macht – und das, finde ich, ist schon einiges wert.
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