Romantik Hotel FreiWerk | Stolberg / Harz
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Wer heute über den Beruf des Co Piloten nachdenkt – sagen wir, mitten in Braunschweig, fernab großer Flughäfen wie Frankfurt oder München –, läuft Gefahr, sich in romantischer Schieflage zu verirren: Abenteuerlust, Weitblick, der ewige Sommer über den Wolken. Aber ernsthaft, das ist allenfalls die halbe Wahrheit. Schon die Jobbezeichnung trügt. Co Pilot heißt längst nicht mehr „nur mitfliegen“, schon gar nicht in Braunschweig, wo die Forschungsluftfahrt, Spezialtransporte und technische Innovationsprojekte längst den Ton angeben.
Man muss es so sagen: Wer in Braunschweig als Co Pilot arbeiten will, sitzt eher selten auf dem Sprung nach New York. Hier geht es stattdessen um ganz eigene Herausforderungen – etwa Forschungsflüge mit unbemannter Technik, Praxistests für neue Navigationssysteme, Messflüge für komplexe Wetteruntersuchungen. Es sind Aufgaben, die höchste Aufmerksamkeit verlangen – und das ist nicht übertrieben. Kaum ein anderer Standort in Deutschland vereint so viele wissenschaftliche Institute, Luftfahrtcluster, kleine Spezialanbieter und High-Tech-Labore auf engem Raum wie das oft unterschätzte Braunschweig.
Was im Alltag zählt, spüren Berufseinsteiger schnell: Routine gibt es selten, Überraschungen schon häufiger. Echte Standardflüge sind in Braunschweig fast exotisch – stattdessen warten vielseitige Projekte, wechselnde Crews und, ja, eine gewisse Unberechenbarkeit im Terminkalender. Wer klare Abläufe und frühes Feierabendbier sucht, wird hier eher selten glücklich. Es gibt Wochen, da gleicht der Job einem fordernden Mannschaftssport: In steter Absprache mit den Piloten, Technikern, Wissenschaftlern wird gemeinsam gearbeitet, improvisiert, entschieden. Manchmal frage ich mich, ob Außenstehende ahnen, wie viel Präzision, Geduld und Multitasking der Beruf verlangt – schon als Einsteiger, nicht erst mit zehn Jahren Erfahrung.
Der Umgang mit Technik ist dabei elementar. Noch mehr als an den großen Passagierstandorten zählt in Braunschweig die Fähigkeit, sich auf verschiedenste Flugzeugtypen, Messinstrumente und Softwarelösungen einzustellen. Da fliegt man heute im bizarren Aufbau einer Forschungsmaschine – und sitzt morgen wieder auf dem Jumpseat eines klassischen Zubringerflugzeugs für regionale Spezialaufträge. Die Übergänge? Fließend. Wer es liebt, sich fachlich weiterzuentwickeln oder in der Nische Spezialkenntnisse zu sammeln (beispielsweise in der Sensorik oder Testflugdokumentation), der findet hier ein erstaunlich dynamisches, fast laborartiges Umfeld. Und Hand aufs Herz: Genau das macht Braunschweig für die Wechselwilligen und Unerfahrenen reizvoll. Stillstand? Fehlanzeige, wenn man neugierig bleibt.
Der Faktor Gehalt ist nicht ganz so glamourös, wie manche denken – oder erhoffen. Einstiegsgehälter bewegen sich hier im Schnitt zwischen 2.800 € und 3.200 €. Mit zunehmender Projekterfahrung und speziellen Zusatzqualifikationen sind auch 3.500 € bis 4.200 € drin, doch auch das verlangt Flexibilität und Durchhaltevermögen. Was viele unterschätzen: Regionale Unterschiede machen sich im Vergleich zu Ballungszentren durchaus bemerkbar, allerdings wird das häufig durch ein solides Netzwerk aus Weiterbildungsmöglichkeiten vor Ort ausgeglichen. Ich habe den Eindruck, dass gerade die kleineren Institute, die typischen Mittelständler und forschungsnahen Unternehmen auf langfristige Entwicklung setzen statt auf kurzfristige Gewinnmaximierung. Klingt jetzt ein bisschen nach Betriebswirtschaft, ist aber für Berufseinsteiger keineswegs unwichtig – Stabilität allein ist schließlich auch eine Währung.
Klar ist, dass die regionale Ausrichtung des Luftfahrtsektors in Braunschweig ein besonderes Klientel anzieht: Technikbegeisterte, Spezialisten, „Tüftler mit Fluglizenz“. Der klassische Durchmarsch zur Langstrecke steht hier seltener im Vordergrund als der Wunsch, innovative Technologien zu begleiten oder Schnittstellenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis zu leisten. Manchmal frage ich mich: Ist Braunschweig ein Sprungbrett oder eher ein dauerhafter Heimathafen? Für viele ist es beides. Nur eines ist sicher: Wer sich als Co Pilot hier engagiert, wird mit jeder Flugminute handfester, flexibler – und womöglich mehr zum Teamspieler, als er selbst geglaubt hätte.
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