Siemens AG | Bad Neustadt an der Saale
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DMG MORI Seebach GmbH | Seebach (Wartburgkreis)
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DMG MORI Seebach GmbH | Seebach (Wartburgkreis)
Wer sich als CNC-Dreher in Erfurt verdingt, betritt eine Art Werkstatt zwischen Hightech und Handarbeit. Und – das vorweg – es ist kein Beruf für Leute, die ihre Hände lieber in den Hosentaschen vergraben. Was zählt? Präzision, Geduld, ein gewisser Hang zu kleinen Siegen. Die Palette der Aufgaben reicht von Einzelteilfertigung für den Erfurter Maschinenbau bis hin zur Serienproduktion für die Automobilzulieferer der Umgebung. Wiederholen? Täglich. Langeweile? Selten, wenn man genau hinschaut – oder besser: zuhört. Viele unterschätzen, wie wachsam und vorausschauend man an der Maschine stehen muss. Ein halber Millimeter daneben, und die ganze Produktion gerät ins Stolpern. Und dann ruft wieder einer „Das passt nicht!“ durch die Halle …
Erfurt ist, – seltsam, aber wahr –, ein Ort, an dem Tradition klackert wie das typische Geräusch der Spannzange an der Maschine. Die Stadt hat ihre Finger im Spiel, wenn es um feinmechanische Komponenten, Präzisionsteile, Medizintechnik oder Solarindustrie geht. Wer hier als Berufseinsteiger aufschlägt, muss nicht immer gleich den großen Wurf erwarten. Das Einstiegsgehalt pendelt sich realistisch irgendwo bei 2.700 € ein – für manchen erst mal Ernüchterung. Später, mit ein paar Jahren und dem richtigen Draht zum Meister oder Techniker, kommt man auch in Richtung 3.100 € bis 3.400 €. Klar, das reicht in einer sympathisch bezahlbaren Stadt wie Erfurt für ein gutes Leben, aber das große Geld? Andernorts zu holen.
Wer als CNC-Dreher arbeitet, weiß: Ohne Weiterbildung ist hier schnell Ende Gelände. Die Digitalisierung in der Fertigung – Stichwort Steuerungssysteme, smarte Überwachung, bauteilgenaue Programmierung – kehrt mit jedem Messeherbst ein Stück schneller ein. In Erfurt spürt man das, vielleicht nicht zuerst in den Großbetriebshallen, sondern genauso beim Familienbetrieb an der Stadtkante. Mancher Kollege, den ich erlebt habe, stöhnt über den Umstieg auf neueste Steuerungsarten, andere nehmen’s sportlich. Am Ende zwingt der technische Wandel fast jeden, sich fortzubilden: CAD/CAM, Steuerungsoptimierung, Qualitätskontrolle. Vieles läuft über die klassischen Anbieter in Thüringen – die Nachfrage steigt, jeder spricht von „knappen Köpfen“. Und ja, es bleibt ein Wettrennen um die besten Plätze, auch wenn am Stammtisch lieber über Fußball debattiert wird.
Was macht den Reiz des Berufsstandorts Erfurt aus? Einerseits diese Mischung aus mittelständischem Pragmatismus und verblüffend internationalem Zuliefergeschäft. Wer morgens durch den Erfurter Kaffeegeruch in die Halle stapft, begegnet Kollegen aus Polen, Ungarn oder dem Umland von Gotha – ein Mosaik aus Arbeitsethos, Sprachwitz und verschmitzten Pausen. In mancher Ecke wird noch ein wenig gestritten: Gibt’s wirklich genug Nachwuchs, sind die Maschinen zeitgemäß? Oder, weniger poetisch: Lasst ihr die Innovation draußen oder holt ihr sie in die Produktionsstraße? Manchmal frage ich mich selbst, warum das Thema Wertschätzung immer noch ein Dauerbrenner bleibt – schlechte Schichtpläne, eine launige Schichtleitung, oder einfach das Wissen, dass in größeren Städten der nächste Karriereschritt vielleicht lockt.
Wer sich auf die CNC-Dreherei in Erfurt einlässt, der sucht nicht die Bühne. Aber auch keine graue Routine. Mir kommt es manchmal vor, als schwebte jeder Auftrag zwischen Kunsthandwerk und Präzisionssport. Fachkräftemangel? Nicht nur Gerede – man sieht es in den Betriebsversammlungen oder daran, wie schnell ein gutes Wort für den Kollegen zum neuen Arbeitsvertrag führt. Sicher, der Lärmpegel ist gewaltig – aber der Stolz, wenn ein Auftragssatz passt, entschädigt für so manches Rattern. Was viele unterschätzen: Es ist eben nicht nur Maschinenbedienung, sondern eine Art stilles Handwerk. Und in Erfurt? Da hat dieses Handwerk noch eine Stimme – vielleicht leise, aber verdammt beständig.
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