expertum GmbH | 47803 Krefeld
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Wer schon einmal an den Werkstoren des Chemieparks Oberhausen gestanden hat, weiß: Hier riecht es nach mehr als nach Chemie. Es riecht nach Technikgeschichte, nach rauem Alltag, nach Verantwortung. Und irgendwo mittendrin schleichen sie sich zwischen Pipetten, Abzügen und Lüftungsgeräuschen durch den Tag: Chemielabor Jungwerker. Ein Beruf, der etwas Erdiges hat – und zugleich den Anspruch, mit den feinsten Substanzen der industriellen Welt zu jonglieren. Warum eigentlich macht man das? Oder noch direkter: Warum bleibt man?
Zunächst muss ein Missverständnis aus dem Weg geräumt werden. Wer beim Wort „Jungwerker“ an angelernte Hilfskräfte denkt, unterschätzt diesen Job gewaltig. Eine solide technische Ausbildung ist zwingend. Praktisches Anpacken – ja. Aber wehe, man vergisst beim Umgang mit Gefahrstoffen auch nur einen Handschuh. Das Labor ist kein Spielplatz, und die Arbeit mit Mess-, Filter- oder Trocknungsanlagen erfordert eine Aufmerksamkeit, bei der andere schon längst Kaffee holen gehen würden. Und dann das: Geräte kalibrieren, Proben ansetzen, Stoffe analysieren, Zwischenwerte dokumentieren – alles unter Zeitdruck, alles vernetzbar mit Produktionsabläufen, die in der Region seit Jahrzehnten ein wichtiger Wirtschaftsmotor sind.
Ich merke immer wieder, wie undankbar die Sichtbarkeit dieses Berufs ist. Da stehen ganze Anlagen still, weil eine Probe nicht stimmt – doch wer im Team improvisiert, nachjustiert, manchmal sogar die entscheidende Spurensuche betreibt, bleibt oft namenlos. Und trotzdem: Die Branche im Ruhrgebiet (vor allem im Dreieck Duisburg – Oberhausen – Essen) bietet erstaunlich stabile Perspektiven. Gutes Personal wird gesucht, die Fluktuation in den Chemielaboren ist niedriger als in so mancher anderen Sparte. Das Einstiegsgehalt ist – man muss ehrlich bleiben – solide, aber nicht üppig. Im aktuellen Marktumfeld pendelt es zwischen 2.700 € und 3.200 €, abhängig vom Standort, Betrieb und tariflicher Bindung. Aber was viele unterschätzen: Mit wachsender Erfahrung, Schichtbereitschaft und gezielten Zusatzqualifikationen – sei es in Umweltanalytik, Prozesstechnik oder Sicherheit – sind Sprünge auf 3.400 € bis 3.800 € durchaus drin. In manchen Dauerschichtbetrieben mit anspruchsvoller Technik sogar noch mehr. Klingt nüchtern, ist aber für viele aus der Region ein echtes Stück Unabhängigkeit.
Noch ein Punkt, der die Jüngeren oft zieht: Digitalisierung. Was vor zehn Jahren noch mühsam-manuelles Tüfteln war, läuft inzwischen immer öfter über Bildschirm und Datenbank. Das Labor wird smarter, aber eben auch komplexer. Ich weiß noch, wie ich selbst das erste Mal ein neues Chromatographie-Gerät bedienen musste, während die Software schon Alarm schlug, bevor ich etwas falsch machen konnte. Schön, wenn die Technik mitdenkt – aber wehe, der Verantwortungsbereich verschwimmt, weil plötzlich Datenmanagement und Fehlersuche am PC zum Alltag dazu gehören. In Oberhausen sind die Wege zwischen Praxis und IT gefühlt kürzer als anderswo; auch, weil viele Unternehmen eng mit regionalen Bildungsträgern zusammenarbeiten.
Warum empfiehlt man diesen Beruf? Es gibt darauf keine pauschale Antwort. Was viele äußere Anreize betrifft – klar, man kann mit Engagement und Lernbereitschaft in anderen Industrien schneller nach oben kommen. Aber wer eine Kombination aus handfesten Aufgaben, kollegialem Zusammenhalt (man duzt sich fast überall) und dem festen Gefühl sucht, dass am Feierabend wirklich „etwas läuft“ – der findet hier seine Nische. Mein Fazit, so sehr ich das Wort hasse: Chemielabor Jungwerker zu sein ist nichts, was man auf einer schicken Party gern erklärt. Aber es ist, gerade in Oberhausen, handfeste Zukunft – für Leute, die nicht nur reden, sondern lieber einmal zu oft den Ärmel hochkrempeln. Die Industrie im Ruhrgebiet mag manchmal grau wirken – aber unten im Labor schimmert Zukunft. Und ja, manchmal sogar Stolz.
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