medac Gesellschaft für klinische Spezialpräparate mbH | Wedel bei 20095 Hamburg
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medac Gesellschaft für klinische Spezialpräparate mbH | Wedel bei 20095 Hamburg
Hamburg. Man sagt ja gerne, die Elbe bringe ständig Frischluft ins Gedankengebäude – und irgendwie, finde ich, spürt man das auch in den Laboren dieser Stadt. Wer als Chemiker oder Chemikerin im Arzneimittelbereich hier Fuß fasst, bewegt sich irgendwo zwischen analytischer Akribie, Innovationsdruck und einem ordentlichen Schuss norddeutscher Gelassenheit. Aber wie sieht das nun tatsächlich aus? Ich habe selbst gestaunt, wie rasch sich Theorie und Praxis in diesem Beruf auf Hamburger Boden vermengen – und das meine ich wörtlich wie im übertragenen Sinne.
Im Tagesgeschäft sind es selten die spektakulären Durchbrüche, von denen in der Weltpresse die Rede ist. Viel eher sind es die Stunden zäher Grundlagenarbeit an organischen Synthesen, die Validierung von Methoden oder – ganz uneitel gesagt – das akribische Dokumentieren. Die Hamburger Arzneimittelchemie ist geprägt von Internationalität: Mal sitzt im Nebenlabor ein Kollege aus Frankreich, mal steuert die Entwicklungsabteilung des Mutterkonzerns die Richtlinien ein. Und irgendwann, zwischen zwei Deadlines, wundert man sich: Wie viele Kontrollinstanzen braucht ein Wirkstoffkandidat bis zur Freigabe eigentlich wirklich? (Spoiler: gefühlt doppelt so viele, wie das neue QM-Handbuch verspricht.)
Wem die pharmazeutische Welt zu glatt erscheint, wird in Hamburg gelegentlich eines Besseren belehrt. Die hier ansässigen Unternehmen – große Namen aus der forschenden Arzneimittelbranche, aber auch Mittelständler, die auf Lohnsynthese oder Spezialanalytik setzen – profitieren von der Nähe zum Hafen und exzellenten Verkehrsanbindungen. Klingt nüchtern, macht aber einen Unterschied: Viele innovative Projekte landen oft zuerst hier, weil Export und Import von Vorprodukten vergleichsweise reibungslos laufen. Nicht zu vergessen die Wissenschaftslandschaft – von den Laboren der Uni Hamburg bis zum Biotechnikum in Bahrenfeld. Da wird schon mal diskutiert, wohin die Arzneimittelentwicklung steuert: Klassische Kleinstmoleküle? Biologicals? Oder alles gleichzeitig, weil das Regulatory Affairs Team plötzlich Multi-Platform-Expertise fordert? Ich gebe offen zu, manchmal schwirrt einem der Kopf – und dann hilft nur ein starker Kaffee in der Kantine.
Natürlich, über Geld spricht man angeblich nicht. Aber warum eigentlich nicht? Wer frisch mit dem Master oder gar einer Promotion in der Tasche startet, findet in Hamburg eine vergleichsweise robuste Gehaltslandschaft vor: Einstiegsgehälter bewegen sich meist zwischen 3.700 € und 4.200 €, in Einzelfällen auch mehr, je nachdem ob klinische Entwicklung, galenische Entwicklung oder analytische Chemie. Und wer glaubt, Pharma zahle immer traumhafte Summen, liegt daneben – gerade kleinere Spezialdienstleister sind eher im Bereich 3.300 € bis 3.600 € unterwegs. Mit einigen Jahren Erfahrung, vielleicht einer Zusatzqualifikation im GMP-Bereich oder einer Schnittstellenfunktion zu Regulatory Affairs, lässt sich das ohne Weiteres nach oben verschieben. Allerdings: In den jüngsten Projektrunden haben immer wieder Kolleginnen und Kollegen festgestellt, dass Outsourcing und Kostendruck zu verschärfter Konkurrenz führen. Keine reine Wohlfühlzone – aber eben auch kein Haifischbecken.
Ich sage es, wie ich es empfinde: Wer als Chemiker:in für Arzneimittel in Hamburg arbeitet, erlebt ein Kapitel MINT-Berufsleben, das von überraschender Lebendigkeit ist. Es gibt Tage, da fragt man sich, ob die neu eingeführte Software mehr Fehler produziert als sie behebt, oder ob die Diskussion im Projektmeeting jemals ein Ende findet. Und trotzdem – oder gerade deswegen – bleibt das Berufsfeld spannend: Die Schnittstellen zu Biotechnologie, die rasanten Entwicklungen im Bereich personalisierter Medizin, der Kontakt zu internationalen Teams … Das ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang an der Alster. Wer sich darauf einlässt, spürt schnell die typische Hamburger Mischung: hanseatische Nüchternheit plus ein Quäntchen Ehrgeiz. Ich jedenfalls würde mir manchmal wünschen, die Breite der Möglichkeiten – und die kleinen menschlichen Schwächen, die alles so vielschichtig machen – wären bekannter. Am Ende bleibt: Es gibt selten DEN typischen Tag im Labor. Und das, ehrlich gesagt, ist wohl das Beste am Job.
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