Macromedia Akademie GmbH | 20095 Hamburg
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Manchmal, wenn ich in Altona morgens zur S-Bahn laufe und die Sonne – na ja, eher der Nieselregen – schon die erste Schicht über den Gehwegen verteilt, frage ich mich, warum ich ausgerechnet in der Computeranimation gelandet bin, und das auch noch in Hamburg. Die Antwort ist immer dieselbe: Weil sich hier seit Jahren ein überraschend lebendiges, manchmal auch eigenwilliges Feld entwickelt, das trotz maritimer Zurückhaltung irgendwie brummt.
Wer heute in Hamburg in der Computeranimation anfängt, sollte keine Scheuklappen tragen. Klar, Studios wie UFA, Xinegraphics oder die kleinen hippen Buden am Schulterblatt haben ein gewisses Renommee – aber der Arbeitsalltag bleibt selten geradlinig. Geht es um Werbespots, Architekturvisualisierung, Medical Animation, Game-Assets oder doch um den nächsten Serien-Opener für einen Streaming-Dienst? Gut möglich, dass am Montag das eine und am Freitag schon das andere dran ist. Typisch Hamburg eben: Die Feinarbeit an einem 3D-Modell kann genauso dazugehören wie spontane nächtliche Calls, weil irgendwo zwischen Speicherstadt und Winterhude plötzlich noch eine Textur fehlt. Was viele unterschätzen: Vieles passiert hier im Stillen, fern der roten Teppiche, aber mit erstaunlicher handwerklicher Präzision.
Die Hansestadt mag berüchtigt sein für ihre Reserviertheit, doch gerade das macht den Reiz aus. Hier fragt niemand laut nach „Kreativ-Revolutionen“. Stattdessen zählt solide Arbeit, ein Schuss Understatement und – ja, ich sage es offen – die Bereitschaft, auch die unscheinbaren Jobs mit der gleichen Sorgfalt wie die großen Dinger anzugehen. Dass die Universität Hamburg und ein paar spezialisierte Hochschulen den Nachwuchs befüttern, ist ein Vorteil, der gern übersehen wird. Ausbildungswege? Typischerweise ein Bachelor in Medieninformatik, visuelle Kommunikation oder spezialisierte technische Studiengänge, manchmal aber auch der klassische Quereinstieg mit viel Eigeninitiative. Es gibt keine Einlasskontrolle nach Diplom. Das kann, je nachdem, auch mal befreiend sein.
Das Thema Geld bringt einen oft zurück auf den Boden der Tatsachen. Als Berufseinsteiger muss man mit einem Einstiegsgehalt zwischen 2.800 € und 3.200 € rechnen – vorausgesetzt, man bringt ein ordentliches Portfolio und aktuelle Softwarekenntnisse mit. Wer ein paar Jahre dabei bleibt, regelmäßig Weiterbildungen mitnimmt (Stichwort: neue Render-Engines oder AI-Tools) und sich eventuell spezialisiert, kann sich Richtung 3.400 € bis 4.200 € orientieren. Ich kenne aber auch Kolleginnen, die nach fünf Jahren gerade einmal auf 3.000 € kommen. Was viele vergessen: Die Hamburger Lebenshaltungskosten ziehen ordentlich an. Ein schönes Loft an der Elbe? Eher Wunschtraum. Studioalltag mit WG-Zimmer und Bäcker um die Ecke? Durchaus wahrscheinlicher.
Was man nicht verschweigen sollte: Die Tools wechseln beinahe so schnell wie das Wetter an der Alster. Blender, Maya, Houdini, Cinema 4D – jeden Monat gibt’s gefühlt ein Update, das alles „noch effizienter“ macht. Maschinelles Lernen? Klingt gut, braucht aber Einarbeitung und – Hand aufs Herz – auch eine dicke Frustrationstoleranz. Automatisierung nimmt Routinearbeiten ab, aber sie macht den Job nicht leichter. Champions werden die, die bereit sind, ständig dazuzulernen. Übrigens: Manchmal sitzt man abends noch über einem unerwarteten Bug und fragt sich, ob ein simpler Restart vielleicht Wunder wirkt. Nicht immer der Fall.
Ich habe den Eindruck, dass sich in Hamburg eine ganz eigene Mischung bildet: Hanseatische Ruhe trifft auf digitale Ambition. Die Studios bleiben kleiner, persönlicher – keine Massenabfertigung, sondern individuelle Handschrift. Wer schnell Verantwortung übernehmen will, findet dafür genügend Nischen. Aber unterschätzen Sie die Branche nicht: Viel Konkurrenz, wenig Glamour, aber ein unglaubliches Maß an Zusammenarbeit hinter den Kulissen. Vielleicht ist genau das der Grund, warum Computeranimation in Hamburg nicht laut trommelt, sondern verlässlich liefert. Ist das aufregend genug? Für mich auf jeden Fall – jedenfalls meistens. Und manchmal reicht das auch.
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