Chemielaborant Jobs und Stellenangebote in Kiel
Beruf Chemielaborant in Kiel
Chemielaboranten in Kiel: Zwischen Messkolben und Meerblick
Anfangs klingt „Chemielaborant in Kiel“ ja fast romantisch – diese Sache mit der Ostsee, dem salzigen Wind und dann im weißen Kittel mit der Pipette hantieren, irgendwo zwischen Uni-Gebäude, Industriepark und Schreibtisch am Fenster. Wer hier die ersten Wochen verbringt, stellt schnell fest: Es ist kein Job für Versuchsromantiker. Eher was für Menschen, die Präzision mögen, aber auch ein Maß Unsicherheit aushalten. Kiel ist keine Chemiehochburg auf dem Level von Leverkusen oder Ludwigshafen, okay, aber für Norddeutschland? Durchaus bemerkenswert: Forschungsnester, Uniklinik, Biotech-Firmen, das eine oder andere Traditionsunternehmen. Vieles hängt hier am maritimen Sektor, am Umweltschutz, an Innovationen fürs saubere Wasser.
Wer ernsthaft überlegt, sich hier als Chemielaborant einen Namen zu machen – sei’s zum Jobeinstieg, nach Umschulung oder in der Sinnkrise nach drei Jahren in der Großstadt – stößt auf ein Bild, das so glatt nicht ist. Die Arbeitsfelder: bunt wie das Tablett mit Petrischalen. Mal synthetisiert man speziell neue Werkstoffe für Medizintechnik, mal kontrolliert man Wasserproben auf Schadstoffe. Wobei, diesen klassischen Geruch nach Lösungsmitteln und benetzten Glasgefäßen – den lernt man lieben, oder eben nicht. Im Uniklinikum? Da hat Präzision noch mal eine andere Bedeutung, weil’s manchmal auf Mikrogramm ankommt und der Fehler gleich am Menschen ankommt. Industrieunternehmen? Na ja, da regiert die Produktionskontrolle, da rotiert man zwischen Messplatz und Qualitätsmanagement – monotone Routine ist da manchmal unvermeidlich, aber langweilig wird’s selten. Ein bisschen wie Schiffsbau: Viel Technik, viel Norm, aber wehe, man übersieht ein Leck.
Das liebe Gehalt – Fluch und Segen zugleich. In Kiel reden wir (ehrlich gerechnet, Klarnamen braucht es nicht) für Einsteiger meist irgendwo zwischen 2.600 € und 2.900 € monatlich. Klar, Ausreißer nach oben gibt’s, mit Erfahrung, in Speziallaboren oder Toxikologie, dann sind locker auch 3.100 € bis 3.400 € drin. Das Leben an der Förde frisst einem das Ersparte nicht so rasch weg wie es etwa in München der Fall wäre. Trotzdem hat hiesige Chemie selten das ganz dicke Ende – Führungsrollen sind rar und brauchen langen Atem. Was viele unterschätzen: Tempel der Forschung sind heiß umkämpft, da hat jeder einen Bachelor am Revers, manch einer vorneweg ein Fernstudium oder eine Weiterbildung zur „Technischen Fachkraft für Laborgüte“. Schöne Titel, komplizierte Wege. Nicht zwingend, aber förderlich.
Apropos Qualifikation: Wer glaubt, Chemielaborant bleibt man und dreht für Jahrzehnte an den gleichen Knöpfchen, denkt zu schwarzweiß. In Kiel, wie überhaupt in der Nordregion, verschiebt sich das Bild. Digitalisierung sprengt alte Routinen – Automatisierung nimmt die Handarbeit, verlangt aber ein besseres Verständnis für Messsoftware und Dateninterpretation. Neulich fragte mich ein Kollege, wie’s eigentlich weitergehen soll mit klassischem Puffer- und Titrationswissen, wenn die nächste Softwarerevision kommt. Mein Gedanke: Wer nicht lernwillig bleibt, geht im eigenen Lösungsmittel unter. Viele Unternehmen bieten mittlerweile hausinterne Schulungen, manche schicken ihre Leute sogar zu kurzen Uni-Modulen. Ist kein Aufstieg auf dem glatten Treppchen, aber ein Schritt nach vorne. Die Gehaltskurve biegt nach solchen Fortbildungen auch schon mal ein wenig nach oben – nicht raketenartig, aber sichtbar. 3.200 € nach fünf, sechs Jahren samt Zusatzqualifikation sind alles andere als ein Märchen.
Was vielen, gerade am Anfang, fast den Atem nimmt, sind die Arbeitsbedingungen. Manche Labore verströmen den rauen Charme der 80er-Jahre, andere sind blendend modern. Persönlich schätze ich diesen pragmatischen Kieler Geist: Man improvisiert, wo’s sein muss, klagt aber auch nicht, wenn mittwochs der Pipettenspender hakt. Klar, die Zeit ist getaktet, die Verantwortung mitunter knifflig (und die Schutzbrille keine Zierde). Aber: Der kollegiale Zusammenhalt ist selten schlecht. Vielleicht liegt das an der Ostseeluft. Oder daran, dass man bei aller Präzision nie ganz sicher ist, was das Tagesende bringt. Und irgendwie macht genau das den Beruf aus – zumindest hier, am Rand Deutschlands, da, wo das Meer fast ins Labor schwappt.