expert SE | 84489 Burghausen
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Macromedia Akademie GmbH | 80331 München
Macromedia Akademie GmbH | 80331 München
expert SE | 84489 Burghausen
Macromedia Akademie GmbH | 80331 München
Macromedia Akademie GmbH | 80331 München
Es gibt Berufe, bei denen das Zusammenspiel von regionaler Prägung und technologischer Innovation so deutlich spürbar ist wie kaum anderswo. Die Computer Animation in München – das ist so ein Fall. Wer hier am Anfang steht oder den Sprung aus anderen Sparten wagt, merkt schnell: Zwischen Gründerzeitfassaden und High-End-Studios segeln Kreativität und Präzision oft in einem Boot. Mich hat das ehrlicherweise überrascht. München mit seiner Filmtradition und dieser merkwürdigen Mischung aus Innovationseifer und Traditionspflege – passt das überhaupt zu einem Feld, das sich alle drei Monate neu zu erfinden scheint?
Der Alltag im Bereich Computer Animation klingt für Außenstehende oft nach bunten Bildern, Hollywood-Flair oder, je nach Zielgruppe, nach Werbespots mit sprechenden Turnschuhen. Nur ist das eben die Oberfläche. Hinter den aufwendig inszenierten Animationen stecken oft Tage – manchmal Wochen – getüftelter Arbeit mit zahllosen Einzelbildern, geschickt gesetztem Licht, Simulation und, nicht zu vergessen, endlosem Rendern. In München tummeln sich Studios, die alles miteinander verbinden: Games, Architekturvisualisierung, Werbung, (manchmal sogar Kunst) und nicht zu vergessen der deutsche Film mit seinen eher knappen Budgets. Wer als Einsteiger – oder Quereinsteiger, warum nicht – startet, wird schnell merken: Hier läuft nichts wie am Fließband. Was viele unterschätzen: Auch kleine Teams verlangen Spezialisierung. Es hilft zwar, wenn man ein Allrounder ist, aber ohne solide Kenntnisse in mindestens einer Disziplin – seien es Rigging, Shading oder die zahllosen Varianten von Compositing – wird’s selten mehr als Mittelmaß.
Die berühmten Münchner Studios – von winzig bis wohletabliert – haben eines gemeinsam: Es wird geklotzt, nicht gekleckert. Viele Produktionsfirmen, auch die, die man hier nur am Namen kennt, erwarten nicht weniger als Sorgfalt bis ins letzte Polygon. Willkommen im Qualitätswahn. Der Druck, perfekte Ergebnisse abzuliefern, ist – das kann ich bestätigen – kein Mythos. Wer den Sprung wagt, sollte mehr als nur Tastenkürzel parat haben: Formgefühl, gutes Timing und bisweilen auch Nerven wie Drahtseile. Die technische Seite? Klar, kommt dazu. Ob Houdini, Blender, Maya, Cinema 4D oder After Effects – die Tools sind nicht regional, ihre Anwendung aber oft schon. Eigenwillige Workflows, die in München als „Standard“ gelten, können an anderen Standorten exotisch wirken. Vielleicht ist das dieser bayerische Pragmatismus, gepaart mit dem Drang zum „noch ein bisschen schöner“. Oder bin ich da zu streng?
Die Nachfrage nach Animationsprofis in München ist stabil, aber dynamisch – klingt widersprüchlich, fühlt sich aber genau so an. Produktionen aus Werbung, Fernsehserien und Games füllen die Auftragsbücher, doch Luft nach oben bleibt meistens nur mit Spezialisierung. Der Einstieg bleibt eine Herausforderung, vor allem, weil sich die Abgrenzung zwischen künstlerischem Anspruch und wirtschaftlicher Verwertbarkeit nirgendwo so spitz abzeichnet wie hier. Und über Geld spricht man in München zwar ungern, aber: Das klassische Einstiegsgehalt liegt, je nach Arbeitsumfeld und Unternehmen, zwischen 2.600 € und 3.200 €. Wer besondere Fähigkeiten oder Erfahrung mitbringt, kann auch mit 3.400 € bis 3.900 € rechnen. Es gibt Ausreißer nach oben – und leider auch nach unten. In kleinen Studios (ja, auch davon gibt’s einige) wird das Thema Vergütung gelegentlich zu sportlicher Feilscherei. Manchmal fragt man sich, ob der legendäre Münchner Mietspiegel in der Kalkulation der Studios überhaupt existiert – oder eben auch nicht.
Wenn eines für Computer-Animatoren in München sicher ist, dann der rasante Wandel: Neue Software-Versionen, innovative Render-Technologien, ständig veränderte Kundenwünsche – mal abgesehen davon, dass die öffentliche Hand Projekte oft je nach politischer Wetterlage fördert oder streicht. Weiterbildung ist keine Option, sondern Pflichtübung. Die bayerische Landeshauptstadt bietet dafür einiges: Von spezialisierten Kursen an privaten Akademien über die Programme der Hochschule für Fernsehen und Film bis hin zu Workshops kleiner Anbieter, die manchmal mehr Praxis mitbringen als sämtliche Papierzeugnisse zusammen. Regional typisch: Dieses „geht schon“-Gefühl, das manchmal zu kulturellen Stolpersteinen wird, wenn internationale Teams festere Strukturen brauchen. Aber vielleicht macht gerade das den Reiz aus – ein Arbeitsplatz, der sich irgendwo zwischen Filmfest-Glanz und Start-up-Hektik bewegt. Für manche ein Traum – für andere ein Orientierungslauf zwischen Kunst, Technik und dem berüchtigten Münchner Zeitdruck.
Das könnte Sie auch interessieren